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Bundesamt für Naturschutz

Gipskarstseen auf gipshaltigem Untergrund

Permanent wasserführende Seen in aktiven Gipskarstgebieten, die durch Schwankungen des Wasserspiegels, hohe Konzentrationen von Ca2+ und SO42- -Ionen und oft durch die Ausbildung spezifischer Plankton-Lebensgemeinschaften gekennzeichnet sind. Eine thermische und/oder chemische Schichtung kann ausgebildet sein. Hohe SO42- - bzw. H2S-Konzentrationen können die Entwicklung einzelner Kolonien oder Matten von Grünen Schwefel- (Chlorobiaceae) und Schwefelpurpurbakterien (Chromatiaceae) ermöglichen.

Natura 2000-Code
3190

Beschreibung

Zum Lebensraumtyp gehören permanent wasserführende Karstseen in Gipskarstgebieten mit Wasserspiegelschwankungen und hohen Konzentrationen von Calcium- und Sulfat-Ionen. Sie kommen in z. B. Erdfällen oder Dolinen vor und können spezifische Matten von grünen Schwefel- und Schwefelpurpurbakterien aufweisen. Eine Ansprache erfordert u. a. chemische Wasseranalysen.

Verbreitung

In Deutschland sind Gipskarstseen selten, da sie auf aktive Gipskarstgebiete beschränkt sind (Niedersachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt). Bisher sind nur wenige Beispiele bekannt, wie z. B. der Hackpfüffler See in Sachsen-Anhalt. Die meisten Seen in Gipskarstgebieten werden von Oberflächenwasser gespeist und gehören daher nicht zum Lebensraumtyp.

Gefährdung

Hauptgefährdungsursachen dieser Gipskarstseen sind Veränderungen des Grund- und Karstwasserspiegels sowie Nährstoff- und Schadstoffeinträge. Bei kleinen Gewässern (z. B. Erdfälle) kann auch Verfüllung eine wichtige Gefährdungsursache darstellen.

Schutz

Für den Lebensraumtyp ist keine Pflege erforderlich. Es gilt Nähr- und Schadstoffeinträge weitgehend zu verhindern bzw. zu vermindern und den natürlichen Wasserhaushalt zu erhalten (z. B. keine Wasserentnahmen im Einzugsgebiet).

Kartierungshinweise

Eine direkte Kartierung der Gewässer ist nur in Zusammenhang mit der Messung des Sulfat-Gehaltes und des pH-Wertes in unterschiedlichen Gewässertiefen möglich, um den Salzwassereinfluss feststellen zu können. Darüber hinaus sollten limnologische Untersuchungen zur Zusammensetzung des Planktons durchgeführt werden. Die Tiefenangabe und die maximale Amplitude von Wasserstandsschwankungen im Interpretations-Handbuch der EU-Kommission beziehen sich auf die bisher bekannten Vorkommen des Lebensraumtyps in Litauen und sind daher nicht als Maximalwerte bei der Ansprache des Lebensraumtyps zu werten. Gegenüber dem Lebensraumtyp 3180 Turloughs unterscheidet sich der Lebensraumtyp 3190 durch die permanente, nicht temporäre Wasserführung. Überschneidungen auf Grund der Trophie und der Wasservegetation mit den Lebensraumtypen 3140 und 3150 können auftreten, wobei in solchen Fällen dem Lebensraumtyp 3190 der Vorrang zu geben wäre.

Alte, naturnah entwickelte Abbaugewässer sind eingeschlossen, sofern sie die oben genannten Merkmale aufweisen.

Sulfatreiche Gewässer anderer Genese, die z. B. im Bereich von Braunkohleabbaugebieten vorkommen, gehören nicht zum Lebensraumtyp 3190.

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