Naturschutzzusammenarbeit mit Äthiopien
Beschreibung
Hintergrund
Äthiopien ist Teil von zwei Biodiversitäts-Hotspots von globaler Bedeutung: dem Östlichen Afromontan und dem Horn von Afrika. Zudem stellt Äthiopien eins von weltweit acht Gen-zentren dar. Eine wirtschaftlich besonders wichtige endemische Art ist der in den Bergregenwäldern wild vorkommende Coffea arabica. Wildkaffee wird nicht nur lokal und global konsumiert, sondern er ist auch eine wichtige züchterische Grundlage für neue Kaffeesorten. Da die Waldflächen Äthiopiens jedoch inzwischen auf weniger als 3% der Landesfläche reduziert wurden, sind auch die Wildkaffeepopulationen stark gefährdet.
Von der Forschung zur Umsetzung
Das BfN hat über mehrere Jahre verschiedene Aktivitäten in Äthiopien unterstützt um den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wildkaffee zu fördern. Die Prüfung der Voraussetzungen für die Einrichtung von Biosphärenreservaten in Äthiopien durch eine eingerichtete Task Force zeigte, dass die Einrichtung von Biosphärenreservaten mit Schutz-, Puffer- und Entwicklungszonen einen Beitrag zum Schutz und zur nachhaltigen Nutzung von Wildkaffee leisten könnte. Dafür boten sich zwei Regionen im Südwesten des Landes an.
Um Kapazitäten bei der Planung eines Biosphärenreservates zu schaffen, führten das BfN und das Environment and Coffee Forest Forum (ECFF) einen Workshop zur Landschaftsplanung durch, welche sich in Deutschland als ein geeignetes Instrumentarium zur Unterstützung von Planungs- und Managementprozessen für Biosphärenreservate erwiesen hatte.
Bei einer weiteren hochrangig besetzten Veranstaltung sprachen sich wichtige politische Entscheidungsträger für die Nominierung von Biosphärenreservaten zum Schutz der Kaffeewälder aus. Während der Veranstaltung konnten durch den Austausch mit Vertretern anderer afrikanischer Biosphärenreservate auch wichtige Details diskutiert werden, wie z. B. legale Voraussetzungen oder der Aufbau einer effizienten Verwaltung.
Bewusstseinsbildung
Um ein landesweites Bewusstsein bei der Bevölkerung für den Erhalt der „nationalen Ressource Wildkaffee“ zu schaffen, unterstützte das BfN u.a auch einen Schulwettbewerb. Schüler aus den Wildkaffeegebieten verfassten Lieder und Gedichte und malten Bilder, welche die Bedeutung des Wildkaffees für die lokale Bevölkerung und die Notwendigkeit des Schutzes der Wälder zeigten. Diese wurden auch in Funk, Fernsehen und Printmedien veröffentlicht. Dabei kam lokales Wissen zu nachhaltigen Managementstrategien zum Vorschein, das auch den Forschern bisher nicht bekannt war.
Ausweisung von Biosphärenreservaten in Äthiopien
Der Internationale Koordinierungsrat (ICC) des UNESCO-Programms "Der Mensch und die Biosphäre" (MAB) nahm im Jahr 2010 die ersten beiden äthiopischen Gebiete in das Weltnetz der Biosphärenreservate auf: Yayu und Kafa. Beide haben zum Ziel, den Kaffeewald in ihre Kernzonen zu schützen und zu einer nachhaltigen Entwicklung der Region beizutragen. 2012 wurde das Waldgebiet Sheka als drittes äthiopisches Biosphärenreservat von der UNESCO anerkannt.
2015 kam ein Biosphärenreservat im Tanaseegebiet hinzu. Das Tanaseegebiet gehört zu den Schlüsselgebieten der biologischen Vielfalt im Östlichen Afromontan und beherbergt die nördlichsten Wildkaffeevorkommen. Das Gebiet wurde von nationalen und internationalen Experten 2010 als potenzielles Biosphärenreservat erkannt, was von der Michael Succow Stiftung 2011 in einer umfangreichen Machbarkeitsstudie belegt wurde. Gemeinsam mit dem NABU koordinierte die Stiftung 2012-15 den Aufbau eines neuen Biosphärenreservats Tanasee, gefördert aus Mitteln des BMZ und des BMUV.
Etablierung der Managementstrukturen, Unterstützung der Kleinbauern und Klimaschutz-Förderung
Weiterhin förderte das BfN von 2012-14 ein Projekt von ECFF, MELCA und Ecopia in den Biosphärenreservaten Yayu und Sheka. Dabei wurden Naturschutzanliegen in nachhaltige Nutzungsweisen von Nichtholzprodukten aus Wäldern (z. B. Kaffee, Honig, Gewürze, Heilpflanzen) durch optimiertes Biosphärenreservatsmanagement integriert sowie Schulungsmaßnahmen zur Steigerung des wirtschaftlichen Ertrags für die dort ansässigen Kleinbauern durchgeführt. Zu den Projektzielen gehörten die Etablierung/Optimierung der Managementstrukturen sowie Vorbereitungen zur Erarbeitung der Managementpläne für die Biosphärenreservate, die Etablierung von Genossenschaften und Entwicklung von Geschäftsplänen für die Erzeuger von Nichtholzprodukten aus Wäldern, die Einrichtung von Lager- und Verarbeitungsstätten für Bio-Produkte aus den Biosphärenreservaten sowie deren Marketing durch Zertifizierung, Labelling und optimierten Marktzugang.
Zudem förderte das BMUV von 2009-13 im Rahmen der Internationalen Klimaschutzinitiative ein Projekt von NABU und äthiopischen Organisationen im Biosphärenreservat Kafa zum Erhalt der Wildkaffeewälder als Kohlenstoffspeicher. Daran anschließend lief von 2014-2017 ein ebenfalls vom NABU durchgeführtes Projekt zu gemeindebasierten Schutzkonzepten für die Ursprungsregion des Wildkaffees.
Ökotourismus-Entwicklung in südwestäthiopischen Biosphärenreservaten
Ziel dieses Projekts von 2015-2017 war die konzeptionelle Entwicklung von gemeindebasiertem Ökotourismus in den beiden Biosphärenreservate Sheka und Yayu sowie im potenziellen Biosphärenreservat Gambella und deren touristische Vernetzung und gemeinsame Vermarktung mit dem touristisch bereits weiter entwickelten Biosphärenreservat Kafa. Das Projekt umfasste die Entwicklung, Erprobung und Vermarktung von Tourismusinfrastruktur und Tourismusprodukten, den Aufbau nötiger Kapazitäten bei der einheimischen Bevölkerung und die Etablierung von gemeindebasierten Management- und Governance-Strukturen. Das Projekt wurde von Ecopia mit Sitz in Addis Abeba umgesetzt.