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Bundesamt für Naturschutz

Osmoderma eremita - Eremit

Geschützt nach
Anhang II FFH-Richtlinie
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1084*
Artengruppierung
Käfer
Synonyme
Juchtenkäfer
Status Rote Liste Deutschland
(Geiser 1998): 2 (Stark gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Nieto & Alexander 2010): NT (Vorwarnliste)
Verantwortlichkeit
Bisher keine Bearbeitung

Beschreibung

Nomen est omen

Der Eremit macht seinem Namen alle Ehre und führt ein weitgehend verborgenes Leben in Baumhöhlen. Bevorzugt werden große Höhlen entsprechend alter Laubbäume, was ihn zu einer Charakterart sehr naturnaher, urständiger Wälder macht, in denen zumindest ein Teil der Bäume sein natürliches Alter erreichen kann (Baumveteranen).
Direkte Beobachtungen der ausgewachsenen Käfer sind selten, da nur ein Bruchteil der Tiere (nur ca. 15 %) jemals die Bruthöhle verlässt. Die Käfer sind insbesondere an Tagen mit Temperaturen über 25°C flugaktiv, können aber auch schon bei niedrigeren Temperaturen an den Brutbäumen herumlaufend oder am Eingang der Höhle sitzend beobachtet werden. Zumeist erfolgt der Nachweis über die charakteristisch zylindrischen Kotkrümel der Käferlarven sowie durch Körperteile der Elterngeneration am Fuß von Brutbäumen.
Der Eremit ist in Deutschland stark gefährdet und europaweit streng geschützt. Mit seiner Bindung an Höhlen alter Bäume besiedelt er in unseren Wäldern sehr selten gewordene Lebensraumelemente. Damit kommt ihm die Funktion einer ‚Schirmart’ zu, stellvertretend für eine Vielzahl weiterer, hochgradig gefährdeter Bewohner von Alt- und Totholz.

Verbreitung

Diese Art ist nur in Europa verbreitet wobei Deutschland im Verbreitungszentrum liegt. Aktuelle Vorkommen sind aus fast allen Bundesländern bekannt. Allerdings nimmt die Häufigkeit in Richtung Westen ab. Der Eremit besiedelt alte hohle Bäume sowohl in lichten Wäldern als auch einzeln stehende Exemplare.

Lebensraum

Wärmegeprägte Wälder mit altem Laubbaumbestand sind der typische Lebensraum des Eremiten. Wichtiger als die Baumart ist das Vorhandensein alter Höhlenbäume, sowie ein, auch in der Vergangenheit, beständiges Angebot dieser Lebensraumelemente. Ganz charakteristisch ist das Vorkommen des Eremiten in Wäldern mit Baumveteranen als Relikt alter Nutzungsformen wie den Hudewäldern, in denen für die Art günstige Bedingungen herrschten.

Sekundär haben außerhalb der Wälder gelegene Baumbestände für den Eremiten große Bedeutung erlangt, wie Parkanlagen, Alleen oder Kopfbäume.

Fortpflanzung/Biologie

Die erwachsenen Käfer leben mit den Larven gemeinsam in den Brutbäumen.Die Paarung findet im Juli und August im Bereich geeigneter Brutbäume statt. Die Entwicklung vom Ei bis zum Käfer dauert zwischen 2 und 4 Jahren. Die Larven ernähren sich von Holzmulm, die adulten Tiere lecken den Saft blutender (Laub-)Bäume.

Ökologie der Art

Der Eremit entwickelt sich in verschiedenen Laubbäumen. Wichtiger als die Baumart ist das Vorhandensein eines genügend großen Mulmvorrats mit geeigneter Feuchte und Konsistenz. Am häufigsten werden Eichen, Linden, Rotbuchen, Eschen, Weiden und Obstgehölze als Brutbäume genutzt (Schaffrath 2003, Stegner et al. 2009). In Frage kommen aber auch Erle, Rosskastanie, Hainbuchen und selbst nichtheimische Baumarten wie Robinie, Silberahorn, Esskastanie und Platane. Ausnahmen sind Vorkommen in Nadelgehölzen wie Tanne oder Eibe (Schaffrath 2003, Stegner et al. 2009). Bei der Wahl der Brutbäume gibt es offensichtlich deutliche regionale Unterschiede. Während im Osten Deutschlands, neben den Streuobstwiesen, speziell den Kopfweiden eine große Bedeutung als Brutbaum zukommt, wurde in den nordwestlichen Bundesländern (Schleswig-Holstein, Hamburg sowie Niedersachsen) noch kein einziges Vorkommen an Weiden festgestellt. Die Rotbuche wiederum soll in Bayern als Brutbaum praktisch keine Rolle spielen (LFW 2005), während sie weiter im Norden zu den Hauptbrutbäumen zu rechnen ist.

