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Bundesamt für Naturschutz

Leucorrhinia pectoralis - Große Moosjungfer

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1042
Artengruppierung
Libellen
Synonyme
Libellula pectoralis
Status Rote Liste Deutschland
(Ott et al. 2015): 3 (Gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Kalkman et al. 2010): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
Bisher keine Bearbeitung

Beschreibung

Vagabunden der Lüfte – auf zu neuen Ufern

Die Bestände der Großen Moosjungfer unterliegen hohen Schwankungen. Gleichzeitig besiedelt die Art meist Gewässer geringer Größe, diese beträgt oft nur einige dutzend m² oder weniger. Kommt es in für die Art günstigen Jahren zu einer hohen Individuenzahl, so kann sich die Art äußerst wanderfreudig zeigen. Ein vermutlich hoher Anteil der Tiere verlässt dann das Fortpflanzungsgewässer nach dem Schlupf nicht nur vorübergehend, sondern „schwärmt“ aus in die weitere Umgebung, Fachleute sprechen von einem so genannten „Dispersionsverhalten“. So wurden Imagines (Geschlechtsstadium) der Art noch in mehr als 20 km – in Einzelfällen sogar bis zu 120 km Entfernung – vom nächsten bekannten Fortpflanzungsgewässer beobachtet.
Neben der Konkurrenzvermeidung bei einer hohen Individuendichte dürfte dieses Verhalten vor allem der Erschließung neuer Gewässer dienen. Denn die Art bevorzugt weder Gewässer mit zu lockeren, noch mit zu dichten Pflanzenbeständen – sie besiedelt Gewässer mit mittlerem Pflanzenbewuchs. Bei fortschreitender Verlandung muss die Art also in der Lage sein, auszuweichen und mitunter weit entfernte Gewässer erreichen zu können. Ihr ausgeprägtes Wanderverhalten ermöglicht so der Großen Moosjungfer neu entstandene, geeignete Gewässer rasch zu besiedeln.

Merkmale der Großen Moosjungfer

Der große auffallend gelb leuchtende Fleck auf dem siebten Hinterleibssegment ist das arttypische Merkmal. Die helle Stirn ist Kennzeichen aller Arten der Gattung der Moosjungfern.

Verbreitung

Das Areal der Art reicht von den Pyrenäen bis zum Altai und von Süd-Skandinavien vereinzelt bis in den Balkan. In Deutschland liegen die Verbreitungsschwerpunkte im Tiefland von Niedersachsen bis Brandenburg, im Alpenvorland und in Nord-Bayern. Besiedelt werden teilverlandete Teiche und Weiher, kleine Seen, Torfstiche, Schlenken, Kolke und Lagg-Gewässer.

Lebensraum

Die Große Moosjungfer bevorzugt Gewässer mit einer reichhaltigen Ausstattung unterschiedlicher, jedoch nicht zu dichter Pflanzenbestände. Neben offenen Wasserflächen und Beständen von Unterwasserpflanzen finden sich oft auch Schwimmblattpflanzen und lockere Riedbestände. Die wärmebedürftige Art besiedelt gern Gewässer, die durch eine starke Sonneneinstrahlung und einen durch Torf und Huminstoffe dunkel gefärbten Wasserkörper eine hohe Wärmegunst aufweisen. Sie findet sich in Gewässern mit einem mittleren Nährstoffgehalt – besiedelt werden z.B. Moorschlenken und –kolke, Torfstiche, Laggs (Moorrandgewässer), Weiher, Kleinseen, Feldsölle und Abgrabungsgewässer.

Fortpflanzung/Biologie

Die Eier werden auf die Wasseroberfläche abgelegt. Die Larvalentwicklung dauert 2 bis 3 Jahre. Die Flugzeit erstreckt sich von Mitte Mai bis Ende Juli. Wesentliche Habitatfaktoren sind eine z. B. durch Pflanzenteile strukturierte Wasseroberfläche und eine lockere Riedvegetation. Es werden sowohl relativ nährstoffarme als auch -reiche Gewässer besiedelt.

