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Bundesamt für Naturschutz

Luronium natans - Schwimmendes Froschkraut

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1831
Artengruppierung
Farn- und Blütenpflanzen
Synonyme
Schwimmende Froschzunge, Alisma natans, Elisma natans, Echinodorus natans, Nectalisma natans
Status Rote Liste Deutschland
(Metzing et al. 2018): 2 (Stark gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Bilz et al. 2011): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
(Metzing et al. 2018): Daten ungenügend, evtl. erhöhte Verantwortlichkeit zu vermuten

Beschreibung

Wo ist das rettende Ufer?

Das Schwimmende Froschkraut ist eine in Mitteleuropa selten gewordene Wasserpflanze aus der Familie der Froschlöffelgewächse. Seinen Namen verdankt das Schwimmende Froschkraut seinen bevorzugten Wuchsorten: wenig bewachsene Uferbereiche von flachen, nährstoffarmen Stillgewässern – ein beliebter Lebensraum auch für Frösche. Hier kann das Schwimmende Froschkraut je nach Wasserstand sowohl Unterwasser-, Schwimm- als auch Landformen bilden. In Deutschland sind viele der ehemaligen Vorkommen bereits erloschen bzw. verschollen. Grund dafür sind häufig Nährstoffeinträge und die zunehmende Konkurrenz durch wuchskräftigere Wasser- und Röhrichtarten. Offene, wenig bewachsene Uferbereiche werden dadurch immer seltener.

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Art ist auf Europa beschränkt. Vorkommen in Deutschland konzentrieren sich v. a. auf Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern sowie die Lausitz.

Lebensraum

Das Schwimmende Froschkraut stellt an seinen Lebensraum ganz bestimmte Ansprüche. Es wächst am liebsten in den flach überschwemmten, zeitweise sogar trockenfallenden Uferbereichen von nährstoffarmen bis mäßig nährstoffreichen, stehenden oder langsam fließenden Gewässern. An den wenig bewachsenen, sonnig bis halbschattigen Rändern dieser Bäche, Gräben, Teiche, Moortümpel und Moorweiher findet die konkurrenzschwache Pionierart ideale Wuchsbedingungen. Der Untergrund kann dabei schlammig, lehmig-tonig, kiesig oder aber auch sandig sein. Im Süden des Landes Brandenburg tritt die Art zudem in Meliorationsgräben an der Schwarzen Elster sowie in Fischteichen mit Zustrom von schwach saurem Grundwasser auf.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Das Schwimmende Froschkraut besiedelt stehende oder langsam fließende Gewässer in Wassertiefen von 20-60 cm (maximal bis ca. 300 cm). Es ist äußerst konkurrenzschwach und benötigt daher nährstoffarme Rohböden, auf denen konkurrenzkräftigere Arten aufgrund von Nährstoffmangel nicht vorkommen. Als besonders günstig haben sich relativ nährstoffarme, kalkarme und schwach saure Bodenbedingungen und elektrolytreiche, schwach saure bis neutrale, jedoch karbonatarme Gewässer mit hoher Sichttiefe für das Froschlöffelgewächs herausgestellt. Als Pionierart tritt das Schwimmende Froschkraut mitunter nur kurzzeitig in Erscheinung und ist teilweise in den Folgejahren nicht mehr am früheren Wuchsort anzutreffen (Casper & Krausch 1980, Lansdown & Wade 2002, Markgraf & Zoller 1981). Bei geeigneten Wuchsbedingungen können sich allerdings größere Bestände der Art ansiedeln. Da sie sowohl Unterwasser-, Schwimm- als auch Landformen bilden kann, ist die Art bestens an wechselnde Wasserstände angepasst (Hauke 2003). Einmal angesiedelt kann der Uferbereich durch kriechende Ausläufer oder abgerissene bewurzelungsfähige Pflanzenteile erschlossen werden. Die Samen des Schwimmenden Froschkrauts können längere Zeit im Boden überdauern bis günstige Keimungs- und Ansiedlungsbedingungen vorliegen und auch nach Jahren noch zu Jungpflanzen auskeimen. Ein Durchfrieren des Wasserkörpers wird von den Grundblattrosetten nicht ertragen (Hauke 2003).

