Deutschland wieder Otterland
Deutschland wieder Otterland – Die bundesweite Vernetzung von Gewässerlandschaften für den Fischotter
Hintergrund
Inmitten des einst geschlossen über ganz Eurasien reichenden Verbreitungsgebietes des Fischotters existiert aktuell ein breiter „Auslöschungskorridor“ bis Zentralfrankreich. Die deutsche Fischotterpopulation markiert die Ausbreitungsgrenze der osteuropäischen Population mit reproduktionsfähigen Beständen in Polen, Tschechien und (wieder) im Osten Deutschlands. Der Fischotter ist dabei Leitart für intakte und vernetzte Gewässerlandschaften (“Umbrella-Species”). Landschaftszerschneidung und die Fragmentierung von Lebensräumen sind neben der Intensivierung der Landnutzung wesentlich für den Rückgang des Fischotters und vieler weiterer Arten. Die Renaturierung und Vernetzung von Gewässerlandschaften leistet dazu auch einen zentralen Beitrag für die Klimawandel-Anpassung und den Landschaftswasserhaushalt. Doch fehlt bisher die Umsetzung von vorhandenen Planungen in Form von konkreten Maßnahmen.
Projekt
Im Projekt "Deutschland wieder Otterland – Die bundesweite Vernetzung von Gewässerlandschaften für den Fischotter" haben sich acht Projektpartner aus Wissenschaft und Naturschutz zusammengeschlossen, um die Wiederausbreitung des Fischotters (Lutra Lutra) in Deutschland in südwestlicher Richtung zu begleiten. Das Projekt zielt darauf ab, durch die Wiedervernetzung von Gewässerlandschaften den Erhaltungszustand der Population zu verbessern. In den neun Modellregionen sollen konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der Habitatqualität und -konnektivität sowie zur regionalen Reduktion von Gefährdungen und Konflikten identifiziert und umgesetzt werden.
Unter wissenschaftlicher Begleitung werden auf Basis bereits vorliegender wissenschaftlicher, rechtlicher sowie planerischer Grundlagen Planungsinstrumente erstellt, die die konkrete Maßnahmenumsetzung und Evaluation des Umsetzungsstandes erleichtern. Zudem werden die Rahmenbedingungen und sozio-ökonomischen Einflussfaktoren, die auf die Zielerreichung im Fischotterschutz und Biotopverbund einwirken sowie die Konfliktrisiken analysiert.
Mit den Ergebnissen sollen praxiserprobte, übertragbare Ansätze für wirksame Instrumente, effiziente Maßnahmenumsetzung und Konfliktreduktion erarbeitet werden, die sowohl die Umsetzung in den Modellprojekten erleichtern als auch bundesweit die Fach-, Methoden- und Lösungskompetenz verbessern.
Maßnahmen
Die Projektmaßnahmen folgen einem dreigliedrigen Projektaufbau in einem dreigeteilten Arbeitsprozess:
- In den Modellregionen werden - bei unterschiedlichen Ausgangsbedingungen und Schwerpunkten - wirksame Maßnahmen identifiziert und modellhaft umgesetzt. Sie zielen auf die Gefährdungsreduktion und Vernetzung von Gewässerlandschaften z. B. durch Installation von Passierhilfen an Straßenbrücken, die für am Gewässer entlang wandernde Tiere zum tödlichen Risiko werden können oder durch die Aufwertung von Gewässerufern entlang von Wanderkorridoren. Zudem wird regional und überregional auf die Verankerung und Verstetigung der Umsetzung hingewirkt, indem konkreter Handlungsbedarf und Lösungswege aufgezeigt werden und durch die Vernetzung der Stakeholder auf regionaler und Landesebene zur Sensibilisierung beigetragen wird.
- Der Wissenschaftspartner verantwortet die Erarbeitung eines länderübergreifenden Planungs- und Monitoringinstruments. Damit soll unter Berücksichtigung der nötigen Datengrundlage sowie über zeitlich und räumlich verschiedene Skalen hinweg die strategische Planung und Auswahl von künftigen Maßnahmen in überregionaler Abstimmung vereinfacht werden. Zudem wird so die Basis für eine prospektive Abschätzung von Risiken für Konflikte geschaffen, die sich aus der Förderung der Populationsentwicklung und Ausbreitung des Fischotters ergeben können.
- Die DUH verantwortet die Erarbeitung von integrativen Strategien, Konfliktlösungen und Instrumenten in der inter- und transdisziplinäre Zusammenarbeit mit am Projekt beteiligten Stakeholdern, Expert:innen und Entscheidungsträger:innen der verschiedenen Handlungsfelder und Ebenen. Kernelement ist der Aufbau verschiedener Austausch-Formate (Planungslabor, Lösungslabor, Fachforen, Werkstätten) sowie die Weitergabe und Verankerung der Projektergebnisse mittels Schulungen, Fachveranstaltungen, Leitfäden und eines webbasierten Toolkits.