Es werden Bäume mit noch weitgehend intakten, möglichst großen Stamm- oder Asthöhlen besiedelt, die feuchten (nicht nassen) braunfaulen bis schwarzen Mulm enthalten. Die Larven fressen in der Höhle insbesondere an der Grenze zwischen Mulm und noch hartem Holz.

Bei freistehenden Bäumen ist mit Höhlen in geringerer Höhe zu rechnen als in hoch aufgewachsenen Bäumen geschlossener Bestände. Bussler & Müller (2008) geben für Höhlen untersuchter Eremiten-Eichen in Bayern Höhen zwischen 10 bis 25 Meter an. Brutvorkommen in Rotbuchen befinden sich vermutlich in der Regel in großer Höhe (Schaffrath 2003). Höhlen am Stammfuß und „durchgewachsene“ Höhlen mit Bodenkontakt werden allgemein als ungeeignet angesehen (Stegner 2004), Besiedlung mit dem Eremiten kommt jedoch auch unter solchen Bedingungen vor (Schaffrath 2003) und stellt dabei nicht immer die im Untergang begriffenen Reste eines Vorkommens dar. Vorkommen im Stammfuß ohne darüber liegende alte Höhle sind aber als Ausnahmen anzusehen, als Nebenvorkommen innerhalb von Gebieten mit insgesamt starken Eremiten-Vorkommen. Ebenso zu bewerten sind nachgewiesene Larvenfunde außerhalb von Höhlen frei im feuchten morschen Holz einer Buchenruine in 4-5 m Höhe (Bellmann in litt.) oder Vorkommen in vermulmtem bzw. verpilztem Holz sowie in Spalten und Klüften dicker Hochstubben bzw. stehend abgestorbener Bäume (Möller 2009).

Die Entstehung besiedlungsfähiger Höhlen setzt bei Eichen ein Mindestalter von etwa 150 - 200 Jahren voraus. Die größten Eremiten-Vorkommen wurden in Schweden in 300 - 400jährigen Eichen festgestellt (Ranius et al. 2009). Ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Stammdurchmesser und dem Auftreten des Eremiten besteht nicht, doch weisen die stärksten Bäume in der Regel die größten Mulmkörper auf. Eine herausragende Bedeutung kommt dem Alter der Bäume zu. Die ältesten Bäume weisen nicht zugleich auch die größten Durchmesser auf. Es gibt deutliche Hinweise, dass sehr alte, langsam gewachsene Bäume für den Eremiten und andere Höhlenbewohner den größten Wert besitzen (Ranius et al. 2009) und die Präsenz des Eremiten ist ein Indikator für eine artenreiche Käfergemeinschaft in Baumhöhlen (Ranius 2002).

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Die Entwicklungsdauer vom Ei bis zum Käfer beträgt 3 bis 4 Jahre. Ausgewachsene Larven bauen im Herbst einen Kokon, in dem sie als Vorpuppe überwintern. Zwischen April und Juni erfolgt die Verpuppung und Umwandlung zum fertigen Käfer. Die Käfer erscheinen etwa ab Juni, der Aktivitätsschwerpunkt liegt im Zeitraum Juli - August, und nehmen im Normalfall wohl keine Nahrung mehr auf, vereinzelt wurde die Aufnahme von Saftfluss beobachtet (fakultativer Saftlecker; Schaffrath 2003a).

