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Bundesamt für Naturschutz

Retrospektive Datenanalysen und Wiederholungskartierungen lokaler Heuschreckenbestände als Ergänzung zum Insektenmonitoring

Monitoring
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben
Trotz wichtiger Fortschritte in der Hebung und Analyse von Altdaten sowie der Neuentwicklung eines bundesweit standardisierten Insektenmonitorings mangelt es an Erkenntnissen zu den langfristigen Veränderungen vieler Insektenarten und der Insektengemeinschaften in Deutschland. Ziel dieses Vorhabens ist es, das Potenzial von Wiederholungskartierungen und retrospektiven Datenauswertungen für das bundesweite Insektenmonitoring am Beispiel der Heuschrecken zu analysieren, um dieses zukünftig besser ausschöpfen zu können. Dabei werden auch Aussagen über die Veränderung der Heuschreckengemeinschaften in unterschiedlichen Grünlandtypen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten erarbeitet.
Projektregionen
Europa
Zuständiges Fachgebiet
Fachgebiet II 1.4 Bundesweites Biodiversitätsmonitoring und marines Monitoring
Laufzeit
01.10.2022 - 31.12.2025
Lage
Deutschland
Felix Helbing beim Kescherfang von Zikaden im Kaiserstuhl.
Felix Helbing beim Kescherfang von Zikaden im Kaiserstuhl

Beschreibung

FKZ 3522810700

Hintergrund

In Reaktion auf die Ergebnisse verschiedener Studien, welche einen Rückgang der Artenvielfalt und der Häufigkeit vieler Insektenarten u.a. in Deutschland belegen, entwickelt und erprobt das BfN in enger Zusammenarbeit mit den Naturschutzfachbehörden der Länder ein bundesweites Insektenmonitoring. Mit dem Monitoringprogramm sollen häufige und seltene Insekten in Deutschland einheitlich, systematisch und regelmäßig erfasst werden. Diese Erfassungen ermöglichen in Zukunft bundesweit gültige Aussagen zu Zustand und Entwicklung der Insektenfauna und bieten die Basis für weitergehende Analysen. Derzeit fehlt es jedoch an systematischen Erkenntnissen zu den historischen Veränderungen von Insektengemeinschaften in ganz Deutschland. Zwar existieren diverse Altdatensätze aus historischen Insektenerfassungen, doch keine systematischen und bundesweiten Langzeitdatenreihen. Inwiefern diese Altdaten je nach Qualität wertvolles Zusatzwissen liefern oder sogar für Wiederholungskartierungen und retrospektive Analysen genutzt werden können, bleibt aktuell zu prüfen. Zusätzlich werden durch zahlreiche Ehrenamtliche wertvolle Insektendaten außerhalb des Monitoringprogramms gesammelt. Damit könnte im Idealfall das bundesweite Insektenmonitoring nicht nur jetzt, sondern auch zukünftig sinnvoll ergänzt werden. Inwiefern dies möglich ist und welche Methoden hierbei eingesetzt werden könnten, bedarf einer genaueren Ausarbeitung.

Projektziele

Ziel des Vorhabens ist es, das Potenzial von Wiederholungskartierungen und retrospektiven Datenauswertungen für das bundesweite Insektenmonitoring am Beispiel der Heuschrecken zu analysieren. Dieses Potenzial kann von wertvollem Zusatzwissen über ökologische Merkmale der einzelnen Heuschreckenarten bis hin zu statistisch belastbaren, retrospektiven Trendanalysen reichen. Als Ergebnis sollen Voraussetzungen, Empfehlungen und Beispiele für die Nutzung von Wiederholungskartierungen für das Insektenmonitoring ausgearbeitet werden. Zusätzlich soll untersucht werden, wie sich die Zusammensetzung der Heuschreckengemeinschaften in den Untersuchungsgebieten im Zuge von Landnutzungs- und Klimawandel innerhalb der letzten 25 bis 30 Jahre signifikant verändert hat.

Vorgehensweise

In dem Vorhaben werden umfangreiche Altdatensätze zu historischen Heuschreckenerhebungen für verschiedene Naturräume in ganz Deutschland recherchiert, akquiriert, aufbereitet und hinsichtlich ihrer Eignung für Wiederholungskartierungen und weitere statistische Analysen geprüft. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Frage, welchen Mehrwert die erfassten historischen Daten und die Daten aus den entsprechenden Wiederholungskartierungen für das bundesweite Insektenmonitoring generieren können.

Basierend auf den daraus resultierenden theoretischen Erkenntnissen werden ca. 480 Flächen aus unterschiedlichen Naturräumen in Deutschland, für welche nutzbare Daten aus historischen Heuschreckenerfassungen vorliegen, für eine wiederholte Kartierung der Heuschreckenfauna ausgewählt und innerhalb von 3 Jahren jeweils mit denselben Methoden wie bei der Ersterhebung neu beprobt.

Die Altdaten zum historischen Artenspektrum und die entsprechenden Neudaten erlauben Analysen, wie sich die Zusammensetzung der Heuschreckengemeinschaften in den Untersuchungsgebieten im Zuge von Landnutzungs- und Klimawandel innerhalb der letzten 25 bis 30 Jahre signifikant verändert hat.

Um die Verknüpfung der Wiederholungsstudie mit dem bundesweiten Insektenmonitoring zu prüfen, findet ein Abgleich der unterschiedlichen Erhebungsmethoden statt.

Anhand sämtlicher erhaltener Daten wird exemplarisch für die Heuschreckenfauna geprüft, inwieweit wiederholte lokale Kartierungen die Daten des Insektenmonitorings ergänzen und zur Erreichung von dessen Zielstellungen beitragen können und inwieweit Zeitreihen zu Heuschreckentrends auch rückwirkend durch Wiederholungskartierungen nachgezeichnet werden können. Abschließend werden Voraussetzungen und Empfehlungen für die Nutzung von Wiederholungskartierungen für das Insektenmonitoring ausgearbeitet.

Ausblick

Das Vorhaben unterstützt die Umsetzung des Ziels des Aktionsprogramms Insektenschutz, die Datenlage zu Insekten zu verbessern und ein bundesweites Insektenmonitoring zu installieren. Die gewonnenen Ergebnisse sind unerlässlich, um das Potenzial von historischen Daten und Wiederholungsuntersuchungen für das bundesweite Insektenmonitoring zukünftig voll ausschöpfen zu können. Im Rahmen des Projektes werden umfangreiche Datenbestände zur Heuschreckenfauna sowohl gehoben als auch erhoben und für wichtige Analysen zur Veränderung der Heuschreckengemeinschaften in Deutschland genutzt, sowie für die Ableitung von Empfehlungen bzgl. der ergänzenden Nutzung von Altdaten für das bundesweite Insektenmonitoring eingesetzt.

Zuwendung (bestimmt) für

Universität Osnabrück
Prof. Dr. Thomas Fartmann
Abteilung für Biodiversität und Landschaftsökologie, Fachbereich Biologie/Chemie
Barbarastraße 11, 490763 Osnabrück

Kontakt im BfN

Dr. Merlin Schäfer
Fachgebiet II 1.4 Bundesweites Biodiversitätsmonitoring und marines Monitoring
0341 30977-256
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