Ökologie der Art

Die Große Moosjungfer findet sich in Gewässern mit einer mittleren Dichte der Pflanzenbestände. Sie meidet sowohl bewuchslose als auch stark bewachsene Gewässer mit dichten und hochwüchsigen Pflanzenbeständen. Sie besiedelt daher bevorzugt Gewässer mittlerer Stadien des Pflanzenbewuchses (Sukzession) mit einer meist hohen Vielfalt unterschiedlich gegliederter Pflanzenbestände. Neben offenen Wasserflächen finden sich Bestände aus bis an die Wasseroberfläche reichenden Unterwasserpflanzen. Diese sind vor allem Wasserschlauch- (Utricularia vulgarisU. australisU. minor), Tausendblatt- (Myriophyllum spicatum) und Hornblatt-Arten (Ceratophyllum demersumC. submersum), Torf- und Wassermoose sowie Armleuchteralgen. Oft sind auch Bestände von Schwimmblattpflanzen aus z.B. Schwimmendem Laichkraut (Potamogeton natans) oder der Weißen Seerose (Nymphaea alba) sowie lockere Riedbestände vor allem der Schnabel-Segge (Carex rostrata) vorhanden. Die Gewässer sind zumeist von lockeren Gehölzbeständen umgeben oder befinden sich in Wäldern. Nur selten liegen sie in der offenen Landschaft.

Die Fortpflanzungsgewässer der Großen Moosjungfer haben einen meist mittleren Nährstoffgehalt und können sehr unterschiedlich groß sein: die Größe der offenen Wasserfläche liegt zwischen 5 und mehr als 20.000 m². Die Gewässer bzw. deren besiedelte Zonen sind mit einer Wassertiefe von meist unter 0,8 m sehr flach. Häufig werden Moorgewässer mit einem von Huminstoffen braun gefärbten Wasserkörper und einem dunklen Untergrund aus Torfschlamm besiedelt. Die Beschattung durch Ufergehölze ist meist gering, so dass die Gewässer eine hohe Sonneneinstrahlung aufweisen. Beides – der dunkle Untergrund und eine hohe Sonneneinstrahlung – führen zu vergleichsweise hohen Wassertemperaturen und günstigen Verhältnissen für die als wärmebedürftig geltende Große Moosjungfer (Wildermuth 1992, Sternberg et al. 2000, Mauersberger 2003).

Ihren Lebensraumansprüchen entsprechend ist die Große Moosjungfer v.a. in Süddeutschland eine Bewohnerin von Moorgewässern wie größeren Schlenken und Kolken, Torfstichen sowie Gewässern der Moorrandzone – den so genannten Laggs. Sie findet sich aber auch regelmäßig in anderen Gewässertypen, weshalb sie nicht als „Hochmoorlibelle“ angesehen wird (Sternberg et al. 2000). So besiedelt sie in Niederungen mit grundwassergespeisten Niedermooren Kleingewässer und Gräben. In Nordostdeutschland bewohnt die Art auch Feldsölle – das sind Kleingewässer in eiszeitlich entstandenen Toteislöchern. Daneben findet sie sich in Kleinseen, Weihern und Biberstauseen. Aber auch durch den Mensch entstandene, so genannte Sekundärgewässer wie nicht mehr genutzte Fischteiche und Abgrabungsgewässer in Sand-, Lehm- und Kiesgruben sind Fortpflanzungsgewässer der Art.

Die Große Moosjungfer bevorzugt fischfreie Gewässer. Sie kommt aber auch zusammen mit Fischen vor, wenngleich in geringerer Dichte (Mauersberger 2010). Gewässer mit Fischbeständen können vermutlich nur dann besiedelt werden, wenn sich randlich Bereiche mit dichtem Pflanzenbewuchs finden, in denen sich die Larven verstecken können. In Gewässern, deren Fischfauna vom Flussbarsch dominiert ist, konnten in einer Studie keine Vorkommen der Großen Moosjungfer festgestellt werden (Mauersberger 2010). Fraßfeinde der Larven der Großen Moosjungfer sind außerdem andere Großlibellenlarven wie z.B. die der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea). Treten diese Arten in großer Zahl auf, werden entsprechende Gewässer von der Großen Moosjungfer gemieden.

