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Bundesamt für Naturschutz

Rana arvalis - Moorfrosch

Geschützt nach
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1214
Artengruppierung
Amphibien
Synonyme
Sumpffrosch, Feldfrosch, Spitzschnauziger Frosch
Status Rote Liste Deutschland
(Kühnel et al. 2009): 3 (Gefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Temple & Cox 2009): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
In besonderem Maße für hochgradig isolierte Vorkommen verantwortlich

Beschreibung

Hochzeit in Blau

Auf den ersten Blick ähnelt der Moorfrosch dem weit verbreiteten Grasfrosch. Beide Geschlechter sind erdfarben, seltener rötlich oder gelblich, mit dunkleren Flecken und einer scharf begrenzten hellen Rückenlinie. Insgesamt ist die Zeichnung sehr variabel. Eindeutig erkennbar sind die Männchen aber während der Paarungszeit – ihre Oberseite und Kehle nimmt dann meist eine blaue oder violette Färbung an. Unverwechselbar ist dann auch ihr Ruf, der gurgelnd und glucksend vorgetragen wird.
Der Moorfrosch bevorzugt Gebiete mit hohem Grundwasserstand oder staunasse Flächen. Sein Lebensraum sind die Nass- und Feuchtwiesen, Zwischen- und Niedermoore sowie Erlen- und Birkenbrüche. Durch den fortschreitenden Verlust dieser Feuchtgebiete ist der Moorfrosch inzwischen vor allem im westlichen Mitteleuropa selten geworden und wird in Deutschland auf der Roten Liste geführt.

Lebensraum

Feucht- und Nasswiesen, Bruch- und Auenwälder sowie die Moorlandschaften sind die wichtigsten Lebensräume des Moorfrosches. In diesen von hohen Grundwasserständen geprägten Landschaften sucht er bevorzugt fischfreie und pflanzenreiche Gewässer zur Fortpflanzung auf.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Wie der Name andeutet, kommt der Moorforsch in Lebensräumen mit einem hohen Grundwasserstand und in vielen Fällen periodischen Überschwemmungen vor. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um sumpfige Feucht- und Nasswiesen, Erlen- und Birkenbrüche, Flussauen, Auwälder oder Zwischen- und Niedermoore. In Hochmooren werden nur die Randbereiche und insbesondere Torfstiche besiedelt (zentrale Moorgewässer sind meist zu sauer). Es bestehen große regionale Unterschiede in Deutschland hinsichtlich der Lebensraumansprüche des Moorfrosches. So findet er sich in Nordost-Deutschland auch in grundwasserfernen Lebensräumen (Günther & Nabrowsky 1996, Glandt 2008). 

Als Laichgewässer werden fischfreie, meist üppig bewachsene Gewässer unterschiedlichster Größe genutzt. Dies sind z.B. Tümpel, Teiche, Weiher, Altwässer, Sölle, Gräben oder flache Seeufer. Saure (Moor-) Gewässer werden bis zu einem pH-Wert von 4,5 toleriert. Sinkt der pH-Wert darunter, verpilzen die Laichballen und die Eier sterben ab (Günther & Nabrowsky 1996).

Die Überwinterungsquartiere liegen in Mitteleuropa zum größten Teil an Land. Es ist möglich, dass sich die Tiere im lockeren Boden mithilfe ihrer harten Fersenhöcker eingraben können. Wahrscheinlicher ist, dass sie vorhandene Lücken- und Hohlraumsysteme nutzen. Lutz (1992, zitiert in Glandt & Jehle 2008) fand besenderte Moorfrösche in Kleinsäugergängen wieder. Seltener überwintern einzelne Tiere auch am Gewässergrund (Günther & Nabrowsky 1996). 

Moorfrösche sind nacht- und während Regenperioden auch tagaktiv. Vor allem nachts gehen sie aktiv auf die Jagd, während sie am Tag bei trockener Witterung in ihrem Versteck auf Beute (überwiegend Glieder- und Weichtiere) lauern. 

Natürliche Feinde sind Molche (v.a. Teichmolch), Schwimmkäfer, Libellenlarven, Fische und andere Froscharten, welche Laich, Larven oder Jungfrösche fressen, während ausgewachsene Moorfrösche Ringelnattern und verschiedenen Vogel- und Säugetierarten zum Opfer fallen. Moorfrösche werden im Schnitt im 3. Lebensjahr geschlechtsreif und können in der Natur ein Alter von 12 Jahren erreichen. 

