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Bundesamt für Naturschutz

Pelophylax lessonae - Kleiner Wasserfrosch

Geschützt nach
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1207
Artengruppierung
Amphibien
Synonyme
Kleiner Grünfrosch, Tümpelfrosch, Kleiner Teichfrosch, Zwergwasserfrosch
Status Rote Liste Deutschland
(Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien 2020): G (Gefährdung unbekannten Ausmaßes)
Status Rote Liste Europa
(Temple & Cox 2009): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
(Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien 2020): In hohem Maße verantwortlich

Beschreibung

Lautstarker Rufer in Tümpeln und Weihern

Der Kleine Wasserfrosch bevorzugt zur Fortpflanzung kleine bis mittelgroße, üppig bewachsene, möglichst nährstoffarme Stillgewässer, die sich sowohl im Offenland als auch im Wald befinden können. Im Vergleich zu seinen nächsten Verwandten, Teich- und Seefrosch, von denen er nur schwer zu unterscheiden ist, weist er keine so enge Bindung an Gewässer auf. So ist er vor allem außerhalb der Paarungszeit regelmäßig in größerer Entfernung vom Wasser anzutreffen und meidet auch die Wälder nicht.
Im Gegensatz zu vielen anderen Amphibien, die nur in den Abendstunden oder nachts ihre Paarungsrufe ertönen lassen, ist das lautstarke Konzert des Kleinen Wasserfrosches, ebenso wie bei den beiden anderen „Grünfroscharten“ auch, am Tage zu vernehmen. In Deutschland gilt der Kleine Wasserfrosch als gefährdet, da er vom Menschen stärker überformte Lebensräume meidet.

Lebensraum

Bevorzugte Lebensstätte des Kleinen Wasserfrosches sind moorige und sumpfige Wiesen- und Waldweiher. Dort hält er sich während der Fortpflanzungszeit von März/April bis Ende Juni/Anfang Juli bevorzugt auf. Danach verlässt ein Großteil der Tiere das nähere Gewässerumfeld. Sie sind dann auf den Wiesen und Weiden und in den Wäldern, welche die Laichgewässer umgeben, anzutreffen.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Der Kleine Wasserfrosch bevorzugt in Mitteleuropa pflanzenreiche Moorgewässer, kleinere Wald-, Wiesen- und Feldweiher sowie Wiesengräben als Fortpflanzungsgewässer und Sommerlebensraum (Günther 1996, Plötner 2005). Ob ein Gewässer für ihn geeignet ist, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Es muss einen reichen Pflanzenbewuchs aufweisen und zudem gut besonnt sein. Größere Seen und weitgehend unbewachsene Abgrabungsgewässer werden nur selten besiedelt. Das gleiche gilt für Flüsse. Allerdings beherbergen Flussauen und Auengewässer mitunter größere Vorkommen des Kleinen Wasserfrosches. In stark vom Menschen überformten Gewässern fehlt die Art. 

An den Gewässern halten sich die Tiere tagsüber an schlammigen Uferzonen zwischen dem Bewuchs in Sprungweite tieferer Wasserstellen auf. 

Im Gegensatz zu den nahe verwandten Arten Teich- und Seefrosch weist der Kleine Wasserfrosch keine enge, ganzjährige Bindung an die Gewässer auf. So verlassen die Tiere bei der Nahrungssuche öfter das Gewässerumfeld. Auch werden regelmäßig Wanderungen über Land unternommen – z.B. sind die Jungfrösche in Klein(st)gewässern wie Wagenspuren oder Trittsiegeln von Weidetieren anzutreffen. Diese dienen als Ruheplätze und Trittsteine bei der Ausbreitung. 

Zur Überwinterung werden meist Wälder in der Nähe der Fortpflanzungsgewässer aufgesucht. Hier graben sich die Tiere mithilfe ihrer großen Fersenhöcker in den lockeren Boden ein oder sie überwintern unter Moos, Blättern und kleinen Ästen (Günther 1996, Plötner 2005).

Der Kleine Wasserfrosch kommt häufig gemeinsam mit dem Teichfrosch vor. Verpaarungen zwischen beiden Arten finden regelmäßig statt. Alle „Grünfroscharten“ sind überwiegend tagaktiv. Bei der Nahrungswahl sind sie wenig wählerisch - sie fressen im wahrsten Sinne des Wortes alles, was ins Maul passt und nicht zu groß ist.

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Der Kleine Wasserfrosch verlässt in der Regel im März oder April sein Winterquartier und begibt sich zum Laichgewässer. Der Zeitraum der Wanderung zum Laichplatz fällt somit mit der Frühjahrsbestellung der Felder und Pflegemaßnahmen im Grünland (Pflügen, Ansaat, Düngung, Spritzmitteleinsatz, Abschleppen) zusammen. 

An den Laichgewässern tauchen die ersten Tiere ab Mitte März auf. Bis zur eigentlichen Laichperiode, die ab Ende April, oft erst ab Mitte Mai beginnt, verbleiben sie am Gewässer. Das eigentliche Fortpflanzungsgeschehen setzt ein, wenn das Gewässer mehrere Tage eine Temperatur von 15°C überschreitet (Günther 1996). Die Weibchen legen in Abhängigkeit von der Körpergröße mehrere Laichballen mit insgesamt ca. 400-3.000 Eiern. Anfang Juli ist das Fortpflanzungsgeschehen abgeschlossen. 