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Die Entwicklungszeit der Larven dürfte je nach Temperatur der Gewässer und Witterungsverlauf im Regelfall zwei bis drei Jahre betragen (Münchberg 1931, Wildermuth 1994). Beobachtungen aus Brandenburg belegen, dass zumindest in einigen Gewässern ein Teil der Population auch eine einjährige Entwicklung durchlaufen kann (Brauner 2006).

Die Schlupfzeit beginnt – je nach Witterungsverlauf und Wärme der Gewässer – zwischen Ende April und Mitte Mai, in höheren Lagen oft erst ab Ende Mai (Sternberg et al. 2000). Die Schlupfperiode ist vergleichsweise kurz, im Durchschnitt schlüpft die Hälfte der Population innerhalb der ersten zwei Wochen (Wildermuth 1994). Die Hauptflugzeit liegt zwischen Ende Mai und Ende Juni, im Juli sind meist nur noch Einzeltiere anzutreffen.

Nach dem Schlupf verlassen die Tiere das Gewässer, um während der so genannten Reifephase in den insektenreichen Lebensräumen der Umgebung Nahrung und damit die benötigte Energie für die Fortpflanzung aufzunehmen. Dies dauert etwa zwei Wochen und geschieht z.B. an Wald- und Heckenrändern, auf Brachen, blütenreichem Grünland oder in Großseggen- und Röhrichtbeständen (vgl. Sternberg et al. 2000). Entsprechend blütenreiche Lebensräume sind daher in der Umgebung der Fortpflanzungsgewässer wichtig.

Nach der Reifephase kehrt ein Teil der Population wieder zum Fortpflanzungsgewässer zurück, wo die Männchen Reviere bilden und Sitzwarten am Gewässerufer besetzen. Auch die Paarung findet meist in unmittelbarer Umgebung des Gewässers statt. Das Weibchen legt die Eier allein oder unter Bewachung durch das Männchen ab. Die Eiablage vollzieht sich meist auf der Wasseroberfläche in Ufernähe zwischen Halmen.

Während ein Teil der Population nach der Reifephase also zu ihrem Fortpflanzungsgewässer zurückkehrt, wandert ein anderer Teil dauerhaft ab. Diese Tiere suchen in der weiteren Umgebung – nachgewiesen sind bis über 100 km (Ott 2005) – nach geeigneten Fortpflanzungsgewässern (vgl. Wildermuth 1994). So gelingen in manchen Jahren Neunachweise an zahlreichen Gewässern, an denen sich die Art jedoch in den Folgejahren nicht beobachten lässt. Vielfach handelt es sich dabei offensichtlich nur um kurzfristig besiedelte Gewässer.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Da Imagines der Art (Geschlechtsstadium) mehr als 100 km entfernt von den nächsten bekannten Fortpflanzungsgewässern beobachtet wurden, ist von einer sehr guten Flugfähigkeit und einer zumindest jahrweise hohen Ausbreitungsdynamik auszugehen. Wie dauerhaft solche Besiedlungsversuche sind, ist jedoch bislang weitgehend unbekannt.

Außerhalb der Verbreitungsschwerpunkte (Brandenburg, südliches Mecklenburg-Vorpommern, Oberlausitz, Voralpines Hügel- und Moorland) liegen die Nachweise fast ausschließlich so weit voneinander entfernt, dass jedes einzelne Vorkommen als lokale Population zu werten ist. Dabei ist zu berücksichtigen, dass viele Fortpflanzungsgewässer der Großen Moosjungfer dynamischen Veränderungen unterworfen sind. Hierbei kann es sich um witterungsbedingte Wasserstandsschwankungen, um Veränderungen der Fischlebensgemeinschaften oder um gerichtete Veränderungen und Entwicklungen der Pflanzenbestände (Sukzession) handeln. Für das mittel- und langfristige Überleben einer lokalen Population ist daher ein einzelnes Fortpflanzungsgewässer i.d.R. nicht ausreichend. Vielmehr besteht der Lebensraum einer lokalen Population oft aus einer Gruppe von Gewässern, die je nach aktueller Eignung besiedelt werden. Zur Abgrenzung der lokalen Population ist somit die Betrachtung eines in einem bestimmten Jahr identifizierten Fortpflanzungsgewässers allein nicht ausreichend. Vielmehr müssen auch andere, potenziell zur Fortpflanzung geeignete Gewässer in der Umgebung in die Abgrenzung der lokalen Population mit einbezogen werden. Denn hierhin kann die Art ausweichen, wenn das ursprüngliche Fortpflanzungsgewässer aufgrund der oben genannten Veränderungen nicht mehr besiedelt werden kann.