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Liegt die Lufttemperatur einige Tage über 10°C, beginnen die Moorfrösche die Anwanderung zu den Laichgewässern (Schulze & Meyer 2004). Dies ist meist Anfang bis Mitte März der Fall. Der Moorfrosch gehört somit zu den früh laichenden Arten. Wandern die Tiere über landwirtschaftliche Flächen an, kann dies zu Beeinträchtigungen im Rahmen der Frühjahrsbestellung und der Grünlandpflege (v.a. Abschleppen der Wiesen) führen, da die Tiere auch tagsüber wandern können.

Der Laich wird ab Ende Februar/Anfang März, überwiegend aber im April, in ein bis zwei Ballen pro Weibchen an der Wasseroberfläche in Bereichen mit Pflanzenwuchs abgelegt. Sonnenexponierte Bereiche werden dabei bevorzugt (Günther & Nabrowsky 1996). Die Wassertiefe am Laichplatz liegt selten über 50 cm. Nach der Laichperiode (i.d.R. Ende April) kann ein Teil der Tiere noch für mehrere Wochen in der unmittelbaren Nachbarschaft der Gewässer verweilen, bevor sie ihre Sommerlebensräume aufsuchen. Diese können mehr als einen Kilometer vom Larvalgewässer entfernt liegen. Befinden sie sich in der Nähe, suchen die Tiere die Gewässer von Zeit zu Zeit auf. 

Der Aufenthalt im Sommerlebensraum fällt in den Zeitraum, in dem das Grünland gemäht und gedüngt wird. Da Feucht- und Nassgrünland gern als Sommerlebensraum genutzt wird, besteht die Gefahr, dass die Tiere bei der Mahd zu Schaden kommen. 

Im Herbst (Oktober/November) werden schließlich die Winterquartiere aufgesucht. Überqueren die Moorfrösche dabei Ackerflächen, können sie unter Umständen durch die Herbstbestellung der Felder beeinträchtigt werden.

Je nach Witterung schlüpfen 5 Tage bis 3 Wochen nach der Eiablage die Larven und entwickeln sich innerhalb von ca. 6 bis 16 Wochen zum landlebenden Jungtier. Auch sie können noch mehrere Wochen am Laichgewässer verweilen, ehe sie abwandern. Insgesamt erstrecken sich die Wanderbewegungen der Jungfrösche über längere Zeiträume als bei den ausgewachsenen Tieren. Büchs (1987) konnte z.B. während des gesamten Zeitraumes von März bis November wandernde Jungtiere nachweisen. Das Gleiche gilt auch für einzelne Alttiere. Diese Tiere sind im erhöhtem Maß von den verschiedenen landwirtschaftlichen Tätigkeiten betroffen.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Die Jungtiere wandern mit Strecken bis zu 1.200 m (unter günstigen Bedingungen vermutlich sogar bis 3.000 m) häufig weiter vom Laichgewässer weg als die Alttiere, die sich nach dem Laichgeschäft gern weiterhin in Gewässernähe aufhalten und selten Strecken von mehr als 500 m zurücklegen (Gelder & Butger 1987, Günther & Nabrowsky 1996, Hartung 1991). 

Für die meist isolierten Vorkommen in Süd- und Westdeutschland wird man zur Abgrenzung der lokalen Population einen Aktionsradius von 500 m zugrunde legen müssen. Etwas anders sieht es bei den noch gut vernetzten ostdeutschen Vorkommen aus. Nach Experteneinschätzung wird man dort erst dann von getrennten lokalen Populationen ausgehen können, wenn ein besiedelter Gewässerverbund mehr als 1.000 m vom nächsten Vorkommen entfernt liegt. Sind Barrieren, wie etwa verkehrsreiche Straßen vorhanden, ist gegebenenfalls von diesen Richtwerten nach unten abzuweichen.

    Gefährdung

    Gefährdungsursachen

    Der Moorfrosch ist hauptsächlich durch die Veränderung und Zerstörung seiner Lebensräume gefährdet.

    Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft

    Folgende Maßnahmen der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft können sich negativ auf Vorkommen des Moorfrosches auswirken:

    • Aufforstung mit standortfremden Nadelholzarten, insbesondere dichte Kiefernforste in Nordost-Deutschland 
    • Moderne Landwirtschaft mit Einsatz mineralischer Dünger und Spritzmittel, einschließlich des indirekten Eintrages von Pestiziden und Dünger in die Laichgewässer, Entfernen von kleinteiligen Lebensraumelementen
    • Grünlandnutzung mit regelmäßiger Düngung, hoher Schnittfrequenz und Silagewirtschaft, dem Einsatz von chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln und dem Einsatz schwerer, amphibienschädlicher Mähgeräte wie Kreiselmäher 
    • Fischbesatz in den Laichgewässern und dadurch künstlich erhöhte Anzahl an Fressfeinden
    • Umwandlung von Grünland in Ackerflächen
    • Zerschneidung von Lebensräumen u.a. durch Forstwegebau

    Sonstige

    • Grundwasserabsenkung und Entwässerung der Laichgewässer und der angrenzenden Landlebensräume. Anders als in Süddeutschland und in den überwiegenden Bereichen Westdeutschlands besiedelt der Moorfrosch v.a. in Nordost-Deutschland auch grundwasserferne Landlebensräume; dort wirkt sich die Grundwasserabsenkung v.a. auf die Laichgewässer aus
    • Beseitigung flacher Ufer an Stillgewässern und langsam fließenden Gräben
    • Zerstörung oder negative Veränderung der Laichgewässer (z.B. durch Entfernen des Unterwasser- und krautigen Uferbewuches, um den Abfluss oder die Möglichkeiten der Angelnutzung zu verbessern)
    • Flussregulierungen und der Verlust von Wasserrückhalteflächen
    • Zerschneidung zusammenhängender Lebensraumkomplexe, Isolation von (Teil-)Populationen (gilt besonders für Süd- und Westdeutschland)
    • In den Auen des Rheins Auflandung von Flachwasserzonen und flachen Gewässern durch verstärkte Ablagerung, ohne dass dabei neue Gewässer entstehen
    • Mögliche Gefährdung durch Absterben des Laichs in Laichgewässern (in Heide- und Moorgebieten) durch (zunehmende) Versauerung (Absenkung der pH-Werte unter 4,5)
    • Verlandung und Zuwachsen der Laichgewässer
    • Verluste durch Straßenverkehr

    Erhaltungsmaßnahmen

    Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population des Moorfrosches

    Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen des Moorfrosches gehen von der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft aus. Um Beeinträchtigungen durch die Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

    Landwirtschaft

    • Keine mineralische Düngung (mit Kalkammonsalpeter, Kali-Phosphor) während der Frühjahrswanderung von Ende Februar/März und April
    • Beweidung mit niedrigem Tierbesatz, ohne Düngung und Spritzmitteleinsatz als ideale Nutzung für das Gewässer und das Umfeld. Die jeweils angepasste Beweidungsdichte hängt von zahlreichen Faktoren ab. Sie ist flächenspezifisch anhand von leicht erfassbaren Parametern festzulegen: Die Weidetiere sind spätestens dann von der Weide zu nehmen, wenn der Anteil an hochwüchsigen Pflanzen den Anteil von 10-20 % unterschreitet! Befinden sich weniger als eine Großvieheinheit (GVE) pro 60-70 m Uferlinie auf der Weide [die Großvieheinheit (GVE) beschreibt das Verhältnis der Anzahl der Nutztiere zu einer Fläche und ist ein Maßstab zur Nutzungsintensität; eine GVE entspricht 500 kg], ist eine Auszäunung der Laichgewässer nicht notwendig. Vorteil: Durch Verbiss des Uferbewuchses wird die Verlandung der Gewässer deutlich verlangsamt. Kenngröße für die Ganzjahresbeweidung: 0,3-0,5 GVE/ha/Jahr
    • Eine Nutzung des Gewässerumfelds als Wiese sollte unterbleiben. Ist sie zwingend, dann maximal zweischürige Mahd praktizieren. Eine Schnitthöhe von mindestens 10 cm ist einzuhalten. Kein Einsatz von Kreiselmähern – es gibt mittlerweile moderne, leistungsfähige Balken- bzw. Fingermähgeräte. Keine Bodenbearbeitung wie z.B. Walzen
    • Kein Ausbringen von chemischen Bekämpfungsmitteln gegen Schadorganismen und/oder Düngemitteln und keine Bodenbearbeitung in einer Pufferzone von mind. 20 m, besser 50 m um die Gewässer
    • Verbesserung der Lebensbedingungen durch Wiedervernässung von Feuchtlebensräumen (z.B. durch Verzicht auf Erneuerung von Drainagen)

