Alpenflusslandschaften - Hotspot 2 und Hotspot 4


Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze
Hintergrund
Die oberbayerische Region zwischen Ammersee und Zugspitze gehört zur Kulisse der 30 Hotspots der Biodiversität in Deutschland. Sie beheimatet eine einzigartige Vielfalt von Ökosystemen mit zahlreichen seltenen und gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Landschaftsprägend sind die vier Alpenflüsse Lech, Ammer, Loisach und Isar. Diese Wildflusslandschaften sind besonders artenreich und übernehmen eine wichtige Verbundfunktion. Sie sind zugleich besonders störungsempfindlich und nur noch partiell intakt.
Gefährdet ist der Erhalt der einzigartigen biologischen Vielfalt der Region insbesondere durch die auch hier spürbare Zunahme des Intensivierungsdrucks in der Landwirtschaft z. B. aufgrund der Energiewende sowie nicht zuletzt durch die Verbauung der Flüsse. Die einst landschaftprägenden Wildflüsse sind durch Maßnahmen zum Schutz vor Hochwasser, zur Energieerzeugung und zur Landgewinnung teilweise stark verändert. Dadurch geht die für die Biodiversität wichtige Flussdynamik verloren. Zugunsten von Infrastruktur und Siedlungsraum nimmt die Fläche von Grünland-Lebensraumtypen, die typisch sind für das Alpenvorland, rapide ab. Hinzu kommt ein starker Nutzungs- und Siedlungsdruck durch die Nähe zur Metropolregion München.
Die Projektregion mit einer Gesamtfläche von mehr als 3.000 km2 umfasst zwei Hotspots der biologischen Vielfalt in Deutschland: „Ammergebirge, Niederwerdenfelser Land und Obere Isar“ (Hotspot 2, ca. 500 km2) und das Gebiet „Ammer-Loisach-Hügelland und Lech-Vorberge“ (Hotspot 4, ca. 2.700 km2). Die Arten- und Biotopausstattung der bayerischen Hotspot-Kulisse, die vom Tiefland bis in die Alpen reicht, ist herausragend. Charakteristisch sind neben den Flusslandschaften großflächige Moorkomplexe und Extensivwiesen, alpine Lebensräume, Seen, naturnahe Flussabschnitte mit ihren Steilhängen (Leitenhängen), Auen und Schotterflächen sowie großflächige naturnahe Wälder. Zahlreiche Arten, wie bspw. Skabiosen-Scheckenfalter und Lungenenzian-Ameisenbläuling haben in der Region bedeutende Verbreitungsschwerpunkte, die Rotflügelige Schnarrschrecke findet sich deutschlandweit nur noch an den Wildflüssen der Region. Auch Flussuferläufer, Kiesbank-Grashüpfer, Deutsche Tamariske und andere Arten, die in Deutschland vom Aussterben bedroht sind, finden hier wichtige Lebensräume.
Projekt
Ein Verbundprojekt, das der WWF Deutschland federführend zusammen mit einer Vielzahl von Akteuren in der Region umsetzt, hat sich zum Ziel gesetzt, die noch vorhandene Biodiversität entlang der Flüsse zu erhalten, durch naturschutzfachliche Maßnahmen zu verbessern sowie Strukturen und Akzeptanz für umfassende Revitalisierungsmaßnahmen zu schaffen.
Zentrales Ziel des Projekts ist es, die Identifikation der Bevölkerung mit der herausragenden Naturausstattung der Region zu stärken. Dies soll insbesondere die Akzeptanz für weitere Naturschutzmaßnahmen fördern. Im Fokus stehen dabei die Fluss- und Auenlandschaften von Lech, Ammer, Loisach und Isar und ihre Bedeutung für die biologische Vielfalt. Neben konkreten naturschutzfachlichen Maßnahmen sind vor allem Kommunikations- und Bildungsinitiativen geplant. Weiteres wichtiges Teilziel des Projekts ist es, die Zusammenarbeit der Akteure aus Naturschutz, Wasserwirtschaft, Politik, Landwirtschaft, Regionalentwicklung und Tourismus in der Region zu fördern.
Der WWF Deutschland und seine Verbundpartner zielen darauf ab Strukturen zu schaffen, die sich nach Projektende selbst weitertragen. Langfristig soll so auch der Weg für kostenintensive und naturschutzfachliche Umbau- und Renaturierungsmaßnahmen entlang der Flüsse geebnet werden.