Im Gegensatz zu Teich- und Seefrosch, die sich häufig das ganze Jahr am und im Gewässer aufhalten und lediglich zur Überwinterung benachbarte Fließgewässer aufsuchen können, unternimmt der Kleine Wasserfrosch regelmäßig Streifzüge über Land. Besonders nach warmen Regenfällen ist er auf Wiesen, Weiden und in den Wäldern im Umfeld der Gewässer auf Nahrungssuche anzutreffen. Diese Wanderungen fallen in den Zeitraum, in dem das Grünland zum zweiten oder dritten Mal gemäht wird. Gefährdet sind die Tiere dann, wenn feuchte Senken gemäht werden, da dies Bereiche sind, in denen sich v.a. Jungtiere bei trockener Witterung in größerer Stückzahl sammeln können. In der Regel kehren sie aber während trockener Witterungsphasen zu den Gewässern zurück (Günther 1996). 

Ende August und während des Septembers beginnt die Rückwanderung zu den Winterquartieren, die in größerer Entfernung von den Gewässern liegen können (max. 15 km). Einige Tiere überwintern auch im Gewässer. Die Wanderung in die Winterquartiere fällt in den Zeitraum der herbstlichen Feldbestellung oder in die Ernte spätreifender Feldfrüchte.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Von den drei Grünfroscharten ist der Kleine Wasserfrosch am wenigsten an Gewässer als Jahreslebensraum gebunden: Die Tiere verlassen bei der Nahrungssuche öfter das Gewässerumfeld. Es werden auch regelmäßig Wanderungen über Land unternommen. Vor allem Jungfrösche unternehmen weitere Wanderungen weg von den Laichgewässern und tragen so aktiv zur Ausbreitung der Art bei. Die Alttiere hingegen bleiben i.d.R. ihren Gewässern treu und verbringen das Jahr in dessen weiterer Umgebung (Günther 1996). Als maximale Distanz zwischen Fortpflanzungsgewässer und Winterquartier wurden am Neusiedlersee 15 km festgestellt (Tunner 1992). 

Die lokale Population kann nach Expertenmeinung im Normalfall mit einem Radius von 2 km um die Laichgewässer(komplexe) abgegrenzt werden. Laut Schmidt (2006) können selbst Vorkommen, die zwischen 2.000-5.000 m voneinander entfernt liegen, noch gut vernetzt sein.

Gefährdung

Gefährdungsursachen

Der Kleine Wasserfrosch ist hauptsächlich durch die Veränderung und Zerstörung seiner Lebensräume gefährdet – v.a. durch den Verlust geeigneter Larvalgewässer.

Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft

Folgende Maßnahmen der Land-, Forst- und Teichwirtschaft können sich nachteilig auf Vorkommen des Kleinen Wasserfrosches auswirken:

  • Beseitigung von Gewässern durch Verfüllung, Trockenlegung, Wasserstandsregulierungen etc. im Zuge von Nutzungsänderungen 
  • Veränderung des Wasserhaushalts in Feuchtwiesen, Feuchtheiden, Mooren, Erlenbruchwäldern (v.a. Beseitigung von Überschwemmungsflächen in Auen, Grundwasserabsenkungen)
  • Entwertung von Gewässern z.B. durch Fischbesatz oder Nährstoffeintrag
  • Moderne, hochtechnisierte Landwirtschaft mit engen Fruchtfolgen, großen Schlägen sowie Mehrschnitt-Wiesen (Silagewirtschaft) 
  • Umwandlung von Grünland in Ackerflächen
  • Einsatz schwerer Geräte und Anbau von Nadelholzforsten in der Forstwirtschaft
  • Flächendeckende Ausbringung von Düngern (Nährstoffeinträge in die Gewässer) und Spritzmitteln
  • Fischbesatz (Fischzucht und Angelsport)

Sonstige

  • Fortschreitende Verlandung und Beschattung der Laichgewässer durch aufwachsende Gehölze
  • Lokal zunehmende Versauerung von Heide- und Moorgewässern und damit einhergehende Verpilzung der Laichballen
  • Zerschneidung von Lebensraumkomplexen durch Verkehrswege
  • Verluste durch Straßenverkehr

Erhaltungszustand

  • Atlantische Region: unbekannt
  • Kontinentale Region: unbekannt
  • Alpine Region: ungünstig - unzureichend

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Martin Schlüpmann
Biologische Station Westliches Ruhrgebiet e.V.
Ripshorster Str. 306
46117 Oberhausen

Thomas Mutz
AGAR Münster
Merschkamp 17
48155 Münster

Autoren

Benjamin T. Hill, Burkhard Beinlich, Manuela Siewers

Unter Mitarbeit von

Thomas Bobbe, Holger Buschmann, Christian Chmela, Martin Dieterich, Hauke Drews, Arno Geiger, Dieter Glandt, Kurt Grossenbacher, Andreas Kronshage Alexander Kupfer, Hubert Laufer, Uwe Manzke, Martin Schlüpmann, Norbert Schneeweiß, Matthias Simon, Karola Gießelmann, Burkhard Thiesmeier, Heiko Uthleb

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