Der Isar-Plan: Flussrenaturierung in München
Worum geht es?
Renaturierung der Isar zur ökologischen Aufwertung und Verbesserung der Erholungsfunktion
In den Jahren 2000 bis 2007 wurden eine Strecke von acht Kilometern entlang der Flusslandschaft im Münchner Stadtgebiet renaturiert. Mittels mehrerer Bauabschnitte wurde eine naturnahe Flusslandschaft angestrebt, in der die Isar sich in einem breiten Schotterbrett verzweigt und sich flexibel an den Wasserpegel anpassen kann. Zur Umsetzung wurden steinerne Uferkanten abgetragen, das Flussbett aufgeweitet und die Ufer abgeflacht. Darüber hinaus wurde Kiesschotter in den Fluss eingebracht, Kiesinseln angelegt und Sohlschwellen aus Beton aufgelöst. Ein Teil des Ufers wurde ungesichert einer eigenständigen Entwicklung ohne weitere Eingriffe überlassen. Zur naturnahen Sicherung wurde ein rückwärtiger Sicherungsgraben gebaut. Durch die Erhöhung, Verbreiterung und Stabilisierung vorhandener Deiche wurden ökologisch wertvolle Steilufer geschaffen. An den höher liegenden Uferwiesen wurden Terrassen angelegt. Die Ausbringung von Kräuter- und Grassamen diente einer neu angelegten Trockenwiese. Zeitgleich konnte durch eine Aufrüstung der Klärwerke entlang der Isar die Wasserqualität auf die Gewässergüteklasse II, also eine mäßige Belastung, erhöht werden.
Qualität eines alpinen Wildflusses wiederherstellen und Durchgängigkeit des Flusslaufs sichern
Durch die Renaturierung der Isar konnte ein signifikanter Beitrag zur Regeneration der ökologischen Funktionen des Flussbetts geleistet werden. Zentral war hierbei die Wiederherstellung der Durchgängigkeit der Isar, die Verbesserung der Wasserqualität und des Hochwasserschutzes sowie die Erhöhung der Restwassermenge aus gewässerökologischen und landschaftsästhetischen Gründen. In der Analyse wurde das Ökosystem als Gesamtheit betrachtet und folglich auch Umweltfaktoren abseits von Flussbett und Ufer miteinbezogen. Der Hochwasserschutz konnte durch die Ausweitung des Flussbetts, neuen Ufersicherungen, einer umfassenden Deichsanierung und der Überwindung eines Höhenunterschieds im Gewässer mit einer Sohlrampe maßgeblich verbessert werden. Die umgesetzten Maßnahmen tragen neben der Stärkung der biologischen Vielfalt zur Resilienz in Zeiten des Klimawandels als auch zu einer erhöhten Freiraumqualität bei, die den Stadtbewohner*innen einen qualitativ hochwertigen Aufenthalt im Naherholungsgebiet Isar ermöglicht.
Wie wurde es gemacht?
Fusion unterschiedlicher Perspektiven in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe
Bereits in den 1960er Jahren legte der Münchner Stadtrat erste Anträge zur Renaturierung der Isar vor. Die Erarbeitung des Plans wurde durch die 1993 gegründete Isar-Allianz initiiert und kritisch begleitet. Die Allianz setzte sich aus Umwelt- sowie Kanu- und Fischereiverbänden zusammen. Im Jahr 1995 begann die Erarbeitung des Renaturierungskonzepts in der fachübergreifenden Arbeitsgruppe „Isar-Plan“ unter der Leitung des Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft. Darüber hinaus waren das Baureferat und das Referat für Gesundheit und Umwelt der Stadt München an der Erstellung des Konzepts beteiligt. Die Bürger*innen wurden durch eine Befragung in das Konzept einbezogen.
Den Wert der Isar als grün-blaues Ökosystem anerkennen
Neben flussmorphologischen und hydrologischen Betrachtungen wurde im Rahmen der Renaturierung die symbiotischen Beziehungen im und um das Ökosystem Isar konzeptionalisiert. Über die Verbesserung der Lebensraumvielfalt hinaus konnte so ein Konzept erarbeitet werden, dass einen besseren Schutz vor Hochwasser, mehr Raum und Naturnähe für die Flusslandschaft als auch eine höhere Qualität in der Freizeit- und Erholungsnutzung erlaubt. Die interdisziplinär aufgestellte Arbeitsgruppe sowie die Integration der Bedürfnisse der Bürger*innen trugen maßgeblich zum Erfolg des Konzepts bei.
Ökonomisch nachhaltiger Ressourceneinsatz und Finanzierung durch die öffentliche Hand
Die Gesamtkosten des Isar-Plans beliefen sich auf rund 28,1 Millionen Euro. Die Kosten wurden zu 55 % durch das Land Bayern gedeckt, die verbleibenden 45 % übernahm die Stadt München. Um die Verbesserung der Wasserqualität sichern, stellte das Bayerische Umweltministerium weitere 8,3 Millionen Euro zur Verfügung.