Seevogelmonitoring in der deutschen Nord- und Ostsee
Beschreibung
FKZ 3521532206
Hintergrund
Für die Meeresgebiete der deutschen AWZ in Nord- und Ostsee wurden 25 besonders wichtige Vogelarten identifiziert, welche die Ausweisung von EU Vogelschutzgebieten in Nord- und Ostsee begründen. Diese Vogelarten, u.a. Seetaucher oder Meeresenten, nutzen das offene Meer als Nahrungs-, Rast-, oder Mausergebiet. Durch wiederholte großräumige Erfassungen nach standardisierten Methoden werden Populationsgrößen, Raum-Zeit-Muster und Raumnutzung dieser Seevögel erforscht. Die daraus abgeleiteten Bestandstrends, ihre Habitatwahl und Ernährungsökologie im marinen Ökosystem sind zusammen mit Daten zu Verhalten und dem Einfluss anthropogener Aktivitäten unentbehrliche Informationen, negative Entwicklungen der marinen biologischen Vielfalt zuverlässig und frühzeitig zu erkennen und zielgerichtete Maßnahmen ergreifen zu können.
Das Projekt
Das Bundesamt für Naturschutz ist gemäß § 6 Abs. 4 in Verbindung mit § 56ff BNatSchG die zuständige Naturschutzbehörde für das Biodiversitätsmonitoring und den Vollzug aller Naturschutzaufgaben mit Ausnahme der Landschaftsplanung in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone von Nord- und Ostsee (AWZ). Das BfN Monitoringprogramm in der AWZ umfasst die Erfassung von Seevögeln mit Hilfe großräumiger Schiffs- und sowohl digitalen, als auch analogen Flugzeug-basierten Surveys, die als standardisierte Monitoringmethoden auf einem erprobten Messnetz basieren. Diese Erfassungen von Verbreitungsmustern und die daraus resultierende Abschätzung von Populationsgrößen und Trends von Seevögeln sind etabliert und werden bereits seit vielen Jahren durchgeführt. Hinzu kommt im Zusammenhang zurückgehender Bestände v.a. in der Ostsee eine Analyse der Populationsstruktur von Meeresenten. Der fortschreitende Ausbau der Offshorewindenergie in weiten Teilen der deutschen AWZ verhindert aufgrund von neuen Sicherheitsvorschriften im Bereich von Offshorewindenergieparks zunehmend die observerbasierte Befliegung in der methodisch vorgegebenen Zielflughöhe. In dieser Situation reagiert das BfN bereits durch die Durchführung eigener Digitalsurveys, die die zukünftige Datengrundlage im marinen Wirbeltiermonitoring bilden. Um eine Vergleichbarkeit und Kontinuität zu den bisherigen Ergebnissen zu ermöglichen, ist mit dem Wechsel auf die digitale Erfassungsmethode eine ausführliche Untersuchung der Unterschiede zwischen der bisherigen Methode und der digitalen Erfassungsmethode notwendig. Die Weiterentwicklung und Anpassung von Monitoringkonzepten ist notwendig, um den geänderten Anforderungen auch in Zukunft gerecht werden zu können. Hierzu werden Erfahrungen mit der Anwendung dieser neuen Methoden, z. B. hinsichtlich der Datenqualität, der Fluglogistik bzw. Verfügbarkeit entsprechender Systeme und der praktischen Eignung bei unterschiedlichen Wetterbedingungen, gesammelt. Das Projekt beschäftigt sich sich mit der Vertiefung dieser Fragestellungen und berät und unterstützt das BfN bei der Planung und Durchführung der digitalen Erfassungen im marinen Wirbeltiermonitoring. Hierdurch wird eine lückenlose Nutzung der langjährigen Monitoringdaten sichergestellt. Dies ist gerade vor dem Hintergrund des geschilderten Ausbaus der Offshore-Energie unerlässlich, da nur so die Bestände und Verbreitungen von Seevogelarten ausreichend aktuell und im Vergleich zum Zeitraum vor dem Ausbau verglichen und fachlich bewertet werden können.
Ausblick
Die gewonnen Ergebnisse sind unerlässlich für die Einbindung neuer digitaler Erfassungsmethoden in das großflächig angelegte marine Monitoring im Rahmen der Natura 2000-Berichtspflichten und anderer hoheitlicher Aufgaben des BfN. Im Rahmen des Projektes werden umfangreiche Datenbestände für die Erfüllung europäischer Berichtsanforderungen erhoben und vom BfN qualitätsgesichert für die breite Öffentlichkeit aufbereitet und zur Verfügung gestellt. Weiterhin ist durch das Projekt eine weitreichende wissenschaftliche Unterstützung gewährleistet, um die europäischen Berichtspflichten (Vogelschutzrichtlinie und MSRL) zeit-, sach- und fachgerecht erfüllen zu können.