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Bundesamt für Naturschutz

Rana dalmatina - Springfrosch

Geschützt nach
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1209
Artengruppierung
Amphibien
Status Rote Liste Deutschland
(Kühnel et al. 2009): * (Ungefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Temple & Cox 2009): LC (Nicht gefährdet)
Verantwortlichkeit
In besonderem Maße für hochgradig isolierte Vorposten (in MV und NI)

Beschreibung

Der Weitspringer unter den Fröschen

Der Springfrosch macht seinem Namen alle Ehre! Mit Hilfe seiner kräftigen Hinterbeine springt er bis zu 2 m weit und 75 cm hoch. Damit ist er der Rekordhalter unter den einheimischen Amphibien.
Aber nicht nur sein Sprungvermögen zeichnet ihn aus: Springfrösche sind auch ausgesprochene Frühstarter und erreichen zumeist als erste Amphibien die Gewässer – selbst wenn diese noch teilweise mit Eis bedeckt sind.
Der Springfrosch weist als wärmeliebende Art in Deutschland nur eine lückenhafte Verbreitung auf. Er lebt bevorzugt in trockenen, lichten, krautreichen Laub- und Laubmischwäldern, die ein ausreichendes Angebot an Laichgewässern aufweisen. Diese befinden sich im Wald oder in Waldnähe und sind zumindest teilweise besonnt. Sie sollten fischfrei sein und können gelegentlich trocken fallen.

Lebensraum

Der ideale Lebensraum für den Springfrosch sind lichte, stillgewässerreiche Laubmischwälder, Waldränder und Waldwiesen. Er kann aber durchaus auch außerhalb des Waldes angetroffen werden.

Als Laichgewässer nutzt er Gewässer unterschiedlicher Größe z.B. Wald- und Waldrandtümpel, Weiher, kleine Teiche und Wassergräben. Wichtig ist, dass die Gewässer flach auslaufende, gut besonnte Uferbereiche aufweisen.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Der Springfrosch ist eine wärmeliebende Art, die als typisch für trocken-frische Laub- und Laubmischwälder mit Altholzbeständen in wärmebegünstigten Regionen gilt. Er besiedelt Wälder, Waldwiesen, -lichtungen, Schneisen sowie Wald- und Wegränder lichter, kraut- und gewässerreicher Laubmischwälder, seltener auch lichte, krautreiche Kiefernwälder. Selbst das Offenland wird nicht gemieden (Günther et al. 1996). Häufig sind die Lebensräume auffallend trocken. 

Bei den Laichgewässern handelt es sich zumeist um Weiher, Teiche, Tümpel, Flutrinnen oder Gräben in Waldnähe, die oft reich bewachsen und mind. 10-25 cm tief sein müssen, in vielen Fällen aber deutlich tiefer sind. Die Größe spielt hingegen keine Rolle. Wichtig ist eine mindestens teilweise Besonnung und ein flach auslaufendes, möglichst sonniges Ufer, damit sich die Temperatur des Gewässers bei Sonneneinstrahlung schnell erhöht und so gute Entwicklungsbedingungen für die Kaulquappen bietet. Die Gewässer sind zumeist fischfrei und können in trockenen Jahren immer wieder mal austrocknen. 

Die Sommerlebensräume können 100-700 m (max. 1.600 m) von den Laichgewässern entfernt liegen (Blab 1978). Als Winterquartier dienen in den reich gegliederten Mischwäldern z.B. Moospolster, Wurzeln, Steine, Blätterhaufen oder hohle Baumstämme.

Die Geschlechtsreife wird mitunter bereits im 2. Sommer erreicht, der Großteil der Tiere dürfte sich jedoch erst im 3. Sommer fortpflanzen. Das Höchstalter der Tiere beträgt ca. 10 Jahre.

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Der Springfrosch ist ein ausgesprochener Frühlaicher. Schon Ende Januar bis Anfang Februar, im Norden aber später, beginnen die Tiere bei günstiger Witterung ihre Wanderungen zu den Laichgewässern. Die Männchen treffen hierbei einige Tage vor den Weibchen an den Gewässern ein. Der größte Teil der Wanderungen und das Laichgeschehen finden im März bis Mitte April statt (Meyer 2004) – also zu dem Zeitpunkt, wenn die Bestellung der Äcker und die Grünlandpflege durchgeführt werden. Da die Männchen meist nachts und unter Wasser rufen, sind ihre Konzerte während der Paarungszeit kaum zu vernehmen. 

