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Bundesamt für Naturschutz

Zerynthia polyxena - Osterluzeifalter

Geschützt nach
Anhang IV FFH-Richtlinie
EU-Code
1053
Artengruppierung
Schmetterlinge
Status Rote Liste Deutschland
(Reinhardt & Bolz 2011): 0 (Ausgestorben oder verschollen)
Status Rote Liste Europa
(van Swaay et al. 2010): LC (Nicht gefährdet)

Beschreibung

Besucher aus dem Süden?

Der Osterluzeifalter wurde bisher in Deutschland in drei Bundesländern nachgewiesen. In Sachsen und Baden-Württemberg wird überlegt, ob es sich um eingeschleppte oder ausgesetzte Tiere handelt. Die Nachweise aus Bayern sind über 100 Jahre alt und beziehen sich auf verschiedene Quellen. Dies reduziert die Wahrscheinlichkeit, dass es sich hier auch um eingeschleppte Tiere handelt. In jedem Fall sind es sehr wenige Vorkommen, die jemals aus Deutschland bekannt wurden, aktuellen Datums ist lediglich der Nachweis aus Sachsen. In den südlichen und östlichen Nachbarländern existieren dagegen zum Teil größere Zahlen von historischen Funden und unterschiedliche Zahlen von aktuellen Nachweisen. Es bleibt damit vorläufig etwas unklar, auf welchen Wegen die deutschen Vorkommen des Osterluzeifalters entstanden sind.

Lebensraum

Über die Lebensräume des Osterluzeifalters in Deutschland ist wenig bekannt, die meisten Funde liegen lange zurück. In jedem Fall kommt der Osterluzeifalter an Standorten vor, die größere Bestände der Raupenfutterpflanzen, der Osterluzei, aufweisen. In den Nachbarländern kommt bzw. kam der Falter auf wechselfeuchten bis trockenen Wiesen und Trockenrasen (Brennen) in lichten Auwäldern, auf sonnenexponierten Hängen mit Gebüschen, an besonnten Dämmen oder Böschungen, in Weinbergen und auf Ruderalflächen vor.

Fortpflanzung/Biologie

Ökologie der Art

Der Osterluzeifalter ist zwingend an gute Vorkommen der Gewöhnlichen Osterluzei (Aristolochia clematitis) gebunden. In anderen Ländern Europas werden auch andere Osterluzei-Arten genutzt (z.B. Aristolochia rotundaA. pistolochia und A. pallida). Diese Arten kommen jedoch in Deutschland nicht vor, während die Gewöhnliche Osterluzei weit verbreitet ist. Diese findet sich insbesondere in Weinbaugebieten (Oberdorfer 1990). Sie hat insgesamt ihren Schwerpunkt im submediterranen Raum und dort im Flaumeichenwaldgebiet. Je nach der genutzten Osterluzei-Art können die Lebensräume in Europa sehr unterschiedlich sein (van Swaay et al. 2010).

Aus Österreich sind so genannte „Heißländen“ oder „Brennen“ als Standorte des Falters bekannt: Es handelt sich dabei um Wiesen und Trockenrasen in lichten Auwäldern. Für Tschechien wird vor allem auf aufgelassene Flächen (Ruderalflächen) und historisch auf Weinberge verwiesen. Der Hinweis auf besonnte Dämme oder Böschungen entlang von Bach- und Flussläufen, Gräben, Kanälen, Bahnstrecken, Straßen usw. taucht immer wieder auf. So erfolgte zum Beispiel der Fund in Sachsen an einer Bahnstrecke, wo sich an einer lang gezogenen Abgrabung ein großer Osterluzei-Bestand befindet (Reinhardt et al. 2007).

In Österreich wurden die Falter nie an Pflanzen bei der Nektaraufnahme beobachtet (Höttinger 2003), während die Falter in Slowenien nicht wählerisch waren und sehr viele Pflanzenarten nutzten (Čelik in Vorb.). Vielleicht lässt sich dieser Unterschied durch die unterschiedliche Verfügbarkeit von Nektarpflanzen zur frühen Flugzeit des Osterluzeifalters erklären.

Beschreibung des Lebenszyklus im Zusammenhang mit Landnutzungsaktivitäten

Die Flugzeit des Falters beginnt in den europäischen Nachbarländern meist Anfang April und dauert bis Ende Juni. Oft kann man aber bereits Ende März erste Exemplare beobachten. Die Falter halten sich die meiste Zeit im Bereich besonnter Osterluzeipflanzen auf (Čelik in Vorb.). Zur gleichen Zeit findet auch die Laubentfaltung in den Auwäldern statt, wo die Lebensräume eingestreut sein können. Während dieser Zeit hat die Gewöhnliche Osterluzei bereits erste Blätter getrieben und die Weibchen legen ihre Eier auf den Blättern der Futterpflanze ab. Die Eiablage erfolgt nach SBN (1987) gruppenweise auf die Blattunterseite der Osterluzei, aber auch einzeln auf die Blattoberseite und andere Pflanzenteile (eigene Zufallsbeobachtungen in Italien, Pamperis 2009, Lafranchis 2000). Bevorzugt belegt werden besonnte bis halbschattig stehende, geschützte Pflanzen. Der Zustand des kleinräumigen Lebensraums insbesondere in Bezug auf Besonnung und Störungen scheint von besonderer Bedeutung für die Wahl der Eiablageorte zu sein (Örvössy et al. 2005). Gerade in den gehölzbetonten Lebensräumen muss wahrscheinlich stark auf ausreichende Besonnung geachtet werden. Dies lässt sich langfristig nur durch entsprechende Nutzung sichern.

