MARA – Margaritifera Restoration Alliance
MARA – Margaritifera Restoration Alliance
Hintergrund
Die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) ist hochspezialisiert auf saubere, kalkarme und sommerkühle Fließgewässer. Dadurch reagiert sie besonders sensibel auf Beeinträchtigungen ihres Lebensraums durch Nährstoff-, Schadstoff- oder Sedimenteinträge, Uferverbau oder Gewässerbegradigung. Auch höhere Wassertemperaturen und extreme Wasserstände in Folge des Klimawandels machen ihr zu schaffen. Die Flussperlmuschel ist trotz bisheriger Schutzbemühungen und erster Schutzerfolge laut Roter Liste (2011) bundesweit sehr selten und vom Aussterben bedroht. Aufgrund der seit Jahrzehnten mangelhaften Verjüngung sind die heutigen Bestände nicht nur klein, sondern auch stark überaltert, eine natürliche Fortpflanzung findet kaum statt.
Projekt
Im MARA-Projekt wird die Flussperlmuschel durch eine Kombination aus Nachzucht und Besatz sowie durch Habitataufwertungen gefördert. Das Vorhaben bringt alle regionalen Initiativen zum Flussperlmuschelschutz bundesweit zusammen und fördert in großem Maßstab die verbleibenden Bestände der Zielart in Deutschland. MARA ist ein Verbundprojekt, das von sieben Partnern in drei Bundesländern (Bayern, Nordrhein-Westfalen, Sachsen) durchgeführt wird. Die Technischen Universitäten in Dresden und München sind ebenso beteiligt wie der Landkreis Passau als Vertreter einer Trägergemeinschaft und Verbundkoordinator, der Bund Naturschutz in Bayern (Kreisgruppe Hof), die Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, die Biologische Station Aachen und der Vogtlandkreis. Begleitend wird ein internationales Netzwerk für den Flussperlmuschelschutz aufgebaut.
Förderung von Jungmuscheln
Flussperlmuscheln verbringen einen Teil ihres Lebenszyklus als Glochidien an den Kiemen ihres Wirtsfisches, der Bachforelle. Eine erfolgreiche Nachzucht der Muscheln kann daher nur zusammen mit der Bachforelle gelingen, die im Projekt ebenfalls gefördert wird. Im MARA-Projekt wird auf Vorerfahrungen aus Vorgängerprojekten aufgebaut. Alle vier regionalen Nachzuchtprogramme werden auf Bundesebene miteinander vernetzt und weitergeführt. Das bundesweit einzige Gewässer mit selbsterhaltenden Beständen der Zielart befindet sich derzeit in Niedersachsen. Dort finden deshalb auch begleitende Untersuchungen statt, ohne dass dort Maßnahmen umgesetzt werden.
Basierend auf genetischen Begleituntersuchungen aller Populationen wird sichergestellt, dass alle im Bundesgebiet vorhandenen genetischen Linien erhalten werden; hierzu werden auch Zuchtbücher etabliert. Die nachgezüchteten Jungmuscheln werden nach mehrjähriger Betreuung in geeigneten Gewässern ausgesetzt. Um festzustellen, welche Gewässer sich für die Auswilderung der Jungmuscheln eignen, wird ein „Entscheidungshilfe-Werkzeug“ angewendet und weiterentwickelt, das im Rahmen des Vorgängerprojektes "ArKoNaVera" entwickelt und bislang nur beispielhaft für ein Gewässer in Sachsen erprobt wurde.
Wiederherstellung geeigneter Jungmuschellebensräume
Die Flussperlmuschel hat eine Indikatorfunktion für sauberes Wasser und wirkt durch die vielfältigen Wechselwirkungen mit anderen Arten und angrenzenden terrestrischen Lebensräumen als Schirmart, von deren Schutz etliche weitere Arten profitieren, darunter auch Verantwortungsarten wie der Huchen – auch Donaulachs genannt – oder die Nase, ein Karpfenfisch der Fließgewässer. Neben strukturellen Aufwertungen der Zielgewässer soll im Projekt vor allem über eine verbesserte Wasserspeicherung in der Fläche die Resilienz der Gewässersysteme gegenüber dem Klimawandel erhöht, die Sediment- und Stoffeinträge minimiert und die Nahrungszufuhr für die Muscheln verbessert werden. Alle Maßnahmen werden durch eine fortlaufende Evaluation sowie eine breit angelegte Öffentlichkeitsarbeit flankiert.
Einbindung der Landwirtschaft
Beispielhaft werden verschiedene landwirtschaftliche Nutzungsänderungen zur muschelgerechten Aufwertung eines Wassereinzugsgebietes erprobt und hinsichtlich ihrer Kosten und ihres Nutzens evaluiert. Neben der ökologischen Wirksamkeit werden dabei auch die Auswirkungen auf Betriebsabläufe und landwirtschaftliche Erträge herausgearbeitet. Es werden Workshops zur Information von Landbewirtschaftenden über muschelgerechte Best-Practice-Methoden durchgeführt und ein Handbuch erstellt, das die Maßnahmen und Fördermöglichkeiten aufzeigt.