In den Verbreitungsschwerpunkten (s.o.) sind zusammenhängende Gewässerkomplexe oder Moorgebiete mit jeweils Gruppen von Fortpflanzungsgewässern als lokale Populationen zu werten. Im Voralpinen Hügel- und Moorland sind diese meist gut gegenüber der Umgebung abgrenzbar, da die Moorgebiete oft isoliert liegen. Ein regelmäßiger Austausch zwischen den Gewässern dürfte hier aufgrund der Mobilität der Art auch bei einer Entfernung von einigen Kilometern stattfinden. In Gewässerkomplexen der ostdeutschen Verbreitungsschwerpunkte ist im Einzelfall zu prüfen, ob ein regelmäßiger Austausch stattfindet und die betreffenden Vorkommen zu einer lokalen Population zusammengefasst werden können. Dabei sollte die Ausdehnung der lokalen Populationen durch die Erfassung von Exuvien (Larvenhaut) und Imagines an allen geeignet erscheinenden Gewässern im Umkreis von wenigsten einigen Kilometern um ein bekanntes Vorkommen abgeschätzt werden.

Gefährdung

Die Hauptgefährdung besteht in der Entwässerung, bei der insbesondere zahlreiche Moor- und Kleingewässer vernichtet werden. Größere Gewässer werden durch Fischbesatz entwertet, der zu einer Schädigung der Gewässervegetation und erhöhtem Feinddruck führen kann. Auch durch zu starke Nährstoffeinträge können die Gewässer ihre Eignung als Lebensraum verlieren.

Gefährdungsursachen

Gefährdungsursachen für die Große Moosjungfer sind neben der Verlandung ihrer Fortpflanzungsgewässer infolge von Nährstoffeinträgen vor allem auch Veränderungen des Wasserhaushaltes sowie Fischbesatz.

Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft

Neben direkten und indirekten Nährstoffeinträgen aus land- und forstwirtschaftlichen Nutzungen stellen vor allem auch Veränderungen des Wasserhaushaltes wie Entwässerungsmaßnahmen Gefährdungsursachen für die Große Moosjungfer dar. Fischereiwirtschaftliche Nutzungen führen vor allem durch Besatzmaßnahmen zu Beeinträchtigungen der Fortpflanzungsgewässer.

Nutzungsbedingte Gefährdungsursachen sind daher insbesondere:

  • Direkte oder indirekte Nährstoffeinträge in die Fortpflanzungsgewässer v.a. aus landwirtschaftlichen Nutzungen, hierdurch kommt es zu Veränderungen der Pflanzengemeinschaften und meist zu einer beschleunigten Verlandung der Fortpflanzungsgewässer
  • Zerstörung der Fortpflanzungsgewässer und beschleunigte Verlandung infolge von Entwässerung oder anderen Veränderungen des Wasserhaushaltes (z.B. Grundwasserspiegelabsenkungen)
  • Verfüllung von Kleingewässern
  • Veränderungen des Waldaufbaus in der Umgebung der Fortpflanzungsgewässer, z.B. durch Kahlschläge, Umwandlung von Wald in landwirtschaftlich genutzte Flächen
  • Fischbesatz

