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Bundesamt für Naturschutz

Mitteleuropäische Flechten-Kiefernwälder

Natürliche und naturnahe flechtenreiche Kiefernwälder im natürlichen Verbreitungsgebiet der Kiefer auf sauren und nährstoffarmen Sanden des Binnenlands.

Natura 2000-Code
91T0

Beschreibung

Auf bodensauren nährstoffarmen Sanden wird die lückige Baumschicht von der Kiefer beherrscht. Bisweilen ist Eiche beigemischt. Die Bodenvegetation fällt durch dichte Moos- und Flechtenteppiche (v. a. Strauch- und Becherflechten) auf. Es treten Säurezeiger, wie z. B. Preiselbeere, Wintergrün und einige Gräser auf.

Verbreitung

Der Verbreitungsschwerpunkt der mitteleuropäischen flechtenreichen Kiefernwälder liegt in Regionen mit nährstoffarmen Sanden. In Deutschland sind dies v. a. die Altmoränengebiete des nordostdeutschen Tieflandes, Talsande der Urstromtäler mit Binnendünen z. B. an der Elbe und Vorkommen über sandig verwitternden Gesteinen wie im fränkischen Keuper-Liasland.

Gefährdung

Wesentliche Gefährdungen sind v. a. der Nähr- und Schadstoffeintrag aus der Luft, Düngung, zu intensive forstliche Nutzung, Bodenabbau (Sand- und Kiesgewinnung) und die Nutzung der Rentierflechten. Der Lebensraumtyp ist äußerst trittempfindlich.

Schutz

Die Pflege dieser teilweise Waldgrenzstandorte, die überwiegend sekundär durch ehemalige Streunutzung mit Streurechen, Plaggenhieb und durch Beweidung entstanden sind, ist notwendig. Für eine aktive Erhaltung ist durch Oberbodenabtrag mit Ausbringung von zerkleinerten Flechtenthalli gegebenenfalls in Kombination mit der Auflichtung des Kronendachs möglich. Dabei anfallende organische Substanz muss entfernt werden.

Aufgrund der starken Rückgänge sind Kernflächen mit Pflegemaßnahmen zu sichern, um den Bestand der beteiligten Flechtenarten zu erhalten. Eine Wiederherstellung auf weitgehend zerstörten und durch Sukzession an Flechten stark verarmten Restflächen ist kaum noch möglich.

Kartierungshinweise

Voraussetzung der Zuordnung zu diesem Lebensraumtyp ist das Vorkommen von Vegetation der aufgeführten Syntaxa auf Sandböden im natürlichen Verbreitungsgebiet der Kiefer in Verbindung mit einem hohen Anteil an Strauchflechten. 

Erstaufforstungen sowie naturferne Kiefernforste und junge Aufforstungen werden nicht zu diesem Lebensraumtyp gestellt. 

Vom basenreichen Steppen-Kiefernwald des Peucedano-Pinetum, das zum Lebensraumtyp 91U0 gestellt wird, erfolgt die Abgrenzung durch das Auftreten azidophiler Zwergsträucher sowie dem Bedeckungsgrad durch Strauchflechten. Allerdings zeigen die flechtenreichen bodensauren Kiefernwäldern des Dicrano-Pinetum häufig Übergänge zu den Kiefern-Steppenwäldern (Peucedano-Pinetum). Hier sollte die Zuordnung zum jeweiligen Lebensraumtyp vom Flechtenreichtum (Deckung > 30%) abhängig gemacht werden. Bei enger Verzahnung der beiden Lebensraumtypen sind diese als Komplex abzugrenzen und der jeweilige Anteil des Lebensraumtyps abzuschätzen. 

Übergänge zu den Lebensraumtypen 2310 und 2330 auf Binnendünen sowie zum Lebensraumtyp 4030 sind eingeschlossen, wenn noch nennenswerte Anteile der charakteristischen Gehölzarten des Lebensraumtyps enthalten sind.

Kiefernwälder auf Küstendünen werden zum Lebensraumtyp 2180 gestellt. 

Weit fortgeschrittene Sukzessionsstadien ehemals offener Binnendünen können unter diesen Lebensraumtyp gestellt werden, wenn die o.g. Vegetation vorhanden ist und die Vorkommen im natürlichen Verbreitungsgebiet der Kiefer liegen. 

Bei der Gebietsabgrenzung sind angrenzende Trockensäume und -gebüsche mit einzubeziehen. 

Bemerkungen

Ob Vorkommen auf silikatischem Festgestein zum Lebensraumtyp gehören, lässt sich aus dem Interpretations-Handbuch (Europäischen Kommission 2003) nicht sicher entnehmen. Aus dem Antrag der Tschechischen Republik zur Aufnahme des Lebensraumtyps geht jedoch hervor, dass diese dort zum Lebensraumtyp gerechnet werden. Solche Vorkommen (z. B. auf Sandstein) werden in Deutschland bis zur endgültigen Klärung in dieser Beschreibung nicht berücksichtigt.

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