Umfassende Inwertsetzung von Naturkapital in Deutschland: Ansätze und Methoden zum Umgang mit knapper Information und Unsicherheiten (ValuGaps)



Beschreibung
FKZ 01UT2103D
Hintergrund
Biodiversität und Naturkapital tragen wesentlich zum menschlichen Wohlergehen bei. Allerdings berücksichtigen gesellschaftliche und private Entscheidungsprozesse den Wert von Biodiversität und Naturkapital bislang allenfalls zum Teil. Ein wichtiger Grund dafür sind die großen Informationslücken und Unsicherheiten. Trotz erheblicher Anstrengungen und Erfolge von Großprojekten zur Bewertung von Ökosystemleistungen und Naturkapital in Deutschland und weltweit (z.B. TEEB, TEEB.de, UK NEA, IPBES regionale und globales Assessments) besteht somit dringender Bedarf an Bewertungsansätzen, die in Politik, Wissenschaft und der Öffentlichkeit breit akzeptiert werden und praxistauglich sind.
Projekt
Das inter- und transdisziplinäre Drittmittelverbundprojekt ValuGaps, das im Rahmen der Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA) vom BMBF gefördert wird, entwickelt Methoden, schließt Informationslücken, zeigt auf, wie mit Unsicherheiten umgegangen werden kann und trägt bestehendes Wissen so zusammen, dass Entscheidungsträger*innen diese in der Praxis anwenden können.
Um die übergeordneten Projektziele zu erreichen, werden die folgenden Schritte umgesetzt:
- Aufdeckung und Adressierung von Wissenslücken und Unsicherheiten im Bereich der Bewertung von Naturkapital.
- Entwicklung von Methoden zur systematischen und zuverlässigen Übertragung der Werte aus Primärstudien und deren Einbeziehung in die Bewertung.
- Umfassende und flächendeckende Integration der Erkenntnisse in die politische Entscheidungsfindung, Bilanzierung und Planung.
- Schaffung eines stärkeren Bewusstseins für Multifunktionalität von Naturkapital und gesellschaftlicher Werte.
Im Rahmen des BfN-Teilprojektes werden exemplarisch die folgenden Werte ausgewählter Naturkapitalien flächendeckend für Deutschland quantifiziert:
- Bewertung von Stadtgrün und deren Auswirkungen auf Mietpreise und Wohlergehen anhand der hedonischen Preisanalyse und der Lebenszufriedenheitsanalyse.
- Ermittlung des Erholungswerts von artenreichem Grünland im Rahmen einer repräsentativen deutschlandweiten Online-Umfrage unter Verwendung verschiedener Bewertungsmethoden.
- Bewertung der biologischen Vielfalt anhand einer Befragung der Flächenagenturen in Deutschland zu Kosten und -Preisen für Ausgleichs- und Ersatzbiotope und -maßnahmen.
Eines der wesentlichen Meilensteine des Projekts war u.a. die Organisation einer Sommerschule zum Thema „Ökonomische Bewertung von Naturkapital: Von der Theorie zur Praxis“. Diese fand im Juli 2024 auf der Insel Vilm statt.
Ausblick
Im Rahmen der Bearbeitung der gestellten Forschungsfragen arbeitet ValuGaps interdisziplinär daran, die wissenschaftliche Grundlage zu verbessern, um Werte von Biodiversität und Naturkapital systematisch und umfassend in der Bilanzierung, Politikgestaltung und Planung zu berücksichtigen.
Anhand von zwei Hauptfallstudien, die artenreiche Lebensräume in der Agrarlandschaft und städtische Grünflächen untersuchen, wird der Ansatz auf Deutschland angewendet und getestet. In diesem transdisziplinären Projekt arbeiten die wissenschaftlichen Institutionen eng mit den zuständigen Bundesämtern (BfN und UBA) zusammen.
Darüber hinaus ist es angedacht, ein Referenzstakeholdernetzwerk zur Naturkapitalbewertung in Deutschland aufzubauen. ValuGaps wird somit wesentlich dazu beitragen, dass Deutschland seiner Verpflichtung gemäß der UN-Biodiversitätskonvention nachkommt, den Wert der Biodiversität in allen Entscheidungen angemessen zu berücksichtigen, im Einklang mit dem Globalen Biodiversitätsrahmen (CBD GBF), der EU-Biodiversitätsstrategie 2030 und der Nationalen Biodiversitätsstrategie.
Zuwendung (bestimmt) für
Förderung durch
BMBF-Forschungsinitiative zum Erhalt der Artenvielfalt (FEdA)
Kontakt im BfN
Weiterführende Informationen
ValuGaps Projektvisualisierung