Landnutzungsaktivitäten können sich sowohl auf die Bedingungen während der Larvalentwicklung als auch auf die Bedingungen während der Aktivitätsphase der Käfer auswirken. Für die Larvalentwicklung ist die Verfügbarkeit und Qualität von Baumhöhlen entscheidend. Beides kann durch langfristige forstwirtschaftliche Planung beeinflusst werden. Die Eiablage erfolgt in den tieferen Schichten des Mulmkörpers. Die Larven ernähren sich von Holzmulm und morschem Holz unterschiedlichen Zersetzungsgrades. Großhöhlen werden bevorzugt und sind für die Ausbildung dauerhaft tragfähiger Bestände als entscheidend anzusehen. Von Schaffrath (2003) wird als Untergrenze für die erfolgreiche Besiedlung von Höhlen ein Mulmvolumen von 3 Litern angegeben. Im Durchschnitt beansprucht eine Larve ca. 1 Liter Mulm und ein tragfähiger Bestand entsprechend große Höhlen. Das theoretische mittlere Aussterberisiko eines Vorkommens sinkt mit der Größe des verfügbaren Mulmkörpers, optimal sind Mulmkörper > 50 Liter (Ranius 2007). Infolge der Nutzungsgeschichte unserer Wälder sind Altbäume mit Höhlen und einem großen Mulmkörper äußerst selten. Vielerorts haben Vorkommen in Parkanlagen, Alleen und Relikten alter Waldnutzungsformen überdauern können, da nur in diesen entsprechend alte Bäume vorhanden waren und noch vorhanden sind. Aus den Wirtschaftswäldern sind geeignete Altbäume (Baumveteranen) heute weitgehend verschwunden. Kurze Umtriebszeiten, Zielstärkennutzung und Qualitätsauslese haben dazu geführt, dass ein Heranwachsen geeigneter Brutbäume kaum noch zugelassen wurde. Die Umtriebszeiten betragen heute bei der Rotbuche 80 - 120 Jahre, bei der Eiche 140 - 160 Jahre, ein Alter, in dem die Herausbildung wertvoller Lebensraumelemente im Allgemeinen erst beginnt.

Für ein langfristiges Überleben des Eremiten in einem Gebiet ist die Vernetzung und Kontinuität des Bestandes an geeigneten Höhlenbäumen wichtig. Die Käfer weisen eine hohe Standorttreue auf und haben nur einen geringen Hang zur Ausbreitung. Lediglich etwa 15 % der Käfer verlassen überhaupt jemals ihren Brutbaum (Ranius und Hedin 2001). Die zurückgelegten Distanzen liegen dabei meist unter 200 m (Ranius und Hedin 2001, Schaffrath 2003, Hedin et al. 2008), die obere Grenze bei 1 - 2 km. Große, zusammenhängende Höhlenbaumbestände (z.B. große Altholzinseln) bieten somit günstigere Voraussetzungen für das Überleben eines größeren vernetzten Vorkommens, als z.B. in geringer Dichte über große Waldflächen verteilte einzelne Höhlenbäume. Insofern ist der vielfach praktizierte Ansatz, auf großen Waldflächen jeweils nur einige Biotopbäume je Hektar zu erhalten, unproduktiv.

Zusätzlich zu den erwähnten Aspekten zeichnet sich der Eremit durch ein gewisses Wärmebedürfnis aus und bevorzugt Höhlungen, die zumindest zeit- oder teilweise besonnt sind. Diese Bedingungen sind typisch für Hudelandschaften und andere lichte Waldformationen, können darüber hinaus aber auch am Rand von Baumbeständen sowie bei freistehenden Bäumen einschließlich Baumreihen und Alleen erfüllt sein. Die Anlage von Alleen und die Auflockerung von Waldbeständen können langfristig die Bedingungen für den Eremiten verbessern. Kurzfristig wirkt sich der Erhalt von Alleebäumen und von Baumveteranen in jeglicher Umgebung positiv aus. Innerhalb geschlossener Bestände sind geeignete Bedingungen aber auch in größerer Höhe gegeben (siehe Ausführung zur Ökologie).

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Zur Abgrenzung einer lokalen Population des Eremiten lässt sich die räumliche Verteilung besiedelter Bäume heranziehen. Einzelne Baumindividuen sind im Fall des Eremiten als Teilvorkommen eines größeren vernetzten Vorkommens anzusehen, da nur ca. 15 % der Individuen eines Baumes diesen verlassen (Ranius & Hedin 2001). Die durch die Flüge überwundenen Distanzen reichen meist nur bis zu 200 m (Hedin et al. 2008), in seltenen Fällen wohl höchstens 1 bis 2 km. Daher sind alle besiedelten Bäume und deren Umgebung bis zu 500 m Entfernung als Gebiet der lokalen Population anzusehen.

Für detaillierte Informationen zur Bewertung der Erhaltungszustände der Vorkommen des Eremiten siehe Stegner (2004, 2006).

