PROCEED – Nachzucht der Europäischen Auster
PROCEED – Nachzucht der Europäischen Auster für eine Wiederansiedlung in der deutschen Nordsee
Hintergrund
Als Schlüsselart mit besonderer ökologischer Funktion spielte die Europäische Auster (Ostrea edulis) früher eine wichtige Rolle im Ökosystem der Nordsee. Austernriffe sind oft Hotspots der biologischen Vielfalt, zudem verbessern sie durch ihre enorme Filtrationsleistung die Wasserqualität. Doch Wildbestände unserer heimischen Auster sind innerhalb ihres europäischen Verbreitungsgebietes inzwischen rar, und die wenigen vorhandenen sind stark gefährdet. In der deutschen Nordsee gilt die ehemals weit verbreitete Europäische Auster seit Mitte des 20. Jahrhunderts durch Überfischung bis auf einzelne Funde als „funktionell“ ausgestorben, das heißt, es gibt keinen eigen-reproduktiven Bestand mehr.
Auf Basis einer 2014 im Auftrag des BfN erstellten Machbarkeitsstudie werden seit 2016 im E+E-Vorhaben „RESTORE“ vom Alfred-Wegner-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in enger Zusammenarbeit mit der BfN-Abteilung „Meeresnaturschutz“ Methoden zum nachhaltigen Wiederaufbau eines Austernbestandes in der deutschen Nordsee entwickelt und im Meer getestet. In diesem Vorhaben wurde deutlich, dass es einen offensichtlichen Mangel an Bezugsquellen für Saataustern gibt. In Europa gibt es keine Zuchtanlage, die schwerpunktmäßig heimische Austern produziert. Genau hier setzt das vorliegende Bundesprogramm-Projekt an.
Projekt
Im Projekt soll auf Helgoland eine Zuchtanlage für die Europäische Auster aufgebaut werden. Diese Anlage wird benötigt, um in großem Maßstab junge Austern („Saataustern“) für eine spätere Wiederansiedlung in der deutschen Nordsee zu produzieren.
Wie im Bundesprogramm Biologische Vielfalt üblich, wird auch großer Wert auf Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit gelegt. Durch die Entwicklung von Lehrmaterialien, Ausstellungen für Besuchende der Region und einer Wissensplattform zur ökologischen Funktion der Auster und ihren Ökosystemleistungen findet ein intensiver Wissenstransfer in die Öffentlichkeit statt und soll das Bewusstsein für diese einst weit verbreitete und ökologisch wertvolle heimische Art geschärft werden.
Weil die Bemühungen zum Schutz der Europäischen Auster nur gemeinsam mit anderen europäischen Partnern gelingen können, wird im Rahmen des Projektes ein von BfN und AWI gemeinschaftlich angestoßenes, europäisches Netzwerk zur ökologischen Stärkung der heimischen Austernart und der Lebensgemeinschaft Austernriff (Native Oyster Restoration Alliance - NORA) aktiv begleitet, unterstützt und ausgebaut.
Die Voruntersuchung des E+E-Vorhabens „RESTORE“ läuft noch bis 3/2019. Von der Voruntersuchung ist ein nahtloser Übergang in das Hauptvorhaben angestrebt. Dieses wird sich mit der großflächigen Wiederansiedlung der Europäischen Auster an verschiedenen Standorten im Freiland befassen. Es ist geplant, dass hierfür die im vorliegenden Projekt „PROCEED“ gewonnenen Saataustern verwendet werden.