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Das Schwimmende Froschkraut ist eine mehrjährige Wasserpflanze, die im Frühjahr aus einer untergetauchten Blattrosette austreibt. Der dünne, beblätterte Spross kriecht auf dem Gewässerboden oder steigt zur Wasseroberfläche hoch. Bei Erreichen der Wasseroberfläche werden Schwimmblätter und Blüten gebildet. Der flutende Blütenstand kann bis zu 40 cm lang werden. In Abhängigkeit von der Witterung und dem Wasserstand liegt die Blütezeit zwischen Mai und September (bzw. Oktober). Die Art blüht außerhalb des Wassers, die Früchte reifen jedoch während des Sommers und Herbsts im Wasser. In größeren Wassertiefen entwickelt die Pflanze auch Unterwasserblüten (Lansdown & Wade 2002). Ein Teil der Samen keimt vermutlich schon im Herbst. Die Samenfernausbreitung erfolgt durch Vögel. Bei ausreichend feuchtem Boden können sich auch Landformen bilden, die jedoch meist im Winterhalbjahr absterben (Casper & Krausch 1980, Beutler & Beutler 2002). Zu starke Entwässerung und intensive landwirtschaftliche Nutzung angrenzender Flächen können durch Nähr- und Schadstoffeinträge zum Verschwinden der Art führen. So sind im westlichen Niedersachsen, aber auch in Brandenburg mehrfach Vorkommen in Gräben erloschen, nachdem die direkt angrenzenden Grünlandflächen in Intensiväcker (meist Mais) umgewandelt wurden.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Für das Überleben der Grabenpopulationen von Luronium natans ist vor allem der direkte Zusammenhang der besiedelten Grabensysteme entscheidend. Das heißt, in einem untereinander verbundenen Grabensystem können Samen oder vegetative Sprossteile eines Vorkommens wandern und geeignete Lokalitäten besiedeln. Das ist für diesen Pionier wichtig, der häufig seine Wuchsorte wechselt. Nach Expertenmeinung stellen somit einzelne Stillgewässer sowie einzelne miteinander in Verbindung stehende Grabensysteme den Umfang einer lokalen Population des Schwimmenden Froschkrauts dar.

Gefährdung

Hauptgefährdungsursachen für das Schwimmende Froschkraut sind Nährstoffanreicherung und Versauerung der besiedelten Gewässer. Bei dem im Gange befindlichen Klimawandel sind Minderwasserführung der Gräben sowie nachlassende Gewässerunterhaltung neuartige Gefährdungsfaktoren. Eine intensive Nutzung der Gewässer und deren unmittelbarer Umgebung kann zum Erlöschen des Bestandes führen.

Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft

  • Nährstoffanreicherung der Wuchsorte (fördert Konkurrenz vor allem durch Wasserlinse, neuerdings auch Massenentwicklung des Froschbisses), z.B. durch Anlage von Intensiväckern (v.a. Mais), die direkt an Wuchsorte (Gräben) des Schwimmenden Froschkrauts angrenzen
  • Intensive Nutzung der Gewässer (Teichwirtschaft mit hohem Fischbesatz, z.B. Karpfen) oder deren unmittelbarer Umgebung (Nutzung als Viehtränke)
  • Fortschreitende Entwicklung von konkurrenzstärkeren Pflanzenbeständen an Pioniergewässern, z.B. Einstellung von Uferbeweidung oder extensiver Grabenräumung (Gewässerunterhaltung)
  • Vernichtung der Kleingewässer
  • Fortschreitende Beschattung der Wuchsorte durch aufkommende Gehölze führt zum Verlust von Pionierstandorten (offene Bodenstellen, welche durch menschliche Eingriffe oder durch Naturereignisse entstanden sind und Lebensräume für das Schwimmende Froschkraut darstellen)
  • Unzureichende Räumung von künstlich geschaffenen Grabensystemen
  • Fehlende oder ungeeignete Gewässerrandstreifen

Sonstige

  • Veränderung des Wasserhaushalts, vor allem die Absenkung des Wasserstandes (besonders Grundwasser) an bekannten Wuchsorten
  • Ausbringen von Klärschlamm und anderen Fremdstoffen in Gewässernähe
  • Klimawandelbedingtes Trockenfallen von Quellstandorten und Minderwasserführung
  • Fehlende Unterhaltung der Stauwehre und fehlendes bzw. ungenügendes Staumanagement

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population des Schwimmenden Froschkrauts

Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen des Schwimmenden Froschkrauts gehen vor allem von Verschlechterungen der Wasser- und Standortqualität aus. Um Beeinträchtigungen durch die Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Landwirtschaft

