Habitatmodellierung als Planungsgrundlage für den Artenschutz
Beschreibung
FKZ 3522150900
Hintergrund
Mit der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes im Jahr 2022 wurde die Umsetzung nationaler Artenhilfsprogramme (nAHP) insbesondere für die vom Ausbau Erneuerbarer Energien betroffenen Arten gesetzlich verankert. Durch die nAHP sollen Projekte zum dauerhaften Schutz von Arten und ihrer Lebensräume gefördert werden. Vor dem Hintergrund des flächendeckenden Ausbaus der Windenergie an Land sind kollisionsgefährdete Brutvögel wie z. B. Seeadler, Wiesenweihe oder Rotmilan wesentliche Zielarten für verstärkte Schutzanstrengungen. Um regionale Schutzprojekte wirksam zu bündeln, ist die fachliche Herleitung besonders geeigneter Gebiete für die Umsetzung von Maßnahmen eine wichtige Voraussetzung.
Projekt
Im Zentrum des Vorhabens „Habitatmodellierung zur Beschreibung von Konflikt- und Potenzialräumen für WEA-kollisionsgefährdete Brutvogelarten in Deutschland“ stand die Entwicklung von flächendeckenden Habitatmodellen, um sowohl kleinräumige Lebensraumansprüche als auch überregionale Verbreitungsmuster der relevanten Großvogelarten deutschlandweit abzubilden. Für die Modellberechnung wurden umfangreiche Standortdaten zu Brutvorkommen aus dem online-Portal ornitho.de, das vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) und seinen Mitgliedsverbänden betrieben wird, sowie den Datenbeständen der Bundesländer herangezogen. Die lokalen Habitateigenschaften wurden durch hochaufgelöste Umweltdaten beschrieben und damit Einflüsse der Landbedeckung und landwirtschaftlichen Nutzung, aber auch klimatische Einflüsse und Witterung auf die Artvorkommen berücksichtigt. Die Modellergebnisse beschreiben die wichtigsten Verbreitungsgebiete sowie potenziell geeignete Entwicklungsflächen der im Vorhaben betrachteten Vogelarten in Deutschland und stehen für weitere Auswertungen zur Verfügung. Durch einen Vergleich mit Planungskulissen und mit dem aktuellen Ausbaustand von Windenergieanlagen, können mögliche Beeinträchtigungen von Vorkommen und Habitat der betroffenen Arten besser bewertet werden.
Eine große Herausforderung für den Artenschutz in der Fläche und die Planung von Schutzmaßnahmen ist, dass die Kenntnisse über die Vorkommen von Arten zumeist sehr lückenhaft sind. Auch wenn Datensätze vorliegen, sind diese oft nicht überregional vergleichbar. Es fehlt daher an Informationen, in welchen Gebieten ein besonderer Fokus auf den Artenschutz gelegt werden muss, um den unterschiedlichen Gefährdungsfaktoren entgegenzuwirken. Durch die gesetzlichen Änderungen zur Beschleunigung des Ausbaus Erneuerbarer Energien liegt ein starker Fokus auf die im Bundesnaturschutzgesetz als kollisionsgefährdet an Windenergieanlagen festgeschriebenen Vogelarten. In dem Vorhaben wurden deutschlandweit die aktuellsten Vorkommensdaten für die relevanten Arten von verbandlicher und behördlicher Seite zusammengetragen und damit der bestmögliche Wissensstand gebündelt. Damit liegen jetzt sehr detaillierte und bundesweit vergleichbare Informationen über die Brutverbreitung und Lebensraumpräferenz von Arten wie Rotmilan, Seeadler, Uhu, Wiesenweihe und Weißstorch vor. Damit eine breite Nutzung der Ergebnisse erfolgen kann, wurden die methodische Herangehensweise sowie die Modellberechnung in einer Fachpublikation veröffentlicht und die Modellergebnisse als Datengrundlage online bereitgestellt.
Ausblick
Mit den im Vorhaben geschaffenen Grundlagen lassen sich artspezifische Schutzmaßnahmen gezielt steuern und im Rahmen des nationalen Artenhilfsprogramms effektive Schritte zum Schutz der Arten umsetzen. Durch die Identifizierung von prioritären Lebensräumen für den Artenschutz, kann das Vorhaben auch zu einem naturverträglicheren Ausbau der Windenergie beitragen. Im Kontext von Planungsprozessen können die vorliegenden Ergebnisse dabei helfen, Datenlücken an Standorten zu schließen, an denen keine aktuellen Informationen über das Vorkommen dieser Vogelarten verfügbar sind.