Öffnet eine externe Seite Link zur Startseite

Bundesamt für Naturschutz

Nachhaltigkeit im globalen Handel mit Wildpflanzen: Die Rolle und Handlungsmöglichkeiten deutscher Marktteilnehmer und Konsumenten

Nutzung und Planung
Mensch und Natur
Internationale Projekte
Wesentlich mehr pflanzliche Inhaltsstoffe in Produkten unseres Alltags entstammen der Besammlung wildwachsender Pflanzen als weitläufig angenommen, oft verbunden mit Problemen bezüglich der biologischen und sozialen Nachhaltigkeit. Wie können Unternehmen, Handel, Konsumenten, Behörden und andere Akteure zusammenarbeiten, um mehr Nachhaltigkeit in den Wertschöpfungsketten wildgeernteter Pflanzenarten zu erreichen?
Inhaltliche Schwerpunkte
Naturverträglicher Konsum
Nachhaltige Nutzung
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 1.2 Botanischer Artenschutz
Laufzeit
01.05.2022 - 15.11.2024
Finanzvolumen
183.726 €
Ein Mann sammelt wilde Brennnesseln in Georgien.
Wildsammlung von Brennnesseln (Urtica spec.) in Georgien

Beschreibung

Hintergrund

Der globale Handel mit Medizinal- und Aromapflanzen (MAP) hat sich in den letzten zehn Jahren verdreifacht. Deutschland ist eines der wichtigsten Länder im weltweiten Handel, der Verarbeitung und dem Konsum von MAP und trägt damit eine hohe Verantwortung für die Erhaltung und nachhaltige Nutzung dieser natürlichen Ressourcen.

Viele MAP-Rohstoffe werden aus Besammlung wilder Bestände gewonnen, was Konsument*innen und teils auch Akteur*innen entlang der Produktketten oft nicht bewusst ist. Die Herkunft der Pflanzenbestandteile entlang komplexer Lieferketten ist oft schwer nachzuvollziehen. Wildsammlungen müssen dabei nicht problematisch sein, sondern können in nachhaltiger Form sogar zum Erhalt der Arten und Lebensräume und damit der Lebensgrundlagen der an der Sammlung beteiligten Menschen beitragen. Sowohl die Probleme und Risiken, die aus der Nutzung wilder MAP entstehen können, als auch mögliche Chancen und Lösungen sind öffentlich bislang wenig bekannt.

Projekt

Das Ziel des Projektes ist es, ein besseres Verständnis der Beschaffung, des Handels und der Nutzung von MAP-Rohstoffen für die verarbeitende Industrie und den Markt in Deutschland zu gewinnen. Wichtige Akteur*innen entlang der Wertschöpfungsketten sollen identifiziert werden und in Interaktion mit ihnen und Vertreter*innen weiterer Markteilnehmer*innen Strategien, Informationsangebote und Entscheidungshilfen entwickelt werden, um MAP-Wertschöpfungsketten nachhaltiger, fairer und transparenter zu gestalten und gesellschaftliches Bewusstsein für Produkte aus wildgesammelten MAP zu bilden. Viele Unternehmen, die wildgesammelte Pflanzen verwenden, investieren noch nicht in entsprechende Nachhaltigkeitsmaßnahmen oder lassen die Rohstoffbeschaffung und Produkte bislang nicht zertifizieren. Die bewusste Nachfrage nach nachhaltig gesammelten Wildpflanzen im Handel, z.B. nach zertifizierten Produkten, ist auf dem MAP-Markt im Vergleich zu vergleichbaren Sektoren noch unterrepräsentiert. Oft fehlt es im gesellschaftlichen Diskurs an Bewusstsein über die Auswirkung der Wildsammlung auf den Erhalt der Arten und die damit verbundenen sozialen Risiken und Chancen.

In der ersten Phase des Projekts wird eine Analyse der Produktketten und des MAP-Markts durchgeführt und veröffentlicht und die wichtigsten Stakeholder und Ansprechpartner*innen in Deutschland identifiziert. Auf Basis dieser Studie wird ein „Runder Tisch“ mit relevanten Akteur*innen und Stakeholdern organisiert, der im Juni 2024 stattfinden soll. In diesem Treffen werden ungeklärte Fragen zur Beschaffung und zum Handel mit MAP, sowie die Bedürfnisse der Industrie, des Handels, Verbraucherorganisationen und anderen Zielgruppen in Hinblick auf Nachhaltigkeitsaspekte diskutiert.

Das Treffen wird eine Grundlage zur Erarbeitung von Handlungs- und Kommunikationsstrategien und für die Erstellung von Informationsmaterial und möglicherweise begleitender Öffentlichkeitsarbeit schaffen, was für die letzte Phase des Projektes vorgesehen ist. Die Handlungsangebote und Informationsmaterialien sollen das gesellschaftliche Verständnis von der Bedeutung von wild gesammelten Pflanzen verbessern und die relevanten Akteur*innen am deutschen Markt dazu befähigen, sich für mehr Nachhaltigkeit in den Wertschöpfungsketten einzusetzen.

Ausblick

Das Vorhaben wird u.a. die Ergebnisse des 2019 von TRAFFIC durchgeführten Projekts "Zertifizierungssysteme bei der internationalen Umsetzung des CITES-Übereinkommens für Pflanzenarten" aufgreifen, erweitern und bei deren Umsetzung helfen. Die Ergebnisse des aktuellen Projekts sollen dazu beitragen, Unternehmens- und Verbraucheraktionen zugunsten von MAP im Handel zu fördern und zu unterstützen. Nur durch ein Bewusstsein für Produkte aus wildgesammelten MAP, und die Risiken und Chancen durch die Wildsammlung können Verbraucher*innen und Unternehmen gezielt nachhaltig erzeugte Produkten nachfragen und so den Erhalt dieser wertvollen natürlichen Ressourcen und ihrer Lebensräume fördern und für faire Arbeitsbedingungen bei den Sammlergemeinschaften sorgen.

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV)
Zurück nach oben