Gefährdung

Die direkte Vernichtung sehr alter Laubbaumbestände stellt eine große Gefahr dar. Auch die Aufgabe historischer Waldnutzungsformen (z.B. Hudewaldwirtschaft) sowie der Verlust alter Streuobstwiesen, alter Bäume in Waldrandlagen oder an Alleen z. B. im Rahmen von Verkehrssicherungsmaßnahmen führen zum Verschwinden geeigneter Lebensräume.

Gefährdungsursachen

Der Eremit ist vor allem durch den Verlust oder die Entwertung von Bäumen gefährdet, die aufgrund ihres Alters eine Höhle im Innern ausgebildet haben.

Forstwirtschaft

  • Verlust/Entwertung von alten, lichten Laubwaldbeständen (v.a. Eichen- und Buchenwälder) mit hohen Alt- und Totholzanteilen (Umbau in wenig gegliederte Bestände z.B. Nadelwälder), großflächige Kahlhiebe (größer als 0,3 ha)
  • Verkürzung der Umtriebszeit von Laubbäumen (v.a. Eiche) auf unter 200 Jahre, dadurch keine Entstehung potenzieller Brutbäume
  • Verlust von potenziellen Brutbäumen mit Mulmhöhlen durch Entnahme von Höhlenbäumen sowie alten oder kranken Bäumen
  • Entnahme besiedelter (auch toter) Bäume
  • Verinselung durch Verlust an Lebensraumelementen und Verbindungswegen
  • Starke Beschattung potenzieller Brutbäume (insbesondere Eichen) durch zunehmenden Jungwuchs (z.B. durch Aufgabe der Hudewaldwirtschaft, Nutzungsänderung)
  • Verschlechterung der besiedelten Lebensräume durch Einsatz von Bioziden in Laubmischwäldern und Parkanlagen

Sonstige

  • Entfernung von Brutbäumen durch Straßenbau und Baumpflege (Verkehrs- bzw. Wegesicherung)
  • Anthropogen verursachte Grundwasserstandsänderungen (Altbäume reagieren empfindlich)
  • Verlust von Altbaumbeständen durch Hochwasserschutzmaßnahmen („Abflusshindernis“, vermutete Gefahr für Deichstabilität, fehlende Nachpflanzungen)
  • Entfernung von Altbaumbeständen durch Baumaßnahmen
  • Verlust von Altbaumbeständen durch Bergbauvorhaben
  • Aufgabe der Kopfweidennutzung zur Korbflechterei (regional)
  • Verlust von alten Streuobstwiesen

Schutz

Alle Vorkommen der Art sollten geschützt werden. Aufgrund der geringen Ausbreitungsfähigkeit ist es wichtig, dass bei den aktuellen Vorkommen weitere geeignete Brutbäume nachwachsen, um die Vorkommen langfristig erhalten zu können.

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population des Eremiten

Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen des Eremiten können von der Forstwirtschaft ausgehen. Um Beeinträchtigungen durch Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Forstwirtschaft

  • Verhinderung des Zuwachsens besiedelter Bäume und ausgewählter Altbäume durch Bedränger. Besiedelte Altbäume sollten grundsätzlich in die Lage versetzt werden, ihre physiologische Altersgrenze zu erreichen, ergänzend sollen sich ausgewählte umgebende Altbäume zu Baumveteranen entwickeln dürfen. Speziell bei Eichen ist dies meist nicht ohne lenkende Eingriffe möglich, da diese auf den meisten Standorten schnellwüchsigeren Arten unterlegen sind. Gerade der Eiche kommt aber aufgrund ihrer hohen Lebenserwartung und Ausbildung sehr langlebiger Höhlen eine wesentliche Bedeutung für den Erhalt des Eremiten zu.
  • Erhaltung aller Höhlenbäume im Umkreis von 500 m zu besiedelten Bäumen
  • Erhaltung aller Brutbäume
  • Auswahl von Zukunftsbäumen im Umkreis von 300 m, insgesamt 10 Bäume (Brutbäume + Zukunftsbäume)/ha (analog Biotopbaumkonzept LWF Bayern, Neft 2006)

