Lynx lynx - Luchs
Beschreibung
Pinselohren und lange Beine
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet des Luchses erstreckte sich von den Pyrenäen durch ganz Eurasien bis zum Pazifik. Die südliche Verbreitungsgrenze in Asien stellt der Himalaja dar, im Norden geht der Luchs bis über den Polarkreis hinaus.
Der Luchs ist ein bedeutsamer Regulator für die heimischen Schalenwildbestände und fördert damit eine ökologisch ausgerichtete Forstwirtschaft. Er stellt für die natürliche Selektion innerhalb der Bestände der Hauptbeutetierarten einen bedeutsamen Faktor dar, der nicht vom Menschen ersetzt werden kann.
Merkmale des Luchses
Der Luchs hat eine typische Katzengestalt mit ca. 100 cm Körperlänge und einem kurzen Schwanz. Er wirkt sehr hochbeinig.
In Gefangenschaft können Luchse ein Alter von bis zu 25 Jahren erreichen, Angaben zu frei lebenden Tieren liegen nicht vor. Abhängigkeiten der Luchsdichte von einem bestimmten Beutetier sind aus Mitteleuropa nicht nachgewiesen, obwohl zum größten Teil Rehe gefressen werden (z.B. Mayer et al. 2012). Nach Hucht-Ciorga (1988) sind im Bayerischen Wald ca. 72 % aller Beutetiere Rehe, daneben auch Gams und Fuchs. Nur selten werden Feldhase, Murmeltier, Haus- und Wildkatze geschlagen (Jobin 1997).
Der Luchs frisst meist mehrere Tage nacheinander an seinen relativ großen Beutetieren. Verluste entstehen besonders in schneereichen Wintern ohne Verharschung, in denen der Luchs beim Laufen durch die Schneedecke bricht und dann keine Beute schlagen kann. Die Häufigkeit der Art wird außerdem durch Konkurrenzarten und menschliche Bejagung beeinflusst (Hemmer 1993). Neben dem Menschen kann nur der Braunbär dem Luchs gefährlich werden. Hauptsächliche Verlustursachen sind illegale Abschüsse und Verkehrsopfer (Breitenmoser-Würsten 1997, Vandel 1996). Hohe Wolfsbestände und hohe Luchsdichten scheinen sich auszuschließen (Hemmer 1993).
Luchsreviere müssen neben ihrer enormen Größe auch die Faktoren Störungsarmut und Durchlässigkeit (Unzerschnittenheit) aufweisen. Die meisten heutigen Vorkommen des Luchses liegen in bewaldeten Landschaften, was mehr auf die relative Störungsarmut dieser Gebiete zurückzuführen ist, als auf die gebotenen Strukturen. Bedeutsame Elemente in den Lebensräumen stellen trockene, gegen Wind und Regen geschützte Ruhe- und Wurfplätze dar, die meist auch einen guten Überblick über die Landschaft ermöglichen. Südexponierte Lagen werden bevorzugt genutzt (Haller & Breitenmoser 1986).
Lebensraum
Die meisten heutigen Vorkommen des Luchses in Europa liegen in waldreichen Landschaften. Die Reviere müssen neben ihrer enormen Größe auch die Faktoren Störungsarmut und Durchlässigkeit (Unzerschnittenheit) aufweisen. Von großer Bedeutung sind trockene, gegen Wind und Regen geschützte Ruhe- und Wurfplätze, die meist auch einen guten Überblick über die Landschaft ermöglichen. Südexponierte Lagen werden bevorzugt (Haller & Breitenmoser 1986).
Fortpflanzung/Biologie
Der Luchs ist hauptsächlich dämmerungs- und nachtaktiv (Hemmer 1993). Weibliche Luchse pflanzen sich ab dem 2. Winter fort, männliche Tiere wahrscheinlich erst im 3. Winter. Die Hauptpaarungszeit liegt in den Monaten Februar und März. Nach ca. 73 Tagen werden meist 2-3 Junge, seltener bis zu fünf Junge geboren (alle Angaben aus Hemmer 1993). In den ersten Wochen sind die Jungen an ihren Wurfplätzen in Felsspalten oder unter den Wurzeltellern umgefallener Bäume sehr empfindlich gegenüber Störungen aller Art. Diese „stationäre Phase“ ist beim Luchs auf den Zeitraum zwischen Mitte Mai und Ende Juli einzugrenzen (Wölfl schriftl. Mitt.).
Luchse haben nicht nur einen, gemessen an der kleinräumigen Strukturierung Mitteleuropas, enorm hohen Raumanspruch, sie sind auch ausgesprochen mobile Tiere. Haller & Breitenmoser (1986) konnten bei einem telemetrierten männlichen Luchs innerhalb eines Jahres ein Streifgebiet von 450 km² feststellen. Innerhalb von drei Tagen legte ein anderer männlicher Luchs in den Schweizer Alpen während der Paarungszeit eine Entfernung (Luftlinie) von 40 km zurück (Haller 1997). Seine große Mobilität macht den Luchs sehr anfällig für Verluste durch den Straßenverkehr (vgl. z.B. Breitenmoser-Würsten 1997).