    Forstwirtschaft

    • Lichtbaumarten (z.B. Eiche, Esche) im Landlebensraum fördern, damit sich eine ausgeprägte Krautschicht entwickeln kann, dabei eine Beschattung der Laichgewässer vermeiden
    • In Brandenburg: Umbau der Kiefernwälder zu Laubmischwald bzw. keine Neuaufforstungen im Umfeld der Laichgewässer, um das erhöhte Austrocknungsrisiko der Laichgewässer zu verringern
    • Unterlassung der Waldkalkungen

    Fischereiwirtschaft

    • Bei Fischteichanlagen sollte mindestens ein besonnter Teich nicht mit Fischen besetzt werden. Um die Fischfreiheit zu gewährleisten, ist das Gewässer im Herbst oder Winter einmal jährlich oder wenigstens alle zwei Jahre abzulassen
    • In aufgelassenen Fischteichanlagen ist noch vorhandener Fischbesatz durch Abpumpen, Ablassen oder Abfischen zu entfernen
    • Keine Fischbesatzmaßnahmen in Kleingewässern in der Landschaft

    Sonstige Maßnahmen

    • Anlage und Pflege von Gewässerkomplexen (da eine Annahme der Gewässer meist erst ab dem 3. Jahr, teilweise sogar erst nach 10 Jahren erfolgt, sind lange Entwicklungszeiten zu berücksichtigen) 
    • Förderung des Wasserrückhaltes im Winter (Frühlaicher): Sohlanhebung der Fließgewässer; Grabenanstau
    • Wiederbelebung der Auen, Auenrelief erhalten bzw. wiederherstellen
    • Auen entlang des Rheins: Überflutung der Flächen zwischen Sommer- und Winterdeich durch Schlitzen der Sommerdeiche ermöglichen, Feinregulierung der Hochwasserdynamik: Anheben des Grundwassers bei ausreichend großen Grundwasserschwankungen; Düseneffekt vermeiden!
    • Nordost-Deutschland: Im Bereich der Grundmoräne Entkopplung der Kleingewässerkomplexe von den Vorflutern
    • Erlenbrüche alle 20-30 Jahre auf den Stock setzen. Eine verträgliche Nutzung z.B. als Energieholz alle 10-15 Jahre erscheint möglich
    • In kleinen verschilften Gewässern: Gliederung des Schilfbestandes durch Mahd von Teilflächen, da die Tiere im dichten Schilf nicht ablaichen 
    • Vernetzung von isolierten (kleinen) Vorkommen 
    • Maßnahmen gegen Verkehrstod

    Erhaltungszustand

    • Atlantische Region: ungünstig - schlecht
    • Kontinentale Region: ungünstig - unzureichend

    Programme und Projekte

    Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

    • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
    • Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+
    • Überblick über Agrarumweltmaßnahmen in Deutschland

    Projekte im Internet

    • LIFE-Projekt "Blitzenreuther Seenplatte" in Baden-Württemberg mit Vorstellung von Maßnahmen zur Schaffung neuer Laichgewässer für den Moorfrosch (z.B. Wiedervernässung) mit "Pro Regio Oberschwaben GmbH" als Projektträger. 
    • WWF-Pilotprojekt "Wir baggern für die Au" in der March-Au in Österreich zur Revitalisierung eines Auengebietes mit dem Moorfrosch als Leitart.
    • NABU-Projekt "Ein König sucht sein Reich" Artenhilfs- und Kleingewässerschutzprojekt mit Artenportraits

    Autor*in

    Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

    Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

    Experten

    Hubert Laufer
    Büro für Landschaftsökologie Laufer
    Kuhläger 20
    77654 Offenbach

    Dr. Dieter Glandt
    Akazienstr. 54a
    48607 Ochtrup

    Autoren

    Burkhard Beinlich, Benjamin T. Hill, Katharina Mautes

    Unter Mitarbeit von

    Thomas Bobbe, Holger Buschmann, Christian Chmela, Martin Dieterich, Hauke Drews, Arno Geiger, Dieter Glandt, Kurt Grossenbacher, Stefan Hafner, Andreas Kronshage, Alexander Kupfer, Hubert Laufer, Uwe Manzke, Martin Schlüpmann, Norbert Schneeweiß, Matthias Simon, Karola Gießelmann, Burkhard Thiesmeier, Heiko Uthleb

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