Allgemein gilt

  • Künstliches Schaffen von Höhlen bei dringendem Handlungsbedarf kann in Einzelfällen in Betracht gezogen werden, sollte aber stets als Sonderfall betrachtet werden. Vorrang kommt der systematischen Anreicherung der Bestände durch die konsequente Erhaltung natürlich entstehender geeigneter Bäume zu. Analog zur „forstlichen Qualitätsauslese“ Etablierung einer langfristig gesicherten „ökologischen Baumauslese“
  • Aufzucht von zufällig erhaltenen Larven und Aussetzen als erwachsene Käfer, z.B. nach unvermeidbaren Fällmaßnahmen oder Windwurf. Ein Verbringen der Larven in bestehende Höhlen ist in der Regel kontraproduktiv. Unbesiedelte Höhlen enthalten möglicherweise ungeeignetes Substrat und in besiedelten Höhlen käme es unter Umständen zu Kannibalismus infolge überhöhter Larvendichte (Brünner & Rummel 2006). In beiden Fällen würde man dem betreffenden Vorkommen mehr Schaden zufügen als Nutzen
  • Bei unvermeidlichen Baumfällungen Bäumstämme an geeigneter Stelle (möglichst bei vorhandenen Metapopulationen) senkrecht abstellen („Totholzpyramiden“). Auch Umpflanzungen ganzer Bäume wurden bereits vorgenommen; der Baum überlebt das zwar nicht, kann aber noch jahrelang Lebensraum eines Vorkommens sein

Sonstige Maßnahmen

  • Schneitelung von ehemaligen Schneitelbäumen und statische Sicherung bei Straßen und Parkbäumen (Schneitelung lässt schneller Höhlen entstehen, alte Nutzungsform aber wahrscheinlich nur in Schutzgebieten realistisch), keine Schneitelung im Wald
  • Regionale Besonderheiten sind bei der Anlage neuer Kopfbäume zu beachten. So macht beispielsweise das Anlegen von Kopfweidenbeständen als Ausgleichsmaßnahme oder zur Stützung der Eremitenvorkommen nur in jenen Regionen Sinn, wo die Art nachweislich entsprechend vorkommt (siehe Ökologie&Lebenszyklus). Gleiches gilt für die Anlage von Streuobstbeständen
  • Im Falle notwendiger Verkehrssicherung einem Rückschnitt/Entlastungsschnitt von Bäumen den Vorzug gegenüber Fällung geben
  • Verbindung bestehender Baumbestände durch Neupflanzung von Zukunftsbäumen künftiger Baumgenerationen (langfristige Sicherung der Lebensraumkontinuität). An geeigneten Orten (z.B. im Siedlungsumfeld) kann dies auch durch gezielt gepflanzte und gepflegte Streuobstbestände geschehen, die vergleichsweise schnell Höhlen ausbilden. Dadurch können in kritischen Bereichen Ersatz-, Ausweich-, Interimslebensräume geschaffen werden
  • Sukzessiver Ersatz von Bäumen in Alleen, Parks, Hudelandschaften (Zukunftsbäume, zeitliche Dimension mehr als 100 Jahre)

Erhaltungszustand

  • Atlantische Region: ungünstig - schlecht
  • Kontinentale Region: ungünstig - unzureichend

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+

Projekte im Internet

  • Projekt Kopfbäume im Landkreis Forchheim (Oberfranken)
    Pflege der Kopfeichen als Lebensraum des Eremiten und Informationen zur historischen Nutzung der Eichen
  • Wiedereinführung historischer Schneitelnutzung von Hainbuchen im Bentheimer Wald (Niedersachsen)

Literaturhinweise

verändert nach:
Schaffrath, U. (2003): Osmoderma eremita (Scopoli, 1763). In: Petersen, B., Ellwanger, G., Biewald, G., Hauke, U., Ludwig, G., Pretscher, P., Schröder, E., und Ssymank, A. (Bearb.): Das europäische Schutzgebietssystem Natura 2000. Ökologie und Verbreitung von Arten der FFH-Richtlinie in Deutschland. Band 1: Pflanzen und Wirbellose. - Bonn-Bad Godesberg (Landwirtschaftsverlag) - Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz 69(1): 415-425.

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Ulrich Schaffrath
Marienstraße 12
34117 Kassel

Dr. Jan Stegner
Institut für Vegetationskunde und Landschaftsökologie
Hinrichsenstraße 23
04105 Leipzig

Autoren

Stephan Gürlich, Jörn Buse

Unter Mitarbeit von

Thorsten Aßmann, Lars Hendrich, Jörg Gebert, Andrea Matern, Thomas Müller, Matthias Simon, Jan Stegner

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