Akzeptanzfördernde Faktoren erneuerbarer Energien

Beschreibung
Hintergrund
Die Bevölkerung wünscht sich die Energiewende und nachhaltigen Klimaschutz – quer durch alle Bildungs-, Einkommens und Altersgruppen, in Städten wie in ländlichen Regionen. Wenn es allerdings um konkrete Projekte vor Ort geht, werden Naturschutzanliegen oft als Gegenargumente genutzt – und der Naturschutz letztlich in eine Verhinderungsposition gerückt. Zum Gelingen der Energiewende ist es von zentraler Bedeutung, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien von der Bevölkerung mitgetragen und akzeptiert wird.
Ziel des Projekts war es, das Spannungsfeld zwischen Naturschutz- sowie Umweltbelangen und dem Ausbau erneuerbarer Energien darzustellen und die Akzeptanz für einen naturverträglichen Ausbau zu fördern. Im Fokus der interdisziplinären Studie des Instituts für Psychologie der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg stand die Frage, ob ein natur- und umweltverträglicher Ausbau zu einer höheren Akzeptanz von erneuerbaren Energien führen kann.
Das Projekt
Im Rahmen des Vorhabens wurden akzeptanzfördernde Faktoren erneuerbarer Energien im Kontext von Natur-, Landschafts- und Klimaschutz interdisziplinär analysiert und in einem integrierten Akzeptanzmodell (IAM) dargelegt. Das entwickelte IAM stellt die theoretische Grundlage für die Validierung der Akzeptanzfaktoren dar und bildet Annahmen zu deren Zusammenwirken ab. Hierbei wurden auch regionale Unterschiede sowie Interessensgruppen und die damit einhergehende ungleiche Gewichtung der Akzeptanzfaktoren berücksichtigt.
Auf Grundlage des IAM wurde ein Fragebogen für AnwohnerInnen und Expertinnen und Experten erstellt und in drei Untersuchungsregionen eine Befragungskampagne durchgeführt. Die Befragungsergebnisse bestätigen in allen Regionen eine hohe persönliche Relevanz von Natur-, Landschafts- und Klimaschutz, diese werden allerdings in keinen erkennbaren Zusammenhang mit der Bewertung der lokalen Energie-Anlagen gebracht. Synergien zwischen Erneuerbaren Energien und Naturschutzbelangen werden von den Befragten BürgerInnen kaum wahrgenommen. Die Mehrzahl der Befragten hat eine feste Auffassung von einem Naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien, nehmen aber nur in geringem Maße wahr, ob und in welcher Form ihre eigenen Schutzinteressen als auch die gegenüber Natur und Landschaft beim Ausbau berücksichtigt werden. Es fehlt den Befragten an Kenntnissen über geplante und umgesetzte Ausgleichsmaßnahmen. Die Auswertung der Befragungen hat gezeigt, dass positive Wirkbeziehungen zwischen dem Klimaschutzbeitrag und den Belangen des Naturschutzes für die Anwohner abstrakt bleiben. Die Ergebnisse zeigen, dass es wichtig ist, die Synergien zwischen Naturschutz und der Nutzung von erneuerbaren Energien sichtbarer zu machen und komplexe Genehmigungsprozesse und Ausgleichsmaßnahmen für BürgerInnen transparenter auszuführen. Im Anschluß an die statistische Auswertung der Befragungsergebnisse wurde eine Broschüre konzipiert, die die Steigerung der Akzeptanz eines naturverträglichen erneuerbaren Energie-Ausbaus zum Ziel hat.
Die Zielgruppe der Broschüre sind Bürgerinnen und Bürger, ProjektentwicklerInnen, VertreterInnen von Bürgerinitiativen und Natur- und Umweltschutzverbände. Sie enthält lokale Erfahrungen mit erneuerbaren Energien – positive wie negative – und vermittelt nachprüfbares Wissen sowie weiterführende Informationen zu Leitfäden und Unterstützungsangeboten für Akteurinnen in den Bereichen Planung und Naturschutz.
Ausblick
Die Fülle der gewonnenen wissenschaftlichen Befragungsergebnisse werden abschließend in der BfN-Skriptenreihe publiziert.
Die Ergebnisse haben gezeigt, dass die positiven indirekten Wirkungen der erneuerbaren Energien für den Naturschutz für die Anwohnerinnen und Anwohner oft abstrakt bleiben. Daher sollten neben den Kollisionen und Verlusten auch die positiven Klimaschutzwirkungen der Erneuerbaren Energien in der Kommunikation stärker herausgestellt werden. Durch eine Kommunikationsstrategie für Anwohnerinnen und Anwohner welche die indirekten Beiträge des Klimaschutzes zum Naturschutz beleuchtet, würde die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung vergrößert werden.