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Bundesamt für Naturschutz

Salamandra atra - Alpensalamander

Geschützt nach
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1177
Artengruppierung
Amphibien
Synonyme
Regen-, Tatter-, Bergsalamander, Wegmandl, Wegnarren, Wegnoxn, Hölldeixl, Schwarzer Salamander, Mohrensalamander
Status Rote Liste Deutschland
(Kühnel et al. 2009): * (Ungefährdet)
Status Rote Liste Europa
(Temple & Cox 2009): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Schwanger auf Bergtour

Im Gegensatz zu seinem viel bekannteren, auffallend gelb gezeichneten Vetter, dem Feuersalamander, erscheint der Alpensalamander, der in Deutschland ausschließlich im äußersten Süden vorkommt, mit seiner einheitlich schwarzen Färbung recht unscheinbar. Ebenso trägt seine versteckte Lebensweise dazu bei, dass er häufig nicht entdeckt wird: Die vorwiegend nachtaktiven Tiere sieht man am ehestens in den frühen Morgenstunden, wenn der Boden noch taunass ist. Tagsüber hingegen zeigen sie sich höchstens bei Regenschauern nach längeren Trockenperioden.
Trotz seiner unscheinbaren Erscheinung handelt es sich beim Alpensalamander um ein außergewöhnliches Amphib, da er nicht wie alle anderen heimischen Arten zur Fortpflanzung an das Vorhandensein von Gewässern gebunden ist. Er legt keine Eier, aus denen nach kurzer Zeit die Larven schlüpfen, sondern bringt seine Nachkommen nach einer zwei- bis vierjährigen Tragzeit vollständig entwickelt zur Welt.

Merkmale des Alpensalamanders

Im Gegensatz zum gelb-schwarz gefleckten Feuersalamander ist die Oberseite des Alpensalamanders einheitlich schwarzglänzend gefärbt.

Lebensraum

Typische Lebensräume des Alpensalamanders sind feuchte Bergwälder. Hier hält er sich auch gerne entlang von Bächen oder in der Gischtzone von kleineren Wasserfällen auf. Aber auch offene Bereiche im Alpenraum oberhalb der Baumgrenze wie Almen, Heiden und zur Ruhe gekommene Schutthalden werden bis zu einer Höhe von ca. 2.500 m nicht gemieden.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Die Wahl der Lebensräume ist beim Alpensalamander stark abhängig von der Meereshöhe und umfasst ein weites Spektrum, das von Laub- und Mischwäldern über nicht zu trockene Schutt- und Geröllhalden, Zwergstrauchheiden, Alpweiden bis zu Felsfluren reicht (Grossenbacher & Günther 1996). In Schluchten und Bachtälern findet er ideale Bedingungen mit kühlfeuchtem Klima und kann zum Teil bis in tiefere Lagen weit in das Alpenvorland vordringen.

Die Tagesverstecke weisen ein kühlfeuchtes Klima auf und finden sich unter Steinen und Steinplatten, in verlassenen Kleinsäugergängen und –bauten, Felsspalten, Totholz, Moos, Laub oder im Wurzelbereich von Pflanzen. In Zeiten großer Trockenheit können sich die Alpensalamander in tiefere Bodenschichten zurückziehen. Ihre Verstecke werden in der Regel bei Temperaturen zwischen 8° und 15°C sowie einer Luftfeuchte von ca. 92 % verlassen. Trifft direktes Sonnenlicht auf die Tiere, verstecken diese sich augenblicklich. Nur bei Regenfällen nach längeren Trockenperioden können die Salamander auch tagsüber und in großer Zahl beobachtet werden, ansonsten führen sie ein sehr verstecktes Leben und sind hauptsächlich nachts und am frühen Morgen aktiv.

Die Winterruhe wird vermutlich in oder in der Nähe der Sommerlebensräume verbracht. Wahrscheinlich werden im Gegensatz zum Sommer etwas tiefer im Boden liegende und frostfreie Quartiere bezogen. 