Etwa acht Tage nach der Eiablage schlüpfen die anfangs grauschwarzen Raupen. Später wird die Raupe auffallend bunt mit sechs Reihen orangefarbener, behaarter Zapfen bei heller Grundfarbe und schwarzen Flecken (SBN 1987).

Die Raupen leben zunächst gesellig (bei gruppenweiser Eiablage) und fressen die zarten Pflanzenteile der Osterluzei (SBN 1987). Der Erhaltung der Nahrungspflanzen kommt beim Osterluzeifalter eine Schlüsselrolle zu. Solange die Raupen an den Pflanzen fressen (ca. Mai bis Juli) dürfen keine Störungen (wie Mahd) an den Pflanzen erfolgen.

Die erwachsene Raupe verlässt meist die Pflanze nach etwa vier Wochen und verpuppt sich als Gürtelpuppe unter Steinen, an Ästen, an Pflanzenstängeln oder an der Blattunterseite der Futterpflanze. Die hellbraune oder beige Puppe überwintert, manchmal sogar zweimal. In diesem Stadium müsste der Schmetterling dann weniger empfindlich gegenüber Nutzungseinflüssen sein. Die Verpuppungsstrukturen müssen jedoch bei allen Nutzungen erhalten bleiben.

Gefährdung

Allgemeine Gefährdungsursachen

Nahezu alle Nachweise in Deutschland sind mehr als 100 Jahre alt, über aktuelle Gefährdungsursachen in Deutschland lässt sich daher wenig sagen. Aus den europäischen Nachbarländern liegen aber folgende Angaben vor:

  • Insektizideinsatz (Obst-, Weinbau, evtl. Verdriftung)
  • Zerstörung der Osterluzeibestände durch Mahd
  • Verbuschung geeigneter Lebensräume
  • Aufforstung von Lebensräumen
  • Veränderung des Mikroklimas z.B. durch Nutzungsaufgabe ehemals bewirtschafteter Flächen
  • Verlust von Ruderalflächen, kleinen ungenutzten Restflächen und als Lebensraum geeigneten Böschungen und Dämmen mit gelegentlichen Störungen

Erhaltungsmaßnahmen

Allgemeine Maßnahmen

Der einzige bekannt gewordene, halbwegs aktuelle Nachweis aus Deutschland stammt aus Sachsen von 1996 (Reinhardt et al. 2007). Für die europäische Rote Liste wird der Osterluzeifalter für Deutschland und die Schweiz als ausgestorben geführt (van Swaay et al. 2010). Konkrete Angaben zu Maßnahmen sind daher nicht möglich. Aus den europäischen Nachbarländern wird jedoch auf folgende Maßnahmen hingewiesen:

  • Vermeidung des Insektizideinsatzes im Obst- und Weinbau, auch unter Berücksichtigung der Verdriftung
  • Anpassung von Mahd und Beweidung an den lokalen Lebensrhythmus der Art
  • Erhaltung von Brennen und Lichtungen im Auwald und anderen Gehölzbeständen mit Osterluzei-Vorkommen
  • Keine Aufforstungen und Plantagenwirtschaft in Lebensräumen
  • Erhaltung und Förderung von Ruderalflächen, kleinen ungenutzten Restflächen und als Lebensraum geeigneten Böschungen und Dämmen mit gelegentlichen Störungen

Autor*in

Kontaktinformationen für weitere Auskünfte und Hilfestellungen

Für weitere Hinweise zur Art und Hilfestellungen für die Bewirtschaftung der Lebensräume wenden Sie sich bitte an die für Sie zuständige Naturschutzbehörde in Ihrer Region.

Experten

Ralf Bolz
sbi - silvaea biome institut
Buchstr. 15
91484 Sugenheim

Dr. Matthias Dolek
Obere Dorfstr. 16
82237 Wörthsee

Autor

Matthias Dolek

Unter Mitarbeit von

Christian Anton, Burkhard Beinlich, Markus Bräu, Stefan Brunzel, Steffen Caspari, Adi Geyer, Stefan Hafner, Kathrin Landsdorfer, Andreas Lange, Erwin Rennwald, Matthias Simon, Karola Szeder, Rainer Ulrich, Volker Wachlin, Thomas Widdig

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