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Bundesamt für Naturschutz

Naturwälder im Wispertaunus

Gebiete und Lebensräume
Land- und Forstwirtschaft
Biologische Vielfalt
Naturschutzgroßprojekt
Planung eines Verbunds von unbewirtschafteten Wäldern mit eigendynamischer Entwicklung.
Projektregionen
Europa
Bundesland
Hessen
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 2.6 Waldnaturschutz und nachhaltige Waldbewirtschaftung
Laufzeit
01.10.2023 – 30.06.2026
Fläche in Hektar
Projektbezogener Planungsraum: 7.678  ha
Lage
Südhessen im Rheingau-Taunus-Kreis (Geisenheim, Lorch a.R., Oestrich-Winkel, Heidenrod)
Finanzvolumen
1.187.710  €
Die Aufnahme zeigt Waldlandschaft mit Blick ins Wispertal
Blick ins Wispertal

Beschreibung

FKZ: 3521000300

Hintergrund

Der Wispertaunus gehört zum größten unzerschnittenen Waldgebiet Hessens und zeichnet sich durch ausgedehnte, geschlossene Laubmischwälder aus, welche eine Vielzahl von schutzwürdigen Lebensräumen und Arten beherbergen. In sogenannten Naturwaldentwicklungsflächen (NWE) entwickelt sich bereits heute ein Teil jener Wälder weitgehend ohne menschliche Eingriffe. Durch die geplante Erweiterung und Vernetzung der vorhandenen NWE-Flächen im Wispertaunus leistet das Naturschutzgroßprojekt einen Beitrag zur Umsetzung der Naturwald- und  Wildnisziele der Bundesregierung aus dem Jahr 2007, nach welchen auf fünf Prozent der bundesweiten Waldfläche und zwei Prozent der Landesfläche eine eigendynamische, ungelenkte Entwicklung der Natur zugelassen werden soll.

Projekt

Im Planungsraum befinden sich derzeit rund 1.800 Hektar an staatlichen NWE-Flächen, darunter die NWE-Fläche „Weißenturm“, welche zu den größten NWE-Gebieten Deutschlands zählt. Durch die geplante Vergrößerung, Vernetzung und dauerhafte Sicherung der Naturwaldbereiche sollen geeignete Habitate für Arten entstehen, die auf Alt- und Totholzstrukturen angewiesen sind, als störungsempfindlich gelten oder ein ausgeprägtes Wanderverhalten zeigen.

Der Wispertaunus mit seinen tief eingeschnittenen Bachläufen, unterschiedlichen Höhenstufen (80 – 538 Meter ü NN) und vielfältigen Lebensräumen bietet hierfür optimale Voraussetzungen. Der Planungsraum weist einen Waldanteil von über 90 Prozent auf, ist wenig zerschnitten durch bspw. Autobahnen oder Bundesstraßen und insgesamt relativ siedlungsarm. Bei den Wäldern handelt es sich weit überwiegend um Laubmischwälder, vorrangig mit Buche und Eiche. Dabei liegen sowohl der Anteil an Laubmischwäldern (80 Prozent) als auch der Anteil älterer Waldkomplexe (1.700 Hektar älter als 120 Jahre, davon 700 Hektar älter als 160 Jahre) über dem Bundesdurchschnitt. Neben verschiedenen Buchenwaldgesellschaften (u. a. Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwälder) und den mosaikartig eingestreuten Traubeneichenwäldern finden sich im Planungsraum kleinräumig auch Schlucht- und Hangmischwälder, Auenwälder, Labkraut-Eichen-Hainbuchenwälder sowie als Besonderheit der Region Silikatfelsen mit Felsspaltenvegetation und kieselhaltige Schutthalden. Die Baumartenausstattung kann als weitgehend naturnah oder sogar sehr naturnah bewertet werden. Der geplante Naturwaldverbund könnte dadurch insbesondere zum Schluss von naturschutzfachlichen Lücken im bundesweiten NWE-Netzwerk genutzt werden, da auf Bundesebene die Standorte von nährstoffarmen, bodensauren Buchenwäldern sowie von trocken-warmen Eichen-Hainbuchenwäldern bislang unterrepräsentiert sind. Weiterhin spielt die weitläufige Waldlandschaft des Wispertaunus eine wichtige Rolle für den nationalen Biotopverbund.

Faunistisch hebt sich die Mittelgebirgslandschaft des Wispertaunus durch eine Vielzahl von Verantwortungsarten und streng geschützten Arten wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander, Schwarzstorch, Wildkatze und Mittelspecht hervor. Die Bechsteinfledermaus, welche an alte Waldökosysteme gebunden ist, weist in der Region sogar ein bundesweites Populationszentrum auf. In bzw. entlang der naturnahen Bachläufe gibt es weiterhin Vorkommen von Groppe, Feuersalamander, zweigestreifter Quelljungfer, Wasseramsel und der bedrohten Fischart Schneider.

Ausblick

Ziel des Naturschutzgroßprojektes ist es, einen eigentumsübergreifenden Naturwaldverbund zu etablieren, welcher die vorhandenen NWE-Gebiete im Staatswald durch neue Flächen im Kommunalwald ergänzt, in denen fortan die forstliche Nutzung, aber auch pflegerische Maßnahmen des Naturschutzes dauerhaft unterbleiben. Darüber hinaus sollen integrative Naturschutzmaßnahmen im Wirtschaftswald sowie Wiederherstellungsmaßnahmen an den Waldbächen durchgeführt werden. Im Projekt I gilt es zunächst, einen umfassenden Pflege- und Entwicklungsplan zu erstellen, welcher die in Projekt II umzusetzenden Maßnahmen auf Basis fachlicher Konzepte und sozioökonomischer Gutachten ausarbeitet. Hierunter fallen u. a. Fachkonzepte für die Besucherlenkung und das Wildtiermanagement. 

Zuwendung (bestimmt) für

Zoologische Gesellschaft Frankfurt von 1858 e.V.
Bernhard-Grzimek-Allee 1, 60316 Frankfurt
069 943446-0

Förderung durch

Bundesamt für Naturschutz mit Fördermitteln des Bundesministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Land Hessen und Zoologische Gesellschaft Frankfurt e.V.

Kontakt im BfN

Claudia Steinacker
Wissenschaftliche Mitarbeiterin FG II 2.6 Waldnaturschutz und nachhaltige Waldbewirtschaftung
0228 8491-1854
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