Artenhilfsprogramm Kulturlandschaft für die Rohrweihe im Kreis Warendorf (KLARO)

Beschreibung
Hintergrund
Die Rohrweihe kommt in Nordrhein-Westfalen vor allem im Tiefland vor und gilt laut Roter Liste der Brutvögel NRW als gefährdete Art. Sie besiedelt halboffene bis offene Landschaften und nistet am Boden. Sie brütet vor allem im Schilf oder in Hochstaudenfluren, bevorzugt an Kleingewässern, aber auch etwa 30 % der Population besiedelt landwirtschaftlich genutzte Flächen. In Agrarflächen besteht für den Bodenbrüter akute Gefahr von Brutverlusten bei der Grünlandmahd oder Getreideernte. Der Ausbau der Windenergie ist eine weitere Gefahr für die Art. Aufgrund ihres artspezifischen Verhaltens, wie der Flughöhe, wurde auf der Umweltministerkonferenz 2020 beschlossen, die Rohrweihe in die Liste kollisionsgefährdeter Brutvogelarten mit besonderer Planungsrelevanz aufzunehmen. Durch begleitende Forschung im Projekt sollen Wissenslücken über die Raumnutzung, Nahrungshabitate und Zugverhalten geschlossen werden und die Ergebnisse in die Maßnahmenumsetzung miteinfließen.
Projekt
Der Erhalt und die Förderung der Rohrweihe, einer windkraftsensiblen Greifvogelart, soll über drei Bausteine gesichert werden. Die Neuanlage sowie die Optimierung von Bruthabitaten sind ein wesentlicher Baustein zur langfristigen Stärkung des Bestands. Grundlage dafür sind Bestandserfassungen, Potenzialanalysen und Bewertungen vorhandener Standorte. Weiterhin sind die Ermittlung und der Schutz der Bruten in Getreideschlägen von besonderer Bedeutung. Hierbei ist der Einsatz von Drohnen besonders hilfreich, auch um das Prädationsrisiko (z.B. Fuchs) gering zu halten. Durch begleitende Forschung und Einbeziehung weiterer Akteure sollen ergänzende Maßnahmen (z.B. zur Verbesserung der Nahrungssituation, Ermittlung des Raumnutzungsverhaltens durch Besenderung) konzipiert und erprobt werden. Insbesondere das Thema Wasser soll bei der Maßnahmenumsetzung mitberücksichtigt werden, da im Zuge des Klimawandels mit weiteren Verlusten von Feuchtgebieten zu rechnen ist. Die Projektumsetzung erfolgt im gesamten Kreis Warendorf in Kooperation zwischen der NABU-Naturschutzstation Münsterland und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises. Das Projektgebiet stellt damit eine Modellregion dar und bietet Ansätze zur Übertragbarkeit in andere Verbreitungsräume der Art in Deutschland oder auch in Nachbarländer. Die Verwertung von Projektergebnissen mit den erhobenen Daten und durchgeführten Maßnahmen ist u. a. über die Durchführung von zwei bundesweiten Fach-Workshops geplant. Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation rund um Lebensweise und Schutzmaßnahmen von Rohrweihen stellen einen weiteren zentralen Projekt-Baustein dar. Zur allgemeinen Information und Beteiligung werden im Projektgebiet z.B. Workshops und Projektvorstellungen umgesetzt.
Ausblick
Es ist zu erwarten, dass die im Projekt wiederhergestellten, optimierten und neu angelegten Biotope dauerhaft und über den Projektzeitraum hinaus der Rohrweihe und auch anderen Tier- und Pflanzarten, die Feuchtbiotope in der Kulturlandschaft brauchen, als Lebensstätten dienen werden. Durch den geplanten Austausch mit Akteuren der Landwirtschaft (z.B. Lohnunternehmen) könnten sich langfristige Lösungen für den Schutz der Art auf Agrarflächen ergeben. Darüber hinaus könnten die Ergebnisse der Besenderung für den Lebensraumschutz in den Überwinterungsgebieten der Rohrweihe von Interesse sein, aber auch für Betreibende von Windenergieanlagen. Ein entsprechender Wissenstransfer ist beabsichtigt.