AMBITO ‒ mehr Vielfalt in Weinberglandschaften



AMBITO ‒ mehr Vielfalt in Weinberglandschaften
Hintergrund
In Deutschland werden auf gut 102.000 Hektar Weinreben angebaut. In den meist schon seit langem bestehenden Kulturlandschaften sind vielerorts – sowohl auf Rebflächen als auch in deren Umfeld – viele typische Tier- und Pflanzenarten der Weinbergslagen selten geworden oder verschwunden.
Projekt
Diesen Zustand zu verändern, ist Ziel des Projektes "Ambito - Entwicklung und Anwendung eines modularen Biodiversitäts-Toolkits für den Weinbau in Deutschland", das gemeinsam von Fair and Green e. V. und den Instituten für angewandte Ökologie / Landschaftsplanung und Naturschutz der Hochschule Geisenheim University durchgeführt wird. Zunächst werden 30 Modellbetriebe aus allen Weinanbaugebieten Deutschlands ausgewählt und für jeden Betrieb ein „Biodiversitätsplan“ mit konkreten Zielen aufgestellt. Die Betriebe werden intensiv beraten und bei der Umsetzung von Biodiversitätsmaßnahmen unterstützt. Die Maßnahmenumsetzung wird von einem floristischen und faunistischen Monitoring begleitet.
Das Vorhaben umfasst mehrere naturräumliche Großregionen, für die naturraumspezifische Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung entwickelt und umgesetzt werden. Aber auch verschiedene Anbauweisen und Betriebsformen werden betrachtet, wobei die Beratung und auch die Maßnahmenumsetzung den gesamten Betrieb mit allen Rebflächen, Rand- und Nebenflächen, Wegen und Gebäuden einschließt.
Parallel zur Maßnahmenumsetzung in den Modellbetrieben führt die Hochschule Geisenheim eine ökologische Begleitforschung in zwölf Versuchsweinbergen in den Weinbauregionen Rheingau, Rheinhessen und Nahe durch, um Maßnahmen praxisnah zu testen und Lösungen für Probleme und Nutzungskonflikte in der Biodiversitätsförderung im Weinbau aufzuzeigen, z. B. soll ein innovatives Bewirtschaftungsmanagement für eine langfristige und artenreiche Rebzeilenbegrünung entwickelt werden. Die sozio-ökonomische Begleitforschung, ebenfalls von der HGU durchgeführt, dient der Analyse und dem Abbau von Hemmnissen, die die Biodiversitätsförderung im Weinbau behindern. Dabei spielen u. a. auch Fragen nach der Akzeptanz von Maßnahmen und einem geschickten Marketing eine Rolle.
Die Ergebnisse der Begleitforschung werden bei der Maßnahmenumsetzung der Modellbetriebe berücksichtigt, bekannte Maßnahmen optimiert und neue Maßnahmen konzipiert. Eine zu Beginn des Projektes vorgenommene Analyse des vorhandenen Wissens, die Ergebnisse des Monitorings der Modellbetriebe und der Begleitforschung fließen in die Entwicklung des digitalen Toolkits Ambito ein, welches sowohl von Winzerinnen und Winzern, als auch von Beraterinnen und Beratern genutzt werden kann. Schon während der Projektlaufzeit sollen mindestens 50, nach Möglichkeit aber mehrere hundert Weinbaubetriebe auf das digitale Toolkit zugreifen, um Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt im Weinbau umzusetzen.
Ausblick
Das digitale Toolkit mit etablierten und neuen, gut erprobten Maßnahmen wird allen Weinbaubetrieben in Deutschland zur Verfügung gestellt. Fair and Green e. V. strebt an, die identifizierten Maßnahmen darüber hinaus in seinen Kriterienkatalog für nachhaltigen Weinbau zu übernehmen und darüber zusätzlich in der Weinwirtschaft zu verankern. Die Projektergebnisse sollen zudem in neu programmierte ELER-Maßnahmen der Länder überführt werden, um Weinbaubetriebe in die Lage zu versetzen, ökonomisch tragfähig einen maßgeblichen Beitrag zur Förderung der biologischen Vielfalt und damit zur Entwicklung einzigartiger Kulturlandschaften zu leisten.