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Bundesamt für Naturschutz

Morus bassanus - Basstölpel

Artengruppierung
Vögel
Status Rote Liste Deutschland
(Ryslavy et al. 2020): R (Arten mit geographischer Restriktion)
Status Rote Liste Europa
(Bird Life International, 2021): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Basstölpel sind große Seevögel mit langen, schmalen Flügeln und spitzer Kopf- und Schnabelpartie. Die Körperlänge beträgt 85-97 cm, mit einer Spannweite von 170-192 cm wird selbst die Mantelmöwe weit übertroffen. Ihr typischer Flugstil ist rasch, mit flachen, gleichmäßigen Flügelschlägen und kurzen Gleitstrecken. Basstölpel verbringen einen Großteil ihres Lebens auf See und sind nur selten in Küstennähe zu beobachten. Bei der Jagd auf Fische stürzen die Vögel aus 10-40 m schräg hinab und legen beim Eintauchen die Flügel an.

Altvögel weisen ein weißes Gefieder mit schwarzen Flügelspitzen und gelblichem Kopf auf. Im Jugendkleid sind Basstölpel hingegen graubraun fein weiß gesprenkelt. Das Alterskleid wird erst im vierten bis sechsten Lebensjahr vollendet. Bis dahin durchläuft der Vogel verschiedene schwarz-weiß-Variationen. Lediglich am Brutplatz äußern Basstölpel ein lautes, raues Schnauben (Mendel et al. 2008, Svensson 2023).

Verbreitung

Das Brutareal beschränkt sich auf die Küsten des nördlichen Atlantiks. In Europa brüten Basstölpel von Frankreich, den Britischen Inseln und Island über Norwegen bis nach Nordwest-Russland. Abseits der Brutkolonien sind sie auch im Mittelmeerraum, vor den Küsten Westafrikas und im Golf von Mexiko anzutreffen.

Der einzige Brutplatz des Basstölpels in Deutschland befindet sich auf Helgoland, wo die Art 1991 erstmals als Brutvogel nachgewiesen wurde und seitdem Bestände von bis zu 1500 Paaren erreicht hat. Während der Sommermonate sind Basstölpel in der gesamten deutschen Nordsee verbreitet, in der deutschen Ostsee sind sie hingegen nur seltene Gäste (Mendel et al. 2008, Gedeon et al. 2014).

Lebensraum

Brutgebiet

Basstölpel besiedeln Brutplätze auf Felsinseln in Küstennähe oder an Steilküsten. Windexposition und eine günstige Lage zu den Nahrungsgründen sind wichtige Habitatparameter. In Deutschland bieten lediglich die Klippen der Insel Helgoland geeignete Brutbedingungen (Südbeck et al. 2005, Gedeon et al. 2014).

Zugweg und Überwinterungsgebiet

Die in Deutschland brütenden Basstölpel halten sich nicht ganzjährig in der Kolonie auf Helgoland auf, sondern verlassen die Insel im Oktober. Über die genauen Überwinterungsgebiete und Zugwege ist jedoch wenig bekannt. Im Herbst verlagert sich das Vorkommen von Basstölpeln in der Deutschen Bucht nach Südwesten, was auf Wegzugbewegungen hindeuten könnte. Im Winter werden nur vereinzelt Basstölpel in Deutschland beobachtet. Aufgrund weitgehend fehlender Beringungen der in Deutschland brütenden Basstölpel liegen keine Erkenntnisse zum räumlichen Aufenthaltsmuster vor. Zwei mit Datenloggern ausgestattete Brutvögel suchten außerhalb der Brutzeit sehr unterschiedliche Gebiete auf. Während ein Vogel im Ärmelkanal und in der Nordsee überwinterte, zog der andere bis vor die Küste Westafrikas (Garthe 2010, Bairlein et al. 2014). Es werden daher sehr unterschiedliche Winterquartiere angenommen, was ebenso für die Vögel einer schottischen Basstölpel-Kolonie belegt ist. Die Rückkehr der deutschen Brutvögel mit Besetzung der Kolonie auf Helgoland erfolgt ab Januar/Februar (Mendel et al. 2008, Bairlein et al. 2014).

Fortpflanzung/Biologie

Die Geschlechtsreife erreichen Basstölpel erst im fünften bis sechsten Lebensjahr, einzelne Individuen halten sich jedoch bereits ab dem dritten Lebensjahr an der Kolonie auf. Balz und Paarbildung kommt teilweise bereits vor der Brutreife vor. Es werden monogame Saisonehen eingegangen, es besteht jedoch eine hohe Brutorts- und Partnertreue. Es wird eine Jahresbrut durchgeführt, doch kommt es zu bis zu zwei Nachgelegen. Die Felsbrüter nisten in Kolonien dicht beieinander in Nestmulden. Über die gesamte Brutzeit hinweg erfolgt Eintrag von Pflanzenmaterial. Basstölpel legen 1 Ei, das von beiden Partnern für 42-45 Tage bebrütet wird. Während der 84-97 Tage betragenden Nestlingsdauer füttern beide Altvögel die Küken. Mit dem Ausfliegen von Anfang August bis Anfang Oktober sind die Jungvögel selbständig (Südbeck et al. 2005, Mendel et al. 2008, Bauer et al. 2012).

Gefährdung

Durch den Menschen verursachte Gefährdungen stellen für die in Deutschland brütenden Basstölpel die größte Gefahr dar. Dazu zählen neben der Überfischung vor allem Ölverschmutzung sowie das Verfangen in Fischereigeräten, Netzresten und Plastikteilen. Der Verbau von Netzresten in die Nester führt regelmäßig zum Tod durch Verstrickung (Mendel et al. 2008, Bauer et al. 2012, Garthe et al. 2017). Da Basstölpel Brutkolonien mit häufig sehr nah beieinander liegenden Nestern bilden, können Krankheitsausbrüche wie durch die hochpathogene aviäre Influenza (HPAI) durch schnelle Ansteckung zu hohen Verlusten führen (Harder & Pohlmann 2022). Technische Bauwerke wie Offshore-Windenergieanlagen führen zu Gefährdungen durch Kollisionsrisiko, Irritationen durch Scheuchwirkung und Zerschneidungen bzw. Verkleinerungen des Lebensraums (Mendel et al. 2008). Der Basstölpel wird auf der Artenliste des nationalen Artenhilfsprogramms des BfN als vom Ausbau der erneuerbaren Energien besonders betroffene Art geführt.

Schutz

Der Basstölpel benötigt in seinem Lebensraum ein ausreichendes Nahrungsangebot. Um dies gewährleisten zu können, sind Maßnahmen gegen die Überfischung der Nordsee notwendig. Eine Reduktion des Plastikmülls im Meer könnte direkte Verluste durch Verfangen/Ertrinken minimieren (Bauer et al. 2012).

Autor*in

Texte: Christopher König

Datenbereitstellung: Bettina Gerlach

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