Goldener Scheckenfalter auf Trockenstandorten
Der Goldene Scheckenfalter (Euphydryas aurinia) auf Trockenstandorten in Deutschland
Hintergrund
Die Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und die Aufgabe extensiver Bewirtschaftung sind maßgeblich verantwortlich für die Biodiversitätsverluste der letzten Jahrzehnte. Für den Erhalt der Artenvielfalt sind daher der Schutz und die Wiederherstellung von Lebensräumen und die zielgerichtete Förderung von Arten mit besonderem Wert für den Naturschutz unerlässlich. Auf Trockenstandorten sind Lebensraumansprüche und Besiedlungs- und Extinktionsdynamik des Goldenen Scheckenfalters (Euphydryas aurinia) bisher noch weitestgehend unerforscht. Ebenso fehlen bislang Erkenntnisse zu einer möglichen Aussterbeschuld sowie Desynchronisation zwischen Falter und Wirtspflanze bei mitteleuropäischen Populationen der Art.
Projekt
Um die bestehenden Kenntnisdefizite zu beheben und ein Artenhilfsprogramm zu entwickeln, werden im Projekt daher auch wissenschaftliche Studien im Freiland durchgeführt. Es werden dabei die Einflüsse der Habitatqualität, Flächengröße und funktioneller Konnektivität und einer möglichen Aussterbeschuld und Desynchronisation für den langfristigen Fortbestand der Metapopulation des Goldenen Scheckenfalters ermittelt.
Im Projektgebiet, dem Niederwerdenfelser Land im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, bilden präalpine Kalkmagerrasen - sogenannte Buckelwiesen - den Lebensraum des Goldenen Scheckenfalters. Das Projektgebiet ist Teil eines der bundesweiten Hotspots der biologischen Vielfalt, dem Hotspot 2 „Ammergebirge, Niederwerdenfelser Land und Obere Isar“. Diese artenreichen Kalkmagerrasen haben jedoch im Laufe des letzten Jahrhunderts, ähnlich wie die Populationen des Goldenen Scheckenfalters, massive Verluste erlitten. Um den Goldenen Scheckenfalter zu fördern und einen einzigartigen Lebensraum langfristig zu erhalten, sollen daher mindestens zehn Hektar verbuschte bzw. aufgeforstete Buckelwiesen wiederhergestellt werden und in extensive Nutzung überführt werden. Dadurch wird neben der Flächengröße auch die Vernetzung der Lebensräume erhöht. Durch diese Maßnahmen profitieren neben der Zielart noch viele weitere, oft ebenfalls bedrohte Arten.
Zur ökologischen Evaluation der durchgeführten Maßnahmen sollen neben dem Goldenen Scheckenfalter auch andere Indikatorgruppen wie Gefäßpflanzen, Heuschrecken und Tagfalter untersucht werden. Für alle Taxa sowie die Wirtspflanzen des Goldenen Scheckenfalters wird der Ist-Zustand vor Beginn der Maßnahmen erhoben. Nach Durchführungen der Maßnahmen erfolgen in der Regel jährliche Wiederholungsuntersuchungen. Darüber hinaus wird eine Vielzahl an relevanten Umweltparametern erfasst. Alle Daten werden umfassend statistisch analysiert. Mithilfe der Ergebnisse soll gezeigt werden, wie die verschiedenen Taxa auf die Renaturierung der Buckelwiesen reagieren und wie schnell sie von dieser profitieren können.
Öffentlichkeitsarbeit und Artenhilfsprogramm – Nachhaltigkeit auf ökologischer und sozialer Ebene
Für die Erreichung der Projektziele ist eine hohe Akzeptanz der durchgeführten Maßnahmen wichtig. Die Menschen in der Region sind sehr mit ihrer Landschaft verbunden und die Gemeinden stark vom Tourismus abhängig. Die einschürige Mahd der Buckelwiesen, wie sie auch auf den Projektflächen durchgeführt werden soll, wird seit Generationen von der lokalen Bevölkerung umgesetzt. Dabei spielt zum einen der Vertragsnaturschutz eine wichtige Rolle. Zum anderen ist die Mahd der Buckelwiesen ein wichtiger Bestandteil der lokalen Tradition und somit ein weiterer Stützpfeiler des Naturschutzes. Um diese komplexen Zusammenhänge genauer zu entschlüsseln, soll eine sozio-ökonomische Evaluation der in diesem Projekt durchgeführten Naturschutzmaßnahmen erfolgen. Die Akzeptanz für die Maßnahmen, sowohl bei der lokalen Bevölkerung als auch bei Gästen der Region, soll durch eine Projekthomepage, Flyer, ein Booklet, Exkursionen und einen Workshop gestärkt werden. Zentraler Bestandteil des Projektes ist die Erarbeitung eines Artenhilfsprogramms, in dem das aktuelle Wissen zum Schutz des Goldenen Scheckfalters auf Trockenstandorten in Deutschland gebündelt werden soll.