  • Abschnittsweise Räumung von Grabensystemen, Schaffung räumlich wechselnder Mosaike; im Bereich der bekannten Vorkommen in Grabensystemen Förderung von Dauergrünlandnutzung (vorzugsweise Mähwiesen)
  • Erhaltung von Pionierstandorten (offene, wenig bewachsene Bodenstellen, welche durch menschliche Eingriffe oder durch Naturereignisse entstanden sind; z.B. zeitweise trockenfallende Schlammböden) an Stillgewässern und Grabenufern
  • Nährstoffanreicherung der Gewässer vermeiden (Verdriftung von Fremdstoffen wie Bioziden, Mineraldünger, Gülle usw. insbesondere bei Windeinwirkung durch hinreichende Abstände ausschließen)
  • Ungenehmigte Wasserentnahmen und Einleitungen unterbinden
  • Schutzzone um Gewässer anlegen (z.B. Randstreifen), möglichst Dauergrünland
  • Grundwasserabsenkungen vermeiden

Fischereiwirtschaft

  • Extensivierung der Teichwirtschaft: Besatzdichten reduzieren, aber Teichunterhaltung (Entlandung, Schilfschnitt usw.) weiter sichern und Zufuhr nährstoffarmen Quellwassers gewährleisten

Sonstige Maßnahmen

  • Sicherung hinreichender Wasserstände und eines ausreichenden Wasserdurchflusses in Gräben durch Gewährleistung eines Staumanagements, Unterhaltung von Stauwehren, gezielte (abschnittsweise) Anhebung des Grundwasserstandes
  • Verlandung des Gewässers verhindern (ggf. abschnittsweise Entschlammen)
  • Abschnittsweise Besonnung der Standorte erhalten oder wiederherstellen
  • Steuerung der Dynamik der Pflanzendecke in Gräben über die Schaffung eines zeitlich und räumlich wechselnden Mosaiks früher und mittlerer Stadien der Pflanzendecke (Rotation der Grabenbewirtschaftung)
  • Anlage und Pflege von Pioniergewässern (z.B. Heideweiher) in ehemaligen Wuchsgebieten, da offenbar langlebige Samen im Boden vorhanden sind
  • Vorsichtige Nutzung und Pflege bekannter Vorkommen durch Zurückdrängen konkurrenzstärkerer Pflanzen, Schaffung von kleinflächigen, pflanzendeckenfreien Uferabschnitten, z.B. durch Oberbodenabtrag
  • Beseitigung beschattender Gehölze
  • Grabenränder und Stillgewässer an den Ufern nicht bepflanzen, da das Froschkraut eine wärmeliebende Art ist

Erhaltungszustand

  • Atlantische Region: ungünstig - schlecht
  • Kontinentale Region: ungünstig - schlecht

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie.
  • Internetseite der Europäischen Union zur Förderung des Umwelt- und Naturschutzes und von entsprechenden Projekten.
  • Förderwegweiser des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (StMELF) und Kulturlandschaftsprogramm (KULAP)
  • Förderwegweiser von Agrarumweltmaßnahmen (AUM) des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz (StMUV): Vertragsnaturschutzprogramm (VNP/EA).

Literaturhinweise

Literaturhinweise zu Artenhilfsprogrammen

  • Hanspach, D. (2001): Maßnahmen zur Pflege, Entwicklung und Wiederansiedlung von Beständen des Froschkrautes (Luronium natans) als Grundlage für ein Artenschutzprogramm "Froschkraut" im Freistaat Sachsen. - Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie: 97-98.
  • Hanspach, D. (2007): Zur Bestandsentwicklung des Froschkrautes, Luronium natans (L.) RAF., im Niederspreer Teichgebiet. - Berichte der Naturforschenden Gesellschaft der Oberlausitz 15: 149-161.
  • Artenhilfsprogramm des Landes Schleswig-Holstein
  • Willy Jackwert (2005): Luronium natans - Maßnahmen zur Erhaltung im Fichtelgebirge
  • Lütt, S. (2009): (Wieder-) Ansiedlungsprojekte von gefährdeten Pflanzenarten in Schleswig-Holstein. (Kiel. Not. Pflanzenkd.) 36 (2): 119–129.

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Dr. Eckhard Garve
Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN)
Betriebsstelle Süd
Rudolf-Steiner-Str. 5
38120 Braunschweig

Dr. Frank Zimmermann
Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, Ref. Ö2
Seeburger Chaussee 2
14476 Potsdam

Autoren

Steffen Heelemann, Christina Meindl, Eckhard Garve, Frank Zimmermann, Dietrich Hanspach, Peter Poschlod

Unter Mitarbeit von

Wolfgang von Brackel

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