Baggersee – Förderung von Biodiversität und Ökosystemdiensten in kleinen Abgrabungsgewässern
Baggersee – Förderung von Biodiversität und Ökosystemdiensten in kleinen Abgrabungsgewässern durch Umsetzung guter fachlicher Praxis in der Angelfischerei
Hintergrund
Kleine Baggerseen von einer Größe unter 50 Hektar sind in der BRD weitverbreitet. Sie werden gerne als Naherholungsgebiete (Angeln, Baden, Spazierengehen, Wildtierbeobachtung) genutzt. Viele Baggerseen in Deutschland werden von Angelvereinen bewirtschaftet. Eine wesentliche Managementmaßnahme ist der Fischbesatz, aber es stehen auch alternative Hegeansätze wie die Aufwertung von Uferlebensräumen zur Verfügung. Lebensraumverbessernde Maßnahmen werden weit seltener eingesetzt als Fischbesatz, sie versprechen aber positive Effekte auf eine ganze Reihe von Organismengruppen sowie die ästhetische Qualität von Baggerseen für die Erholungsnutzung. Im Rahmen der guten fachlichen Praxis ist wiederholt die Empfehlung ausgesprochen worden, die anglerische Bewirtschaftung stärker auf das Management der Lebensräume auszurichten. Leider liegen keine belastbaren Daten zu den ökologischen und sozialen Wirkungen von Uferaufwertungsmaßnahmen vor. Auch über den allgemeinen ökologischen Zustand von kleineren Standgewässern unter 50 Hektar ist sehr wenig bekannt, da diese Gewässertypen vom Monitoring im Rahmen der EU-Wasserrahmenrichtlinie ausgenommen sind. Schließlich sind die Nutzungsintensität von Baggerseen und damit die von diesen Gewässern generierten Ökosystemdienstleistungen für die Bevölkerung weitgehend unbekannt.
Projekt
"Baggersee" war ein sozial-ökologisches und transdisziplinäres Forschungsprojekt, das sich in einem Forschungsverbund aus Wissenschaftlern und Angelpraxis der Evaluierung von Uferaufwertungsmaßnahmen im Vergleich zu Besatz an anglerisch bewirtschafteten kleinen Baggerseen in Niedersachsen widmete. Übergeordnetes Ziel des Projektes war die ökologische und soziale Bedeutung kleiner künstlicher Standgewässer zu erheben und gleichzeitig zu überprüfen, wie diese durch die Umsetzung einer guten fachlichen Praxis in der Angelfischerei nachhaltig gesteigert werden kann.
Die spezifischen Ziele des Projekts waren:
- Entwicklung von biozönotischen Leitbildern für kleine Baggerseen als Grundlage für fischereiliche Hege, Naturschutz und Baggerseeneugestaltung.
- Modellhafte Anwendung einer guten fischereilichen Hegepraxis mit Prioritätensetzung auf Habitatmanagement und Abkehr von unangepasstem Fischbesatz.
- Schaffung von methodischen Leitlinien zur Verbesserung von Ökosystemdienst- leistungen an kleinen Abgrabungsgewässern, die von Angelvereinen eigenverantwortlich umgesetzt werden können.
- Sicherung und Verbesserung von Lebensraumstrukturen im Uferbereich fischereilich genutzter Abgrabungsgewässer.
- Schutz, Erhalt und Rehabilitierung von gewässerspezifischen, aquatischen Biozönosen in Baggerseen.
- Erhalt und Steigerung der Ökosystemdienstleistungen von Baggerseen, vor allem des Erholungswerts sowie des ästhetischen und fischereilichen Werts.
- Modellhafte Demonstration des ökonomischen Nutzens von Investitionen in die biologische Vielfalt und die von ihr realisierten Ökosystemdienstleistungen am Beispiel des Litorals von Baggerseen.
- Information der Öffentlichkeit zu den von Baggerseen generierten Ökosys- temdienstleistungen und der dort anzutreffenden Artenvielfalt.
- Etablierung eines inter- und transdisziplinär arbeitenden Forschungsverbunds aus Fischökologen, Ökonomen, Biodiversitätsforschern und Umsetzungspartnern im Fischereimanagement, um den transdisziplinären Forschungsansatz als zentrales Element einer nachhaltigen Entwicklung in Deutschland zu verstetigen.
Umsetzungspartner: Landessportfischerverband Niedersachsen e.V.
Forschungspartner: Forschungsverbund Berlin e.V. - Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB); Technische Universität Berlin