Sonstige

  • Verlandung und Beschattung durch ufernahe Gehölze infolge von aufkommendem Pflanzenwuchs, insbesondere bei Nutzungsaufgabe oder bei fehlenden Pflegemaßnahmen an den Gewässern
  • Abtorfung und Trockenlegung von Mooren
  • Grundwasserentnahmen, die zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels führen
  • Infolge des Klimawandels kann es zu Veränderungen des Wasserhaushaltes kommen, hierdurch könnte z.B. verstärkt ein Wassermangel im Sommer auftreten, was zu einer früheren und längeren Austrocknung der Fortpflanzungsgewässer führt
  • Fischbesatz durch Angelnutzung

Schutz

Neben der Sicherung der bestehenden Vorkommen kann die Art auch von der Wiedervernässung von Mooren profitieren. In SW-Deutschland und der Schweiz versucht man Gewässer, die durch Sukzession ihre Eignung für die Große Moosjungfer verlieren, durch ganz oder teilweises Entfernen der Gewässervegetation im Rotationsprinzip wiederherzustellen.

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population der Großen Moosjungfer

Da die Hauptgefährdungsursachen durch die Landnutzung zum einen der Nährstoffeintrag in die Fortpflanzungsgewässer und zum anderen die Veränderungen des Wasserhaushaltes und der Fischbesatz sind, stehen entsprechende Maßnahmen im Vordergrund.

Landwirtschaft

Unterbindung direkter und indirekter Nährstoffeinträge insbesondere durch folgende Maßnahmen:

  • Im Einzugsgebiet der Gewässer Einrichtung von Pufferzonen von mindestens 100 m, in denen Grünland ohne Düngung oder mit maximal am Nährstoffentzug orientierter Düngung genutzt wird
  • Keine Ackernutzung im Einzugsgebiet der Gewässer mit Vorkommen der Art
  • Rückbau von Entwässerungseinrichtungen
  • Der Einsatz von Insektiziden an den Fortpflanzungsgewässern sowie in deren Umgebung muss unterbleiben. Insektizide vernichten zum einen die Großen Moosjungfern direkt, zum anderen wird ihnen die Nahrungsgrundlage durch das Abtöten der Beute entzogen.
  • Im Gewässerumfeld Erhalt bzw. Entwicklung von arten- und blütenreichem Grünland, z.B. durch Streuwiesennutzung im Alpenvorland; der entsprechende Insektenreichtum dieser Lebensräume gewährleistet die Nahrungsgrundlage für die Große Moosjungfer. Es lassen sich zudem durch ein- bis zweimalige Mahd außerhalb der Flugzeit der Art zumindest auf einem Teil der Grünlandflächen im näheren Umfeld der Gewässer geeignete Lebensräume bereitstellen.

Forstwirtschaft

  • Sicherung möglichst hoher Wasserstände im Wald, z.B. durch Förderung von Gehölzbeständen, die Grundwasserneubildung begünstigen
  • Verzicht auf eine Aufforstung bis unmittelbar ans Gewässerufer

Fischereiwirtschaft

  • Verzicht auf Fischbesatz in Gewässern der Großen Moosjungfer

Sonstige Maßnahmen

In Moorgebieten wie z.B. im Alpenvorland stehen Maßnahmen zur Moorregeneration und –pflege im Vordergrund. Detaillierte Empfehlungen und Beschreibungen entsprechender Maßnahmen finden sich z.B. bei Wildermuth (2001), Schiel (2006) und Wildermuth & Küry (2009).

  • Wiedervernässung von Mooren
  • Anlage von Torfstich- oder anderen Moorgewässern mit einer Mindestgröße von 10 m² unter Berücksichtigung anderer Naturschutzaspekte wie z.B. Erhalt wertvoller Moorstandorte
  • In bereits stark entwässerten oder abgetorften Mooren kann in Sonderfällen auch eine Torfnutzung für die Art förderlich sein, wenn hierdurch Moorregeneration mit Torfwachstum erreicht werden kann; eine Entscheidung darf auch hier nur im Einzelfall unter Abwägung mit anderen naturschutzfachlichen Aspekten (s.o.) erfolgen
  • In verlandenden Gewässern sollten ggf. spezifische, auf die Art ausgerichtete Pflegemaßnahmen durchgeführt werden; hierzu zählt v.a. die manuelle Entlandung zugewachsener Fortpflanzungsgewässer durch Entnahme von Riedpflanzen (v.a. Seggen und Binsen), teilweise Entfernung von Schwingrasen und Ufergehölzen
  • Diese Pflegemaßnahmen sollten nach dem so genannten Rotationsmodell erfolgen, bei dem durch räumlich und zeitlich differenzierte Pflegeeingriffe Kleingewässer mit unterschiedlichen Verlandungsstadien nebeneinander existieren können und der Großen Moosjungfer so eine kontinuierliche Besiedlung eines Gewässerkomplexes ermöglicht wird