Lokale Population
Der Luchs besiedelt z.T. 100-700 km² große Streifgebiete (Breitenmoser & Breitenmoser-Würsten 2008), allerdings in nur sehr geringer Dichte. Teilweise handelt es sich nur um Einzeltiere. Aufgrund der überaus starken Waldbindung der Art werden hilfsweise zur Abgrenzung einer lokalen Population das Areal eines geschlossenen Waldgebietes innerhalb eines Naturraums oder miteinander verbundene (vernetzte) größere Waldgebiete innerhalb eines Naturraums oder innerhalb mehrerer Naturräume herangezogen. Von einer lokalen Population ist dann auszugehen, wenn sich ein Tier in einem Gebiet nachweislich angesiedelt hat. Dies ist dann der Fall, wenn ein bestätigter Hinweis oder Nachweis einer Luchsin mit Jungtieren vorliegt, oder wenn mehrere bestätigte Hinweise oder Nachweise (gemäß Monitoringstandards, Kaczensky et al. 2009) über einen Zeitraum von einem halben Jahr in einem Gebiet gelungen sind.
Gefährdung
Der Luchs ist vor allem durch Störungen an seinen Wurfplätzen gefährdet, kurz nachdem die Jungen zur Welt gekommen sind.
Forstwirtschaft
- Forstliche Aktivitäten in der Nähe von Fortpflanzungsstätten während der Jungenaufzucht, evtl. mit Zerstörung derselben
- Entfernung von Lebensraumelementen wie z.B. starkastige Baumkronen, Totholz, Wurzelstubben
- Ausräumen der Wälder zur Energieholznutzung (Schreddern von Kronenholz, Schwachholz)
- Zu geringe Dichten von Beutetieren (Rehwild und andere Paarhufer), bei Nahrungsmangel werden größere Gebiete genutzt, was die Gefahr von Verlusten im Straßenverkehr erhöht
Sonstige
- Lebensraumzerschneidung durch Straßen- und Schienenwege
- Genetische Verarmung in den sehr kleinen Teilpopulationen
- Illegale Abschüsse
- Krankheiten (Übertragung durch Hauskatze)
Erhaltungszustand
- Kontinentale Region: ungünstig - schlecht
Handlungsempfehlung
Eine besondere Gefahr geht für den Luchs von forstwirtschaftlichen Aktivitäten und frei laufenden Hunden aus, kurz nachdem die Jungen im Mai / Juni geboren worden sind. Es werden deshalb folgende Maßnahmen empfohlen:
Forstwirtschaft
- Verzicht / Rückbau enger Waldwegenetze um Ruhezonen zu erhalten / zu schaffen
- Verzicht auf forstwirtschaftliche Arbeiten im Umfeld aktuell genutzter Wurfplätze (Mindestabstand 500 m)
- Belassen von liegendem Totholz (auch Kronenholz, Wurzelholz, Windwürfe) im Wald
Allgemein gilt
- Verminderter Wegebau in Luchsgebieten
Sonstige Maßnahmen
- Ausweisung von Gebieten, die für Hunde (auch an der Leine) gesperrt sind
- Schulung von Jägern in Vorkommensgebieten um versehentliche Abschüsse zu vermeiden
- Anlage von Grünbrücken
Programme und Projekte
Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen
- Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
- Finanzierungsmöglichkeit der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+
Projekte im Internet
- Informationen zu den bayerischen Luchsvorkommen sowie u.a. zu Erfassungsmethoden und möglichen Ausgleichszahlungen im Falle des Übergriffs eines Luchses auf Haustiere
- Informationen zum seit dem Jahr 2000 laufenden Wiederansiedlungsprojekt im Nationalpark Harz mit Verbreitungskarte und Ergebnissen einer Telemetriestudie
- Dachorganisation von Forschungsprojekten (Kora), die sich mit dem Management der Großraubtiere Luchs, Wolf und Braunbär in der Schweiz und den Nachbarländern beschäftigen
- IUCN Cat Specialist Group, Informationen zu Gefährdung und Schutzprojekten von Katzenartigen weltweit
Literatur zu Artenhilfsprogrammen
- Breitenmoser, U., Breitenmoser-Würsten, C., Okarma, K., Kaphegyi, T., Kaphegyi-Wallmann, U. & Müller, U. M. (2000): Action Plan for the Conservation of the Eurasian Lynx (Lynx lynx) in Europe. – Strasbourg (Council of Europe), 112: 69 S.