Naturerlebnispfad „Biologische Vielfalt und Heimatgeschichte“


Naturerlebnispfad „Biologische Vielfalt und Heimatgeschichte“ in der bilingualen Oberlausitz
Hintergrund
Die biologische Vielfalt in der nördlichen Oberlausitz ist sehr hoch, weil es sich um eine historische Kulturlandschaft mit vielfältigen und großflächigen Lebensräumen handelt, die eine hohe Artenvielfalt aufweisen (Hotspot 20). Die Inkulturnahme der grundwassergeprägten Talsandebenen und trockenheitsgefährdeten Dünenzüge begann relativ spät und war schwieriger als in den meisten anderen Regionen Mitteleuropas. Sie wurde im dortigen sorbischen Siedlungsgebiet durch viele gesellschaftliche und politische Umbrüche unterbrochen. Heute prägen lichte Kiefernwälder, offene Heiden, zahlreiche Stillgewässer und ausgedehnte Agrarfluren das Landschaftsbild der dünnbesiedelten und gering zerschnittenen Teichlausitz im kontinentalen Nordosten Sachsens.
Projekt
Zwischen den vier Ortsteilen der Gemeinde Kreba-Neudorf wurde ein deutsch-sorbischer Naturerlebnispfad, der die biologische Vielfalt der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft im Kontext mit der lokalen Heimatgeschichte deutlich macht, geplant und realisiert.
Aufgeteilt in drei Rundwege durchquert der Pfad auf 14 Kilometer sieben verschiedene Lebensräume, die vorwiegend durch historische Nutzungen geprägt wurden. Ihnen ist jeweils ein Themenpfad gewidmet: Teich-, Feld-, Dorf- und Parkpfad sowie Wald-, Wiesen und Flusspfad. Die letzten drei Themenpfade wurden zusammen mit dem Biosphärenreservat verwirklicht.
Lebendig werden diese durch historische Figuren, wie den Hammer- oder den Teichmeister, die die Kulturbiotope in den letzten 600 Jahren geprägt haben. Sie begleiten die Besucher/innen als lebensgroße Wegeleitfiguren und erzählen von der traditionellen Bewirtschaftung und Artenvielfalt der Lebensräume einst und jetzt. Die Kinder werden von typischen Tieren der jeweiligen Lebensräume begleitet, die sie auch unterwegs als Sitzfiguren wiederfinden können.
Ein Teil der Pfade sowie die 14 interaktiven Stationen, die 40 deutsch-sorbischen Tafeln und die 12 Rastplätze konnten bereits barrierefrei gestaltet werden, so dass sie uneingeschränkt von allen Einheimischen und Gästen genutzt werden können.
Für fremdsprachige Gäste gibt es neben dem deutschen und dem sorbischen Faltblatt auch je eins in Tschechisch, Polnisch, Ukrainisch und Englisch. Pfadbegleitend können Kinder und Jugendliche ein motivierendes Rätselheft und Erwachsene ein Begleitheft mit Hintergrundwissen nutzen. Zusätzlich wurden eine Web-Anwendung für Mobilgeräte und eine Internetseite entwickelt, die Dank öffentlich zugänglicher Internetverbindung auch vor Ort an den Eingangstafeln geladen werden können.
Einzigartig für diesen familienfreundlichen Naturerlebnispfad ist neben der Mehrsprachigkeit und Barrierefreiheit, die Themenfülle: Biologische Vielfalt wird im Wandel der teich-, land- und forstwirtschaftlichen Nutzungsgeschichte gezeigt, aber auch im Lichte von traditioneller Rohstoff- und Energienutzung sowie historischem Siedlungs- und Wasserbau. Somit eignet er sich auch für Schul- und allgemeine Bildungsprojekte zur Nachhaltigen Entwicklung (BNE).
Das Gesamtprojekt ist eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Kreba-Neudorf, der kleinsten Kommune im Landkreis Görlitz, dem UNESCO-Biosphärenreservat „Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft“ als Großschutzgebiet des Freistaates Sachsen und dem Bundesamt für Naturschutz. Neben den Fördermitteln aus dem Bundesprogramm Biologische Vielfalt kamen auch EU-Gelder aus dem Leader-Programm zum Einsatz. An der Realisierung wirkten unmittelbar 9 Fachleute, 4 Grafiker/innen, 11 Übersetzer/innen, 9 regionale Firmen, etliche Ortsvereine und zig Freiwillige mit.