Artenhilfsprogramm Basstölpel
Beschreibung
FKZ 3524150100
Hintergrund
Der Basstölpel (Morus bassanus) ist ein pelagisch lebender Seevogel, der in Deutschland ausschließlich auf der Hochseeinsel Helgoland brütet. Als Klippenbrüter bezieht die Art jedes Jahr zu Brutbeginn die Helgoländer Klippen in und um das Naturschutzgebiet Lummenfelsen und bildet dort eine Brutkolonie. Zur Nahrungssuche legen Basstölpel oft weite Strecken zurück, um an geeignete Fischgründe zu gelangen. Durch ihre Lebensweise auf offener See sind Basstölpel stark mit dem Ausbau der Offshore-Windenergieanlagen (OWEA) konfrontiert. Sie gelten als sensibel gegenüber OWEA, da sie während ihrer Nahrungsflüge durch Kollision mit OWEAs gefährdet sind.
Eine weitere Gefährdung für den Basstölpel stellt der Einbau von Plastik in die Nester dar. Basstölpel benutzen häufig synthetische Fasern als Nistmaterial, anstatt der natürlicherweise genutzten Großalgen. Dadurch entsteht ein erhöhtes Mortalitätsrisiko durch Verstrickung und Strangulation für den Basstölpel, aber auch für in unmittelbarer Nähe brütende Arten wie die Trottellumme.
Mit der hochpathogenen aviären Influenza (HPAI) ist ein weiterer Gefährdungsfaktor hinzugekommen. So kam es im Jahr 2022 erstmals zu einem HPAI-Ausbruch während der Brutsaison. Dadurch ist die Population von 1.485 Brutpaaren im Jahr 2022 auf 887 Brutpaare im Jahr 2023 gesunken. Auch andere klippenbrütende Arten wie Trottellumme und Dreizehenmöwe, die ausschließlich auf Helgoland brüten, sind seitdem von HPAI-Ausbrüchen betroffen. Durch die dichte Besiedelung der Brutfelsen kann das Virus sich schnell und auch artübergreifend ausbreiten.
Projekt
Um die Basstölpelpopulation auf Helgoland zu stabilisieren und zu stärken, werden im Rahmen des Projekts verschiedene populationsstärkende Pilotmaßnahmen erprobt. So sollen Teilbereiche der Brutkolonie von Plastikmüll befreit, und der Effekt mithilfe eines Monitorings gemessen werden. Weiterhin werden Maßnahmen zur Bekämpfung der HPAI durchgeführt, wie das Beproben von kranken Tieren und das Absammeln von Kadavern.
Zudem sollen die Auswirkungen des HPAI-Ausbruchs auf den Basstölpel untersucht werden, um die langfristigen Folgen auf die Basstölpelpopulation besser einschätzen zu können.
Darüber hinaus wird ein Informations- und Austauschnetzwerk zum Thema HPAI und Klippenbrüter aufgebaut, um Akteure und Institutionen des Naturschutzes und der ornithologisch virologischen Forschung, zuständige Behörden, sowie andere Projektgruppen und Koloniestandorte etwa in Großbritannien zu vernetzten.
Resultierend aus den Projektergebnissen soll ein Managementplan erarbeitet werden, um geeignete Schutzmaßnahmen dauerhaft zu etablieren und auf Bestandseinbrüche schnell reagieren zu können. Dazu gehört auch ein Konzept zur Öffentlichkeitsarbeit und Besucherlenkung, da sich Basstölpel und Mensch auf Helgoland sehr nahe kommen.
Ausblick
Da die Helgoländer Klippen zur Brutzeit sehr dicht besiedelt werden, können auch weitere klippenbrütende Arten in die Untersuchungen und Maßnahmenerprobung eingebunden werden und von dem Projekt profitieren. Durch die Vernetzung mit weiteren Koloniestandorten in anderen Ländern können Informationen, etwa über neue Ausbruchsereignisse der HPAI, schneller kommuniziert, sowie neue Forschungserkenntnisse auf direktem Wege geteilt werden. Dies stellt einen wichtigen Schritt im Schutz von pelagisch lebenden Seevögeln dar.