Die Weibchen geben 300-1.000 Eier in Form von Laichballen ab. Sie werden einzeln um Pflanzenteile (Stängel) oder andere Strukturen (Zweige) in mittleren Wassertiefen (< 40 cm) geheftet; charakteristisch ist, dass die Laichballen dabei wie aufgespießt wirken. In Abhängigkeit von der Wassertemperatur schlüpfen die Larven nach 1-4 Wochen. Weitere 2-4 Monate später ist die Entwicklung zum Frosch abgeschlossen. Die Mehrzahl der Jungtiere verlässt Ende Juni bis Mitte Juli das Laichgewässer. Passieren sie bei ihrer Wanderung zum Landlebensraum landwirtschaftliche Nutzflächen, z.B. waldnahe Wiesen, besteht die Gefahr, dass die Tiere im Rahmen der Mahd Schaden nehmen. Dies gilt auch für die Sommerlebensräume, soweit sie als Mähwiesen genutzt werden. Im Oktober/November suchen die Springfrösche ihre Winterverstecke auf. Die Phase der Winterruhe fällt in den Zeitraum, in dem die Forstbetriebe den Haupteinschlag im Wald vornehmen.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Der Springfrosch zeigt eine hohe Bindung an das Geburtsgewässer, ist andererseits aber auch in der Lage geeignete Gewässerneuanlagen schnell zu besiedeln. Es wurden maximale Tagesdistanzen von 45 m beobachtet (Kneitz 1997). Insbesondere den Jungtieren kommt bei der Ausbreitung eine hohe Bedeutung zu: Sie konnten Entfernungen von 1 km zurücklegen und überwanden hierbei auch ackerbaulich genutzte Flächen und viel befahrene Straßen (Kneitz 1997). Die Tiere nutzen im 1. Jahr bei der Abwanderung Leitelemente wie Feldraine oder Wegkanten (Laufer et al. 2007).

Eine generelle Aussage zur Größe des von einer lokalen Population bewohnten Gebietes ist beim Springfrosch nur schwer zu treffen, da in den einzelnen besiedelten Regionen Deutschlands ganz unterschiedliche Bedingungen herrschen. Nach Experteneinschätzung dürften vom Springfrosch besiedelte Gewässerverbünde, die nicht mehr als 1.000 bis 2.000 m voneinander entfernt liegen, noch dem Aktionsraum einer lokalen Population zuzuordnen sein. Dies deckt sich mit Angaben durch Schmidt (2006), der bei Entfernungen von 1.000–2.000 m noch von einer guten Vernetzung zwischen Vorkommen ausgeht.

Gefährdung

Gefährdungsursachen

Der Springfrosch ist hauptsächlich durch den Verlust geeigneter Laichgewässer und durch weitere Isolation verschiedener Vorkommen gefährdet.

Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft

Folgende Maßnahmen der Land-, Forst- und Fischereiwirtschaft können sich nachhaltig auf Vorkommen des Springfrosches auswirken:

  • Durch Grundwasserabsenkung bedingtes frühzeitiges Austrocknen der Laichgewässer (lange Larvalphase)
  • Verfüllung von bei der Bewirtschaftung störenden Kleingewässern
  • Fischbesatz, da Fische Fressfeinde der Larven darstellen können
  • Entwertung des Landlebensraumes durch standortfremde Forsten, v.a. Fichtenmonokulturen im Bereich des Laichgewässers bzw. Beseitigung von Feldgehölzen und anderen Lebensraumelementen
  • Individuenverluste durch die Mahd von waldnahen Wiesen
  • Düngereinsatz (Kunstdünger, z.B. Ammonsalpeter), toxisch beim Durchwandern gedüngter Flächen (Verätzung)
  • Nährstoffanreicherung in den Laichgewässern durch Düngereintrag von landwirtschaftlichen Flächen
  • Holzeinschläge im Landlebensraum und im unmittelbaren Gewässerumfeld während der Aktivitätsperiode (Maschineneinsatz)
  • Umwandlung von Grünland in Ackerflächen (verstärkte Nutzung der Flächen)

Sonstige

  • Verlandung von Kleingewässern durch Laubeintrag und Verschlammung, Verbuschung und damit einhergehende Beschattung im Uferbereich sowie fehlende Pflege
  • Zerschneidungseffekte (z.B. Straßenbau)
  • Straßenverkehr (Verkehrstod)

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population des Springfrosches

Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen des Springfrosches gehen sowohl von Land- wie Forstwirtschaft aus. Um Beeinträchtigungen durch Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren, werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Landwirtschaft

