Schalenwildmonitoring in den deutschen Nationalparken
Beschreibung
Hintergrund
Die Nationalparke (NLP) in Deutschland sind im Vergleich zu den Streifgebieten und Wanderbewegungen von Huftieren sehr klein, zudem fehlen meist Raubtiere, die (überhöhten) Huftierbestände limitieren könnten. Um Konflikte mit der Land- und Forstwirtschaft im Umland zu begrenzen, wird daher auch in den Managementzonen der Nationalparke jagdlich in die Huftierpopulationen eingegriffen. Dieser Eingriff soll im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Schalenwildmonitoring in den deutschen Nationalparken“ durch die Etablierung eines adaptiven Management-Prozesses optimiert und vereinheitlicht werden. Im Mittelpunkt dieses Prozesses steht dabei ein standardisiertes und wissenschaftlich fundiertes Monitoring geeigneter Kenngrößen (Indikatoren), aus dessen Ergebnissen gelernt und das Huftiermanagement entsprechend der Erkenntnisse angepasst werden kann.
Projekt
Das entwickelte Monitoringsystem setzt sich aus vier Komponenten zusammen. Mit Hilfe von Kamerafallen werden zunächst die Populationsdichte, die räumliche Verteilung, das Geschlechterverhältnis und die Altersstruktur der Huftierarten erfasst. Insgesamt wurden dafür im Projekt 642 Wildkameras - mindestens 50 pro Schutzgebiet – streng standardisiert und gleichmäßig verteilt über die gesamte Fläche der am Testlauf teilnehmenden Nationalparke ausgebracht. Um die auf diese Weise insgesamt über 1,2 Millionen Fotofallenbilder anschließend standardisiert und schutzgebietsübergreifend auswerten zu können, wurde das Fotofallen-Managementsystem TRAPPER verwendet und entsprechend der Bedürfnisse des Vorhabens weiterentwickelt.
Die zweite Komponente des Monitoringsystems umfasst ein Verbissmonitoring, welches unter Verwendung der „Nächster-Baum-Methode“ den Einfluss der Huftiere auf die Vegetation erfasst. Als Indikatoren für die Bewertung des Vegetationszustands dienen dabei der relative Jahreszuwachs von Gehölzen, die Verbissintensität und die Verbissmortalität. Im Rahmen des Testlaufs wurden so über 15.000 Verjüngungspflanzen auf 1875 Stichprobenflächen hinsichtlich besagter Indikatoren erfasst.
Zusätzlich liefert eine Standardisierung der biometrischen Parameter erlegter Huftiere eine Aussage über die Konstitution und Kondition der Tiere. Als Indikatoren dienen hier das Körpergewicht sowie die Länge des rechten Hinterfußes. Eine standardisierte Erfassung der Konstitution über längere Zeit erlaubt dabei die Erstellung von Zeitreihen, mit denen die Lebensbedingungen für die Populationen im zeitlichen Verlauf betrachtet werden können. Das Monitoring wird durch eine Erfassung der Standorte und Zeitpunkte einzelner Abschüsse sowie der Verteilung von touristischen und forstlichen Aktivitäten in den Nationalparken komplettiert. Nur unter Berücksichtigung dieser Störungsquellen lassen sich die räumlichen Verteilungsmuster der einzelnen Huftierpopulationen verstehen und korrekt interpretieren. Die Erfassung der Störung durch Tourismus und Forstwirtschaft beruht dabei auf Einschätzungen lokaler Ranger, Revierförster und Jäger.
Ausblick
Die während der Testläufe gesammelten Daten werden aktuell an der Universität Freiburg zusammengestellt und ausgewertet. Anhand der Ergebnisse aus den einzelnen Komponenten des Monitoringsystems soll das entwickelte Studiendesign am Ende des Vorhabens in einem gemeinsamen Workshop zusammen mit den Vertretern*innen der Nationalparke evaluiert, gegebenenfalls angepasst und schließlich dauerhaft in allen terrestrischen Nationalparken Deutschlands etabliert werden. Weitläufiges Ziel ist es auch, die schutzgebietsübergreifend genutzte Fotofallen-Datenbank TRAPPER nach dem Vorhaben weiter zu betreiben und somit die Zusammenarbeit zwischen den Schutzgebieten zu stärken. Inzwischen wird das entwickelte Monitoring im Rahmen internationaler Kooperationen bereits in mehreren Nationalparken Albaniens, Weißrusslands, Polens und der Ukraine angewendet.