Gezielte Insektenförderung für die Landwirtschaft



Gezielte Insektenförderung für die Landwirtschaft ‒ mit Nützlingen Biodiversität und Produktivität verbinden
Hintergrund
Landwirtschaftliche Flächen sind Lebensraum für viele wildlebende Insektenarten. Durch die Intensivierung der Landwirtschaft mit ausgeräumten Landschaften und dem Einsatz von Pflanzen- und Insektenschutzmitteln stehen diese Arten stark unter Druck. Die von ihnen erbrachten Ökosystemleistungen wie Bestäubung, aber auch die natürliche Schädlingsregulierung gehen verloren. Die nachlassende Schädlingsregulierung führt wiederum zu einer weiteren Abhängigkeit von Insektiziden ‒ eine Negativspirale.
Erfahrungen im europäischen Ausland haben gezeigt, dass die dringend notwendige Unterbrechung der Abhängigkeit von Insektiziden möglich ist: Durch die Verwendung von Blühstreifen mit spezieller Pflanzenzusammensetzung konnten dort nicht nur Biodiversität und Bestäuber gefördert werden, sondern auch gezielt Nützlinge, die eine biologische Schädlingsbekämpfung leisten. Dadurch konnte der Schädlingsdruck reguliert und der Einsatz von Insektiziden reduziert bis eingestellt werden. Das wiederum wirkte sich positiv auf die lokalen Insekten sowie die Bestäubungsleistung aus und steigerte die Biodiversität und die Erträge.
Projekt
Ziel des Projektes „Gezielte Insektenförderung für die Landwirtschaft“ ist es, die Lebensbedingungen für Insekten zu verbessern. Mit Blühstreifen in der Agrarlandschaft sollen Nahrung, Lebensraum und Überwinterungsmöglichkeiten gezielt auch für Insekten der biologischen Schädlingsbekämpfung bereitgestellt werden. Langfristig kann so der Einsatz von Insektiziden reduziert werden. Das Projekt möchte damit Lösungen aufzeigen, wie der vermeintliche Interessenkonflikt zwischen Naturschutz und Agrarwirtschaft entschärft werden kann.
Hierzu sammeln die Projektpartner Ergebnisse, Erfahrungen und Anliegen aus Wissenschaft, Landwirtschaft, Naturschutz und Politik. Auf dieser Grundlage werden mehrere Pflanzenmischungen für die gezielte Förderung von Nützlingen entwickelt. Diese Pflanzenmischungen werden als mehrjährige Blühstreifen zur Nützlingsförderung (NüBS) in mindestens 20 landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Die Effektivität der NüBS wird auf einzelnen Demobetrieben getestet, sowie ergänzend fotografisch visualisiert. Im Rahmen wissenschaftlicher Arbeiten werden außerdem die Ökosystemdienstleistungen dieser NüBS untersucht. Unter anderem werden in der Fruchtfolge Winterweizen, Kartoffel und Zuckerrübe die kurz- und langfristigen Effekte der Blühstreifen auf das Schädlings- und Nützlingsaufkommen sowie auf die Biodiversität evaluiert. Parallel hierzu werden der Einfluss der NüBS auf die Erträge der Kulturen bestimmt und auch betriebswirtschaftliche Auswirkungen erhoben.
Im Hinblick auf die ökologische und sozioökonomische Wirkung der NüBS werden im Projekt Vorschläge und Kriterien erarbeitet, um die Etablierung der NüBS als mögliche neue erweiterte Agrarumwelt- und Klimamaßnahme (AUKM) vorzubereiten.
Akzeptanz für Blühstreifen schaffen
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Vorhabens ist die Kommunikation des Konzeptes und der Ergebnisse. Den ökologischen und ökonomischen Nutzen der Blühflächen, ihre Schönheit und Faszination sollen über Veranstaltungen auf den Demobetrieben erlebbar gemacht werden. Demo- und Lehrmaterialien sowie Webpräsenzen und Social Media werden dazu eingesetzt. Zielgruppen für diese Kommunikationsmaßnahmen sind landwirtschaftliche Betriebe und Organisationen, aber auch Schulen, Kinder- und Jugendgruppen, Naturschutzorganisationen, Imkerinnen und Imker sowie Akteure der Politik und Lebensmittelproduktion.