Die Tiere können ein Alter von 15 Jahren und mehr erreichen (Fachbach 1988, Grossenbacher & Günther 1996).

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Die jährliche Aktivitätsperiode des Alpensalamanders dauert, abhängig von der Höhenlage und den klimatischen Bedingungen, von Ende April (nach der Schneeschmelze) bis September (Grossenbacher & Günther 1996). Während dieser Zeit leben die Tiere sehr zurückgezogen. Da sie auf eine hohe Luftfeuchtigkeit angewiesen sind, verlassen sie meist nur in den Nacht- oder frühen Morgenstunden ihren Unterschlupf. Den Rest des Tages verbringen die Salamander in ihren Tagesverstecken. Im Gegensatz zum Feuersalamander wechseln sie öfters ihre Tagesverstecke (Klewen 1986). Zeitlich begrenzte oder örtlich gerichtete Wanderungen sind ebenso wenig bekannt wie die Ausbildung von Fortpflanzungsversammlungen. Von September bis Ende April können die Salamander nicht an der Oberfläche beobachtet werden, da sie ihre Winterruhe halten. 

Der Alpensalamander weist im Gegensatz zu allen anderen heimischen Amphibien die Besonderheit auf, dass er lebendgebärend und damit nicht zwangsläufig an Gewässer gebunden ist. Auch die Paarung vollzieht sich an Land und kann jederzeit während der aktiven Phase im Jahr – wenn auch mit Schwerpunkt im Frühjahr/Frühsommer – stattfinden. Das Weibchen kann das aufgenommene Samenpaket mindestens ein Jahr lang lagern, so dass eine Befruchtung während dieser Zeit auch ohne Männchen möglich ist. Nach einer zumeist zweijährigen Tragzeit, die abhängig von den äußeren Bedingungen manchmal auch bis zu vier Jahre betragen kann, bringt das Weibchen zwei vollständig entwickelte, lungenatmende 4-5 cm große Jungtiere zur Welt. Diese gehen unmittelbar nach der Geburt eigenständig auf Nahrungssuche. Ist die Geschlechtsreife mit drei bis vier Jahren erreicht, gebären Alpensalamander nur jedes dritte bis fünfte Jahr Junge. 

Aufgrund der Lage der Lebensräume und fehlender größerer Wanderbewegungen dürften die meisten Vorkommen der Tiere von Landnutzungsaktivitäten im Rahmen von Forst- und Landwirtschaft eher weniger betroffen sein.

Lokale Population

Abgrenzung der lokalen Population

Da der Alpensalamander nicht an Gewässer gebunden ist, sehr versteckt lebt und zur Raum-Zeit-Nutzung so gut wie nichts bekannt ist, ist die Abgrenzung lokaler Populationen nach heutigem Wissensstand nicht möglich (Grossenbacher & Günther 1996). Als grobe Orientierung kann die Angabe von Groddeck (2006) dienen: Er geht davon aus, dass Vorkommen, die nicht mehr als 500-1.000 m voneinander entfernt sind, gut vernetzt sind.

Der Alpensalamander gilt als ausgesprochen ortstreu und scheint eng begrenzte Aktivitätsräume zu nutzen (Klewen 1986).

Gefährdung

Gefährdungsursachen

Der Alpensalamander gilt momentan aufgrund seiner speziellen Lebensweise und der Lage seiner Lebensräume als ungefährdet. Folgende Beeinträchtigungen und Gefährdungen sind jedoch gegeben:

Land- und Forstwirtschaft

Zerstörung und Veränderung der Lebensräume durch

  • Forstliche Umwandlung von Laub- oder Mischwald in Fichtenreinbestände, dadurch bedingte Änderung des Kleinklimas, der Beschattung und des Bodens
  • Erhöhte Grünlandnutzung durch höhere Düngergaben, Spritzmitteleinsatz und größere Besatzdichten des Weideviehs

