Machbarkeitsstudie Welterbe Grünes Band
Im Rahmen der Umsetzung des Welterbeübereinkommens im Bereich Naturerbe berät das BfN das BMUV und unterstützt die Länder bei der Vorbereitung von Nominierungen von Gebieten für die UNESCO-Welterbeliste. Dazu zählen auch Machbarkeitsstudien für potenzielle zukünftige Welterbenominierungen.
Im Zuge eines F+E Vorhabens wurde bewertet, inwiefern das Europäische Grüne Band das Potenzial besitzt als UNESCO-Welterbestätte anerkannt zu werden.
Beschreibung
Das Grüne Band
Das Grüne Band bezeichnet die historische Natur- und Kulturlandschaft entlang der ehemaligen innerdeutschen und mitteleuropäischen Grenze zwischen Ost und West, dem sogenannten Eisernen Vorhang. Durch die Abgeschiedenheit und geringe Nutzung im ehemaligen Grenzgebiet konnte sich die Natur ungestört entwickeln und ein besonderer Reichtum an größtenteils gefährdeten Spezies und Biotopen erhalten bleiben. Darüber hinaus stellen Überreste der ehemaligen Grenzbefestigung historische Kulturdenkmäler des Kalten Krieges und der einstigen Ost-West-Trennung dar.
Machbarkeitsstudie
Eine Machbarkeitsstudie durchgeführt vom Institut für Landespflege der Universität Freiburg und Agrathear für Strategische Landnutzung untersuchte basierend auf den Vorgaben der Durchführungsrichtlinien des Welterbeübereinkommens die herausragenden Natur- und Kulturwerte und die damit verknüpften Gebiete des Grünen Bandes in Deutschland und Europa und verglich das Grüne Band global mit ähnlichen Stätten. Untersucht wurden der mögliche herausragende, universelle Wert, die möglichen Nominierungskriterien, der Status der Integrität (Erhaltungszustand und Naturnähe) und Authentizität sowie Schutz- und Managementmechanismen einer möglichen Welterbestätte.
Ergebnisse
Das Vorhaben kommt zum Ergebnis, dass eine Welterbenominierung nur im Rahmen komplexer Nominierungsszenarien realisierbar wäre, die jeweils einen umfassenden multinationalen Koordinierungsrahmen unter Beteiligung mehrerer europäischer Staaten und die Unterstützung durch weitere Forschungsarbeiten bedürften. Eine Nominierung des deutschen Grünen Bandes allein ist nicht realisierbar, da eine solche die Kriterien für eine Nominierung nicht erfüllen würde.
Die Studie formulierte zwei mögliche Nominierungsszenarien (A und B), die jeweils als grenzübergreifende serielle Nominierung ausgearbeitet wurden (d.h. Beteiligung mehrerer Staaten mit räumlich getrennten Komponenten). Wie auch das Europäische Grüne Band, sind die entwickelten Szenarien stark durch das Grenzsystem des Kalten Krieges und die entstandenen Effekte für die Natur geprägt.
Die Ergebnisse des Vorhabens machen deutlich, dass eine Nominierung des Grünen Bandes aus naturschutzpolitischer Sicht nur unter Berücksichtigung von Naturerbekriterien sinnvoll ist (Szenario A, Nominierung als gemischte Stätte unter Kultur- und Naturerbekriterien). Bei einer Nominierung ausschließlich unter Kulturerbekriterien (Szenario B) muss erwartet werden, dass Naturschutzziele von Zielen des Kulturerbeerhalts überlagert werden. Eine Nominierung unter Szenario A würde einen komplexen multinationalen Nominierungsprozess in Abstimmung mit Akteuren des Kulturerbeschutzes erfordern.
Zwingende Voraussetzung für eine Nominierung ist die Aufnahme einer geplanten Stätte in die nationale Vorschlagsliste (Tentativliste) aller betreffenden Staaten. Der Prozess zur Aufstellung der Tentativliste läuft aktuell.