FINDUS - Wie man Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen findet
Wie gut sind aber Informationen darüber zu finden, wie nachhaltig eine Urlaubsreise wirklich ist? Und wie sehr interessieren wir uns beim Reisen – im Vergleich zu anderen Informationen – dafür, ob unser Urlaub als „nachhaltig“ gekennzeichnet ist?

Beschreibung
Das Vorhaben "Finden von Nachhaltigkeitsinformationen bei Urlaubsreisen (FINDUS)" beschäftigte sich mit der Frage, wie die Auffindbarkeit nachhaltiger Urlaubsreiseangebote auf üblichen (Online-)Buchungswegen verbessert und so die Anzahl von Buchungen solcher Angebote gesteigert werden kann. In dieser Studie ging es dabei nicht um die „Nachhaltigkeitsspezialisten“, also Touristen und Touristinnen, die ohnehin besonders auf die sozialen oder ökologischen Auswirkungen ihres Urlaubs achten. Im Fokus der Studie standen daher, statt der speziellen Vermarktungswege für "nachhaltiges Reisen“, die „ganz normalen“ Anbieter im Massenmarkt und Reisenden. Es waren Menschen, die sich weder besonders viel noch besonders wenig für Nachhaltigkeitsfragen beim Reisen interessieren, sondern einen Querschnitt darstellten.
Untersucht wurde, ob und wie Nachhaltigkeitsinformationen (z. B. Labels, Suchkriterien oder Beschreibungen im Text) von potenziellen Konsumenten wahrgenommen und bewertet werden und wie Nachhaltigkeitsinformationen so gestaltet werden können, dass mehr nachhaltige Reiseprodukte verkauft werden.
Zunächst wurde geschaut, ob und wie Urlaubsanbieter ihre Angebote kennzeichnen, so dass man als Kunde nachhaltige und weniger nachhaltige Angebote unterscheiden kann. Dazu wurden knapp 50 Online-Anbieter im deutschen Markt untersucht, und zwar wieder ein Querschnitt des ganz normalen Urlaubsangebotes. Das Ergebnis war ziemlich ernüchternd: Beinahe die Hälfte der untersuchten Anbieter gibt überhaupt keine Nachhaltigkeitsinformationen, und nur ganz wenige machen es dem Nutzer möglich, über Auswahlfilter oder Themenseiten direkt zu den besonders nachhaltigen Angeboten zu kommen. Wenn Reiseveranstalter Nachhaltigkeitsinformationen geben, dann beziehen sie sich in der Regel auf Natur und Landschaft (z. B. geschützte Naturlandschaften wie Nationalparks) und nur ganz selten auf die Leistungen von Hotels, Transportunternehmen oder des Reiseveranstalters selbst.
Im zweiten Schritt wurde das Verhalten der Touristen und Touristinnen selbst untersucht. Im Labor, also unter sehr gut kontrollierten Bedingungen, wurde unter anderem der Blickverlauf bei der Suche mit Augenkameras aufgezeichnet und herausgefunden, dass Nachhaltigkeitsinformationen wie zum Beispiel Ökolabels im Vergleich zu anderen Informationen sehr selten und sehr spät beachtet und verarbeitet werden. Die einfache Kennzeichnung von Hotels reicht also nicht aus, um Menschen zum Buchen der nachhaltigeren Alternative zu bewegen.
Als Ergebnis des Vorhabens konnten zwei erfolgversprechende Wege, wie nachhaltigere Reisen besser ins Blickfeld der Touristen gerückt werden können, festgestellt werden. Erstens wächst das Interesse an nachhaltigen Reisebausteinen, wenn sie mit einem Erlebnis verknüpft werden, statt einfach nur ein Ökolabel zu präsentieren. Ein Tauchkurs, bei dem unter Wasser überzählige Seeigel als Naturschutzaktion geerntet werden, war eines der Beispiele.
Zweitens steigen das Interesse an und die Zahlungsbereitschaft für nachhaltigere Reisen signifikant, wenn die Reiseinformation in ein Umfeld eingebettet ist, in dem Nachhaltigkeit eine Rolle spielt und damit zum Standard wird. Denn dann fällt es den Urlaubern schwerer, etwas zu buchen, das – im Hinblick auf Nachhaltigkeit – schlechter ist als die Norm.
Aus den Ergebnissen kann man lernen, dass die Anbieter derzeit noch zu wenig tun, um Nachhaltigkeit bei Urlaubsreisen für die Touristen und Touristinnen sichtbar zu machen. Einfach nur eines der 150 derzeit existierenden Nachhaltigkeits- und Umweltlabels zu nutzen, entfaltet zu wenig Wirkung. Denn so ein Label geht in den vielen Informationen einfach unter – und wenn es doch wahrgenommen wird, dann geht der nächste Blick zum Preis, weil viele Verbraucher befürchten, dass nachhaltigere Angebote automatisch teurer sind.
Langfristig ist es am vielversprechendsten, die nachhaltigere Alternative zur Norm zu machen. Nachhaltigkeit beim Reisen muss eine Selbstverständlichkeit sein – schon damit der Tourismus nicht das zerstört, was die Welt bereisenswert macht.