Sonstige

  • Verkehrstod auf Wald-, Forstwegen und Bergstraßen
  • Probleme durch Klimaveränderung; Lebensraumverkleinerung
  • In tieferen Lagen der Verbau von Fließgewässern
  • Touristische Erschließungen (zunehmende Asphaltierung von Bergwegen)

Erhaltungsmaßnahmen

Handlungsempfehlungen zur Erhaltung der lokalen Population des Alpensalamanders

Nutzungsbedingte Beeinträchtigungen gehen beim Alpensalamander von der Forst- und Landwirtschaft aus. Um Beeinträchtigungen durch Bewirtschaftung zu verhindern bzw. zu minimieren werden folgende Maßnahmen empfohlen:

Landwirtschaft

  • Beweidung in geringer Besatzdichte (zwischen 0,3 bis 1 GVE/ha in Abhängigkeit von Wüchsigkeit und Höhenlage)
  • Wiesennutzung: maximal zwei Schnitte und unter Nutzung schonender Mähgeräte (Balkenmäher), Schnitthöhe mindestens 10 cm
  • Erhaltung der Vielfalt an Lebensraumelementen auf Almwiesen und –weiden, um ausreichend Versteckmöglichkeiten zu bieten

Forstwirtschaft

  • Erhaltung und Förderung standortgerechter Bergwälder
  • Naturgemäßer Waldbau, Verzicht auf die forstliche Nutzung in Verbreitungsschwerpunkten des Alpensalamanders
  • Umwandlung von Fichtenforsten in naturnahe Bergwälder
  • Erhöhung des Totholzanteils in Wäldern

Sonstige Maßnahmen

  • Erhaltung und Wiederherstellung naturnaher Fließgewässer
  • Befahren von Forst-, Wald- und Bergwegen nachts und bei Regenwetter vermeiden
  • Öffentlichkeitsarbeit, um für die Belange des Alpensalamanders zu sensibilisieren

Erhaltungszustand

  • Kontinentale Region: ungünstig - unzureichend,
  • Alpine Region: günstig

Programme und Projekte

Finanzierungsinstrumente für Maßnahmen und Umsetzung von Managementplänen

  • Internetseite des BfN zu Finanzierungsoptionen von Maßnahmen im Rahmen der FFH- und Vogelschutzrichtlinie
  • Finanzierungsinstrument der EU zur Förderung von Umwelt- und Naturschutz-Projekten in Europa, LIFE+
  • Überblick über Agrarumweltmaßnahmen in Deutschland

Projekte im Internet

  • „Regenmännchen im Laubwald – der Feuersalamander“: Film des Schulfernsehens „Planet-Schule“ von SWR und WDR, der einen Einblick in das Leben von Feuer- und Alpensalamander ermöglicht.
  • „Alpensalamander – bitte melden“: Projekt der Universität Salzburg mit einem Aufruf zur Beteiligung an einer Datenbank der Salamandersichtungen. Enthält neben der Projektbeschreibung und einer Karte der Fundpunkte umfangreiche Informationen über Alpen- und Feuersalamander (mit Fotos und Videos).

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Dr. Kurt Grossenbacher
Naturhistorisches Museum
Bernastr. 15
CH-3005 Bern, Schweiz

Dr. Burkhard Thiesmeier
Diemelweg 7
33649 Bielefeld

Autoren

Ronald Polivka, Burkhard Beinlich, Katharina Mautes

Unter Mitarbeit von

Thomas Bobbe, Holger Buschmann, Christian Chmela, Martin Dieterich, Hauke Drews, Arno Geiger, Dieter Glandt, Kurt Grossenbacher, Benjamin T. Hill, Andreas Kronshage, Alexander Kupfer, Hubert Laufer, Martin Schlüpmann, Norbert Schneeweiß, Matthias Simon, Karola Gießelmann, Burkhard Thiesmeier, Heiko Uthleb

 

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