  • Förderung großflächiger und/oder nur mit geringer Besatzdichte betriebener Beweidungssysteme (möglichst ohne Düngung und Einsatz von chemischen Spritzmitteln) in den Landlebensräumen des Springfrosches anstelle von Mahd
  • Bei Wiesenmahd ist eine Schnitthöhe von mind. 10 cm einzuhalten; Mahd mit Balkenmähern
  • Keine Anwendung von Kunstdünger und Spritzmitteln im Landlebensraum bzw. in der Aktivitätsperiode des Springfrosches
  • Erhaltung und Pflege nährstoffbelasteter Kleingewässer (Entschlammung)
  • Einrichtung von Pufferzonen von mind. 20 m um Gewässer; regelmäßige Mahd im Winter, um ausreichende Belichtung des Gewässers zu gewährleisten; keine Düngung, keine Pestizide, keine Bodenbearbeitung im Bereich der Pufferzone
  • Kein Mulchen von Säumen und Rainen im Hochsommer und Herbst

Forstwirtschaft

  • Erhaltung und Förderung naturnaher, lichter Laub-/Laub-Mischwälder mit ausgeprägter Krautschicht (auch Förderung von Saumelementen)
  • Keine Ablagerung von Restholz (Kronenschnitt, Rinde) in Stillgewässern (v.a. beim Einsatz von schweren Erntemaschinen)
  • Keine Aufforstung bis an den Gewässerrand
  • Zurücknahme bestehender Aufforstungen oder schattenwerfender Einzelbäume im Südosten, Süden oder Südwesten des Gewässerrandes
  • Erhaltung, Pflege (Entschlammung) bzw. Schaffung von besonnten Flachgewässern im Wald. Diese dürfen in unregelmäßigen Abständen austrocknen (Fischfreiheit)
  • Kein Mulchen der Banketten von Waldwegen im Hochsommer und Herbst

Fischereiwirtschaft

  • Kein Fischbesatz in Laichgewässern
  • Erhaltung bzw. Schaffung von vielfältigen Gewässerstrukturen

Sonstige Maßnahmen

  • Auen- und Wasserstandsdynamik wiederherstellen; neben der Schaffung von Überflutungsräumen ist oft auch die Wiederherstellung eines natürlichen Auenreliefs notwendig, da Senken, in denen das Wasser nach Rückgang des Hochwassers stehen bleiben konnte, häufig beseitigt wurden bzw. werden
  • Anlage geeigneter Gewässerkomplexe in Waldrandlage (Entfernung < 200 m)
  • Schaffung von Wanderkorridoren zur besseren Vernetzung der Vorkommen (Feldweg + Saum + Graben + Hecke = optimale Kombination)
  • Keine Grabenfräsen, nur abschnittsweise räumen
  • Gewässer bei Bedarf freistellen
  • Schutzanlagen und Querungshilfen an Straßen

Erhaltungszustand

  • Atlantische Region: günstig
  • Kontinentale Region: günstig
  • Alpine Region: ungünstig - unzureichend

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+
  • Überblick über Agrarumweltmaßnahmen in Deutschland

Projekte im Internet

  • Naturschutzgroßprojekt "Ostrügensche Boddenlandschaft" (MV): Informationen zu dem vom BfN geförderten Projekt auf Rügen. Es umfasste u.a. zahlreiche beispielhafte Maßnahmen zur Renaturierung und Optimierung von Lebensräumen, vor allem Waldstandorte, Niedermoore und Magerrasen.
  • "Artenhilfsprogramm Springfrosch" (BW + CH). Zwischenbericht 2003 mit Informationen über Bestandserfassung, Habitatansprüche und Maßnahmenvorschlägen für die nordostschweizerisch-baden-württembergische Verbreitungsinsel

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Hubert Laufer
Büro für Landschaftsökologie Laufer
Kuhläger 20
77654 Offenbach

Thomas Bobbe
Büro für Gewässerökologie
Liebigstr. 67
64293 Darmstadt

Dr. Alexander Kupfer
Universität Potsdam
Allgemeine Zoophysiologie/Evolutionäre Genomik
Karl-Liebknecht-Str. 24-25
14476 Potsdam

Autoren

Benjamin T. Hill, Manuela Siewers, Burkhard Beinlich

Unter Mitarbeit von

Thomas Bobbe, Holger Buschmann, Christian Chmela, Martin Dieterich, Hauke Drews, Arno Geiger, Dieter Glandt, Andreas Kronshage Alexander Kupfer, Hubert Laufer, Uwe Manzke, Richard Podloucky, Martin Schlüpmann, Norbert Schneeweiß, Matthias Simon, Karola Gießelmann, Burkhard Thiesmeier, Heiko Uthleb

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