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+
  • MEKA III – Agrarumweltprogramm des Landes Baden-Württemberg
    u.a. Förderung einer extensiven Grünlandbewirtschaftung
  • Landschaftspflegerichtlinie (LPR) des Landes Baden-Württemberg
    u.a. extensive Grünlandbewirtschaftung, Artenschutz
  • Förderwegweiser des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)
  • Landschaftspflege- und Naturpark-Richtlinien (LNPR) des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz
    u.a. Förderung von Maßnahmen zur Erhaltung, Pflege, Entwicklung und Neuschaffung von ökologisch wertvollen Lebensräumen sowie spezielle Artenschutzmaßnahmen für im Bestand gefährdete heimische Tier- und Pflanzenarten
  • Bayerischer Naturschutzfonds
    u.a. landschaftspflegerische, biotoplenkende und -neuschaffende Maßnahmen
  • Umweltgerechte landwirtschaftliche Produktionsverfahren und Erhaltung der Kulturlandschaft (KULAP 2007) des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz (MLUV) des Landes Brandenburg
    u.a. Förderung einer umweltgerechten und den natürlichen Lebensraum erhaltenden Bewirtschaftung und Pflege des Grünlandes
  • Ausgleich von Kosten und Einkommensverlusten für Landwirte in Natura 2000-Gebieten und im Zusammenhang mit der Wasserrahmen-Richtlinie des Ministeriums für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg
    u.a. Förderung extensiver Grünlandbewirtschaftung, Förderung von Wasserrückhalt (Moorschutz)
  • Hessisches Integriertes Agrarumweltprogramm (HIAP)
    u.a. Förderung einer standortangepassten Grünlandextensivierung
  • Richtlinie zur Förderung der naturschutzgerechten Bewirtschaftung von Grünlandflächen (FöRi Naturschutzgerechte Grünlandbewirtschaftung 2007) des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern
  • Nachhaltige Entwicklung von Gewässern und Feuchtlebensräumen (FöRiGeF) des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern
    u.a. Förderung von Maßnahmen zur naturnahen Entwicklung und Gestaltung von Gewässern und deren Ufern, Uferrandstreifen und Niederungsbereichen
  • Investitionen zugunsten schützenswerter Arten und Gebiete (FöRiSAG) des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern
    u.a. Pflegemaßnahmen zum Erhalt schützenswerter Arten
  • Kooperationsprogramm Naturschutz (KoopNat) der Bundesländer Niedersachsen und Bremen (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz) für eine naturschutzgerechte Bewirtschaftung von zu erhaltenden Lebens- und Zufluchtstätten bedrohter Tier- und Pflanzenarten
  • Programm zur Förderung für den ländlichen Raum (PROFIL) - Begleitende Maßnahmen zum Schutz der Gewässer (Code 323-C) für die Bundesländer Niedersachsen und Bremen (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz) 
  • Niedersächsisches und Bremisches Agrarumweltprogramm – NAU / BAU (Code 214-A)
    Förderung besonders umweltverträglicher Produktionsverfahren im Ackerbau und in der Grünlandnutzung
  • Programm zur Förderung für den ländlichen Raum (PROFIL) - Grundwasser schonende Landbewirtschaftung (Code 214-B) für die Bundesländer Niedersachsen und Bremen (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt und Klimaschutz) 
  • Markt- und standortangepasste Landbewirtschaftung des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW
    u.a. extensive Dauergrünlandnutzung
  • Rahmenrichtlinien Vertragsnaturschutz des Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz NRW
    u.a. naturschutzgerechte Grünlandbewirtschaftung, Umwandlung von Acker in Grünland
  • Programm Agrar-Umwelt-Landschaft – PAULa (Vertragsnaturschutz und Landwirtschaft) des Landes Rheinland-Pfalz
    u.a. umweltschonende Grünlandbewirtschaftung, Umwandlung von Acker in Grünland
  • Saarländische Agrarumweltmaßnahmen (Saarländisches Ministerium für Umwelt)
    u.a. extensive Grünlandbewirtschaftung
  • Agrarumweltmaßnahmen in Sachsen (Richtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Umwelt und Landwirtschaft zur Förderung von flächenbezogenen Agrarumweltmaßnahmen und der ökologischen Waldmehrung im Freistaat Sachsen)
    u.a. Förderung von extensiver Grünlandwirtschaft, naturschutzgerechter Grünlandbewirtschaftung und Pflege, Förderung von Teichpflege und naturschutzgerechter Teichbewirtschaftung
  • Markt- und standortangepasste Landbewirtschaftung in Sachsen-Anhalt (Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt Sachsen-Anhalt)
    u.a. Förderung von extensiver Grünlandnutzung
  • Markt- und standortangepasste Landbewirtschaftung (MSL) des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
    u.a. Förderung von Schonstreifen an Gewässern
  • Vertragsnaturschutzprogramm des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein
    u.a. Förderung extensiver Gründlandnutzung
  • Umweltgerechte Landwirtschaft, Erhaltung der Kulturlandschaft, Naturschutz und Landschaftspflege in Thüringen (KULAP 2007)
    u.a. Förderung der Anlage von Uferrandstreifen, naturschutzgerechter Gründlandbewirtschaftung, der Teichlandschaftspflege und von Maßnahmen des Gewässerschutzes
  • Förderung von Maßnahmen zur Entwicklung von Natur und Landschaft des Thüringer Ministeriums für Landwirtschaft, Naturschutz und Umwelt
    u.a. Investitionen zur Erhaltung, Wiederherstellung und Entwicklung von Lebensräumen, Durchführung von Biotopverbund- und Artenschutzprojekten

