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Bundesamt für Naturschutz

Auswirkungen des Pollens von transgenem Bt-Mais auf ausgewählte Schmetterlingslarven

Biotechnologie
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Obwohl Bt-Mais auch in der EU mit einigen Sorten für den Anbau freigegeben ist, fehlten bisher Daten, um die Empfindlichkeit einheimischer Schmetterlingslarven im Detail abschätzen zu können. Dieses Projekt soll eine Grundlage liefern.
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet I 2.6 Bewertung Synthetische Biologie, Vollzug, Gentechnikgesetz
Laufzeit
01.06.2001 - 31.12.2003 (Veröffentlicht 2005)

Beschreibung

FKZ

201 67 430/05

Problemstellung und Ziele

Im Jahr 2004 wurde weltweit auf ca. 16 Millionen ha Bt-Mais angebaut, der durch eine gentechnische Veränderung ein Toxin des Bodenbakteriums Bacillus thuringiensis produziert und sich somit vor Insektenfraß schützt. Umweltauswirkungen von Bt-Mais sind unter anderem zu untersuchen, da das Bt-Toxin auch im Pollen gebildet und in Lebensräume eingetragen wird, die an die Felder angrenzen. Mit dem vom Bundesumweltministerium geförderten Forschungsvorhaben wurden die Auswirkung und die Gefährdung von Schmetterlingslarven durch Bt-Mais mit Hilfe von Labor- und Freilandstudien näher untersucht. Die Arbeiten schließen erstmals auch in Deutschland heimische Schmetterlingsarten außerhalb der Agrarlandschaft ein, die repräsentativ für gefährdete Arten stehen können. Folgende Aspekte wurden besonders berücksichtigt:

Ergebnisse

Empfindlichkeit einheimischer Schmetterlingsarten

Obwohl Bt-Mais auch in der EU mit einigen Sorten für den Anbau freigegeben ist, fehlten bisher Daten, um die Empfindlichkeit einheimischer Schmetterlingslarven im Detail abschätzen zu können. Die Ergebnisse des vorliegenden Forschungsvorhabens schließen diese Lücke teilweise und zeigen, dass auch einheimische Larven von Schmetterlingen wie z.B. der Kleine Fuchs oder das Tagpfauenauge von Bt-Maispollen geschädigt werden können. Die Untersuchungen belegen jedoch auch, dass verschiedene Arten sehr unterschiedlich auf das Bt-Toxin reagieren. Junge Larven werden dabei von Bt-Maispollen besonders gefährdet.
Das im Pollen von Bt-Mais vorhandene Toxin tötet die Larven nicht in jedem Fall, sondern kann insbesondere zu so genannten "subletalen Wirkungen", wie z.B. einer längeren Entwicklungszeit oder kleineren Puppen mit geringerer Fitness führen. Solche Effekte wurden bereits bei einer einmaligen Aufnahme von fünf Pollenkörnern dokumentiert. Die Pollenmenge, die eine Schmetterlingslarve auf diese Weise schädigen kann, liegt damit ein Vielfaches unter der Menge, die zum frühzeitigen Tod der Raupen führt. 

Gefahr für seltene Arten auch außerhalb der Anbauflächen? 

Auswirkungen von Bt-Maispollen bleiben nicht auf die Anbaufläche beschränkt. Dabei ist zu beachten, dass die Menge des mit dem Wind verfrachteten Pollens mit zunehmender Entfernung vom Maisfeld rasch abnimmt und subletale Effekte unter Freilandbedingungen wesentlich häufiger zu erwarten sind als direkte toxische Auswirkungen durch Bt-Pollen. Die Menge von Pollen, die in 32m Entfernung vom Maisfeld gemessen wurde, lag sechsmal über dem Wert, bei dem schädliche Wirkungen auf die Schmetterlingslarven erkannt wurden. Der Pollen, der über diese und größere Entfernungen in angrenzende Lebensräume eingebracht wird, kann zu Entwicklungsverzögerungen bei gleichzeitig kleineren Gewichten der Tiere führen. Hinzu kommt, dass Schmetterlingslarven, deren Organismus durch die Aufnahme von geringen Mengen von Bt-Maispollen gestresst ist, in höherem Maße durch Fraßfeinde oder Krankheiten gefährdet sind. Auswirkungen auf die Populationsdynamik von Schmetterlingspopulationen, insbesondere von seltenen Arten, sind somit durch den Anbau von Bt-Mais möglich und bedürfen weiterer Untersuchungen. Dass eine Vielzahl von Schmetterlingen auch in der Nähe von Maisfeldern vorkommt, wurde durch eine begleitende Kartierung von Schmetterlingsarten in Unterfranken belegt. Die Ergebnisse der Kartierung weisen aufgrund von Phänologie und Habitatpräferenzen auf eine hohe Expositionswahrscheinlichkeit für die Larven von 26 tag-und 53 nachtaktiven Schmetterlingsarten hin.

Die BBA Forscher raten daher, lediglich Maislinien mit geringem Toxingehalt im Pollen zuzulassen, Bt-Maisfelder von einer Mantelsaat zu umgeben und Mindestabstände zu Naturschutzgebieten festzulegen.

Zuwendung (bestimmt) für

Biologische Bundesanstalt Darmstadt
Dr. Martin Felke
Biologische Bundesanstalt Darmstadt
Dr. Gustav-Adolf Langenbruch

Kontakt im BfN

Dr. Mathias Otto
FG I 2.6 Bewertung Synthetische Biologie, Vollzug, Gentechnikgesetz
0228 8491-1861
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