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Bundesamt für Naturschutz

GMOmics – Weiterentwicklung der Analytik für die Risikobewertung gentechnisch veränderter Pflanzen

Gentechnik
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Im Projekt GMOmics wurden gentechnisch veränderte Sojapflanzen mit verschiedenen Omics-Verfahren auf mögliche unbeabsichtigte Stoffwechselveränderungen untersucht.
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet I 2.6 Bewertung Synthetische Biologie, Vollzug, Gentechnikgesetz
Laufzeit
08/2017 bis 07/2021
Studentinnen bereiten die Probennahme von Sojapflanzen im Feld vor
Gentechnisch veränderte Sojapflanzen wurden mittels Proteom- und Metabolomanalysen auf Stoffwechselveränderungen untersucht

Beschreibung

Hintergrund

Bevor gentechnisch veränderte (gv-) Pflanzen zum Anbau oder Import zugelassen werden können, müssen sie eine Risikobewertung durchlaufen. Diese Bewertung möglicher Risiken für Mensch, Natur und Umwelt beruht bislang primär auf der „substantiellen Äquivalenz“, also dem Vergleich mit Pflanzen, die nicht gentechnisch verändert wurden und schon lange als sicher gelten. Um die Auswirkungen der gentechnischen Veränderung auf den Stoffwechsel der Pflanze und mögliche Risiken die sich daraus ergeben zu untersuchen, werden allerdings lediglich bestimmte ernährungsphysiologisch relevante Inhaltsstoffe analysiert und verglichen. Einerseits werden unbeabsichtigte Veränderungen so jedoch möglicherweise übersehen, andererseits setzt das Verfahren voraus, dass Pflanzen vorhanden sind, die sich für den Vergleich eignen. Für Pflanzen, die durch neue gentechnische Verfahren wie dem Genome Editing und zunehmend komplex verändert werden (durch „Stacking“ vieler Transgene oder in der Synthetischen Biologie) ist dieser vergleichende Ansatz immer weniger geeignet.

Das Projekt

Im Gegensatz zur gezielten Analyse einzelner Bausteine machen es sich die Omics-Techniken zur Aufgabe, ein Gesamtbild zu vermitteln. Transkriptomics, Proteomics und Metabolomics stehen dabei für die Untersuchung möglichst aller RNA-Moleküle, Proteine und Stoffwechselprodukte eines Organismus. Im Projekt GMOmics wurden gentechnisch veränderte Sojapflanzen mit verschiedenen Omics-Verfahren auf mögliche unbeabsichtigte Stoffwechselveränderungen untersucht. So behandelt das Projekt primär die folgenden drei Forschungsfragen:

Welche Omics-Analysen sind dazu geeignet, Stoffwechselveränderungen in Folge gentechnischer Eingriffe umfassend zu identifizieren und wie lassen sie sich in die Risikobewertung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) integrieren?

Führen die konkreten gentechnischen Veränderungen der untersuchten Pflanzen (Soja mit Herbizid- und Insektenresistenz) zu unbeabsichtigten Effekten wie beispielsweise erhöhter Anfälligkeit gegenüber Umweltstress?

Können neue Eigenschaften indirekt zu Stoffwechselveränderungen führen (z. B. durch Behandlung mit dem Komplementärherbizid gegen das die Pflanze durch ihre gentechnische Veränderung resistent ist) und wie sind diese hinsichtlich ihres Risikos für Mensch, Natur und Umwelt zu bewerten?

Zunächst wurde auf Grundlage einer systematischen Literaturrecherche ein Multi-Omics-Konzepts zur umfassenden Untersuchung unbeabsichtigter Stoffwechselveränderungen in GVO entwickelt. Im nächsten Schritt wurden gentechnisch veränderte Sojasorten zusammen mit ihren nächstverwandten nicht-transgenen und weiteren Referenzsorten nach üblichen landwirtschaftlichen Verfahren angebaut und im Folgenden mittels Proteomics und Metabolomics analysiert. Zur Untersuchung unbeabsichtigter Stoffwechselveränderungen bei der Anwendung von Komplementärherbiziden wurden gentechnisch veränderte Sojasorten unter Gewächshausbedingungen angezogen und gespritzte sowie ungespritzte Pflanzen auf veränderte Genexpression und Herbizidrückstände untersucht. Zuletzt wurden gv-Pflanzen Komplementärherbiziden und Trockenstress ausgesetzt um mögliche kombinatorische Effekte und ihre Resilienz gegenüber Umweltstressoren zu untersuchen. Hierzu wurden die Pflanzen auf Veränderungen des Phänotyps, also ihrer äußeren Erscheinung, der Zusammensetzung der Proteine und Stoffwechselprodukte sowie Herbizidrückstände untersucht.

Ausblick

Die molekulare Biotechnologie erfährt z. Z. Entwicklungen, die noch vor 10 Jahren kaum vorstellbar waren. Angesichts immer komplexerer gentechnischer Veränderungen ist auch die GVO-Risikobewertung dringend auf Weiterentwicklungen angewiesen, profitiert gleichzeitig aber kaum vom technischen Fortschritt der Analytik. Im Projekt GMOmics werden einerseits Schritte für eine Anwendung zeitgemäßer Analytik in der GVO-Risikobewertung entwickelt, andererseits zeigt es Lücken auf, die es für eine internationale Umsetzung zu schließen gilt, wie mangelnde methodische Harmonisierung und fehlende Schwellenwerte.

Die Genexpressionsanalysen der ersten Publikation des Projekts liefern deutliche Hinweise auf gesteigerte Stressantwort in gv-Pflanzen, die mehrere Transgene tragen und die mit dem Komplementärherbizid behandelt wurden. Diese Transkriptomdaten werden in der Risikobewertung von GVO bereits berücksichtigt, die das BfN im Vollzug des Gentechnikgesetzes durchführt. Die Ergebnisse der verbleibenden Teilprojekte werden dieses Jahr vollständig in begutachteten Fachzeitschriften veröffentlicht.

Fachbetreuung im BfN

Dr. Friedrich Waßmann
0228 8491-1875
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