Projekte im Internet

  • EU-LIFE-Projekt "Securing Leucorrhinia pectoralis and Pelobates fuscus in the northern distribution area in Estonia and Denmark"
    Finanzierung durch die EU; Projektträger: Environmental Board Estonia
    In diesem Projekt werden zwischen 2010 und 2014 Schutzmaßnahmen zur Erhaltung u.a. der Großen Moosjungfer am Nordrand ihrer Verbreitung in Dänemark und Estland entwickelt. Dabei sollen in internationaler Zusammenarbeit Maßnahmen zur Renaturierung der natürlichen Lebensräume der Art herausgearbeitet werden.

Literaturhinweise

verändert nach:
Mauersberger, R. (2003): Leucorrhinia pectoralis (Charpentier, 1825). In: Petersen, B., Ellwanger, G., Biewald, G., Hauke, U., Ludwig, G., Pretscher, P., Schröder, E., und Ssymank, A. (Bearb.): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. - Bonn-Bad Godesberg (Landwirtschaftsverlag) - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69(1): 586-592.

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Oliver Brauner
Büro für Zoologie, Vegetation und Naturschutz
Rudolf-Breitscheid-Str. 62
16225 Eberswalde

Klaus Burbach
Bahnhofstr. 9
85417 Marzling

Dr. Rüdiger Mauersberger
Prenzlauer Allee 66
17268 Templin

Autoren

Mathias Lohr

Unter Mitarbeit von

Oliver Brauner, Klaus Burbach, Klaus-Jürgen Conze, Holger Hunger, Henrich Klugkist, Rüdiger Mauersberger, Norbert Menke, Matthias Olthoff, Jürgen Ott, Franz-Josef Schiel, Matthias Simon, Karola Szeder, Bernd Trockur, Thomas Widdig

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