Betriebsmonitoring von Windenergieanlagen im Wald – Auswirkungen auf die Avifauna
Beschreibung
In Erweiterung klassischer Untersuchungsansätze erfolgte eine automatisierte akustische Erfassung. Hierfür wurden spezielle Rekorder entwickelt und in den jeweiligen Untersuchungsgebieten verteilt. Im Fokus standen Spechte und Waldkauz, da einerseits für diese Arten bisher keine ausreichenden Untersuchungen durchgeführt wurden und andererseits diese für eine digitale akustische Erfassung geeignet sind.
Erhoben wurden dabei umfangreiche Daten im Rahmen eines systematischen Impact-Gradient-Designs. Für die Erfassungsjahre 2019 und 2020 wurden elf Untersuchungsgebiete ausgewählt, die sich in den Bundesländern Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen befinden.
Für die Auswertung der umfangreichen Datensätze wurden maschinelle Lernverfahren eingesetzt. Das eigens hierfür entwickelte künstliche, neuronale Netzwerk ist in der Lage die Vokalisation der einzelnen Aufnahmen zu identifizieren und einer Art zuzuordnen. Dazu mussten vorab händisch entsprechende Trainingsdatensätze generiert werden. Anhand typischer Frequenzmuster wurden die Zielvogelarten (Spechte, Waldkauz und Waldschnepfe) bestimmt und die Tonaufnahmen entsprechend markiert („labeln“).
Ergebnisse
Die Ergebnisse der statistischen Modellierung zeigten, dass die akustische Aktivität für alle betrachteten Zielvogelarten mit zunehmender Entfernung zur WEA anstieg. Ab einer Entfernung von 150 m ist dieser Effekt jedoch kaum bis nicht signifikant. Die, zusätzlich in einem ausgewählten Windpark durchgeführten, intensiven Kartierungen durch Ornithologen unterstützen dieses Ergebnis. Eine erhebliche Störung von Nahrungshabitaten ab einer Entfernung von 150 m ist somit für Spechte wenig wahrscheinlich. Für die Rufaktivität des Waldkauzes wurde hingegen auch für Entfernungen von mehr als 150 m zur WEA ein leicht signifikanter Effekt, mit allerdings nur geringer statistischer Effektgröße, festgestellt. Die vorliegenden Ergebnisse lassen eine Einschätzung hinsichtlich des Störungsverbotes (§ 44 Abs. 1 Nr. 2 BNatSchG) nicht zu. Die Methode der automatisierten akustischen Erfassung hingegen ist eine wertvolle Erweiterung der bisherigen Erfassungsmethoden.
Empfehlungen
Generell erscheint es sinnvoll, bei den erforderlichen Kompensationsmaßnahmen im Wald, die Maßnahmen an den Habitatansprüchen baumhöhlenbewohnender Vögel auszurichten, wovon auch zahlreiche andere Arten profitieren. Hierzu zählen z. B. Erhöhung des Totholzanteils, der Erhalt von Altbäumen sowie das Belassen von Hochstümpfen bei Durchforstungsarbeiten. Ein Nutzungsverzicht in ausgewählten Waldbereichen ist eine besonders effektive Maßnahme.