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Bundesamt für Naturschutz

Erfassung und Bewertung von Meeresökosystemleistungen

Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Die Inwertsetzung von Meeresökosystemen und ihren Leistungen sorgt für die Sichtbarkeit ihrer Werte und deren Berücksichtigung in gesellschaftlichen Entscheidungsprozessen.
Inhaltliche Schwerpunkte
Ökosystemleistungen
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet I 2.1 Umwelt- und Planungsrecht
Laufzeit
01.12.2019 - 30.11.2022
Seehunde auf einer Sandbank in der Nordsee
Seehunde auf einer Sandbank in der Nordsee

Beschreibung

Hintergrund

Ökosysteme mit ihren komplexen ökologischen Prozessen und Strukturen erbringen wichtige Leistungen für unsere Gesellschaft, sog. Ökosystemleistungen (ÖSL), indem sie uns Menschen direkten oder indirekten wirtschaftlichen, gesundheitlichen oder psychischen Nutzen stiften. Marine Ökosysteme, die 71 % der Erdoberfläche bedecken und reich an biologischer Vielfalt sind, stellen ebenfalls eine Vielzahl von Gütern und Dienstleistungen für uns Menschen bereit. Die Leistungsfähigkeit der Meeresökosysteme ist allerdings begrenzt und gerät zunehmend durch intensive menschliche Nutzungsformen wie bspw. Fischerei, Schifffahrt, Tourismus oder Offshore Windparks unter Druck. Um die Leistungsfähigkeit der marinen Ökosysteme nachhaltig verbessern zu können, ist es zunächst wichtig, deren Zustand und die wirtschaftliche Bedeutung ihrer ÖSL zu erfassen sowie zu bewerten.

Das Projekt

Das Vorhaben „Erfassung und Bewertung von Meeresökosystemen und Ökosystemleistungen der deutschen Nord- und Ostsee“ beschäftigt sich mit der Erfassung, Bewertung und Monetarisierung der ÖSL der deutschen Meeresgebiete innerhalb der 12-Seemeilen-Zone und der ausschließlichen Wirtschaftszone. Im Rahmen des Projekts werden die gesellschaftlich besonders relevanten ÖSL Bereitstellung von Fischereiprodukten, Erholung, Küstenschutz, Biodiversität und Kohlenstoffbindung untersucht und als Grundlage für die monetäre Bewertung zunächst physisch bilanziert. 

Die Bereitstellung von Fischereiprodukten ist eine versorgende ÖSL, die im Vergleich zu den anderen vier ÖSL auf Märkten gehandelt wird. Daher wird sie anhand von vorhandenen Statistiken über Fangzahlen und entsprechende Erlöse gemessen.

Die naturnahe Erholung an den deutschen Nord- und Ostseeküsten stellt eine kulturelle ÖSL dar, die über touristische und erhobene Daten, die durch eine bundesweite Bevölkerungsbefragung mit 2000 Teilnehmer*innen gewonnen wurden, gemessen wird. Die Präferenzen der Urlauber*innen und somit der Wert von Meeresökosystemen für naturnahe Erholung wird über deren Reiseausgaben geschätzt. 

Salzwiesen im Vorland von Deichen weisen eine wellenreduzierende Wirkung auf und stellen daher eine regulierende ÖSL für den Küstenschutz dar. Im Rahmen einer Analyse von Satellitenbildern und Daten zur Salzwiesenvegetation wurden insgesamt 157 km Landschutzdeiche in Niedersachsen und 153 km in Schleswig-Holstein mit relevantem Salzwiesenbewuchs identifiziert. Der Wert dieser ÖSL wird anhand von potenziellen Kosten geschätzt, die bei dem Ersetzen der ÖSL durch eine technische Alternative anfallen würden.

Biodiversität stellt sowohl eine regulierende als auch eine kulturelle ÖSL dar und wird physisch über den Erhaltungszustand von Meeresvögeln, Meeressäugern, Fischen und Lebensräumen am Meeresboden gemessen. Der Wert der Biodiversität wird im Rahmen des Projektes anhand eines Auswahlexperimentes bestimmt, welches im Zuge der Bevölkerungsbefragung verwendet wurde. Ergebnis sind Zahlungsbereitschaften für einen verbesserten Erhaltungszustand der Arten in der Nord- und Ostsee. 

Seegras- und Salzwiesen können in ihren Böden und Sedimenten große Mengen Kohlenstoff dauerhaft binden und erbringen somit eine wertvolle Regulierungsleistung. Die flächenmäßige Ausbreitung an Nord- und Ostsee beträgt für die Salzwiesen 31.369 ha und für die Seegraswiesen 46.000 ha. Der Wert der Klimaschutzleistung wird anhand der fixierten CO2-Mengen und gängigen Kostensätzen für CO2 ermittelt. 

Zusätzlich werden Wechselbeziehungen zwischen den verschiedenen ÖSL sowie die Konsequenzen der Nutzung der ÖSL für die Funktionalität der Meeresökosysteme analysiert.

Ausblick

Das Vorhaben trägt zur Umsetzung der EU-Meeresstrategierahmenrichtlinie sowie zur Unterstützung der EU-Biodiversitätsstrategie bei. Durch die Erfassung und Bewertung von marinen ÖSL wird ein stärkeres Bewusstsein für deren Multifunktionalität und Ihren gesellschaftlichen Wert geschaffen. Dies soll dafür sorgen, dass ÖSL stärker in öffentliche Entscheidungsprozesse integriert werden und Bewertungsverfahren von politischen Maßnahmen entsprechend angepasst werden, um den Zustand der Meeresökosysteme nachhaltig zu verbessern und die damit einhergehenden Dividenden auch in der Zukunft für folgende Generationen ausschütten zu können.  
 

Auftragnehmende

adelphi research gemeinnützige GmbH
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
030 8900068-0
030 8900068-10

Projektpartnerschaft

Institut für Physische Geographie und Landschaftsökologie
Leibniz Universität Hannover
Schneiderberg 50, 30167 Hannover
0511 762-4493
0511 762-3984
InterSus – Sustainability Services
Chodowieckistr. 2, 10405 Berlin
030 44736342
BioConsult GmbH & Co. KG
Auf der Muggenburg 30, 28217 Bremen
0421 6207108
0421 6207109
imug Beratungsgesellschaft für sozial-ökologische Innovationen mbH
Postkamp 14a , 30159 Hannover
0511 12196-0
0511 12196-95

Kontakt im BfN

Dr. Harry Gölz
Stellvertretende Leitung Fachgebiet I 2.3 Ökonomie und Naturschutz
0228 8491-1722
Konstantinstr. 110, 53179 Bonn
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