Urbanität und Vielfalt: Seltene heimische Wildpflanzen im Garten
Urbanität und Vielfalt: Seltene heimische Wildpflanzen im Garten – Biodiversität durch bürgerschaftliches Engagement
Projekt
Familien mit Kindern, Kleingartenvereine sowie interessierte Bürgerinnen und Bürger, die einen Garten oder Balkon besitzen, werden zu Wildpflanzenexpertinnen und –experten, sogenannte innerstädtische „Arche“-Flächen zu Begegnungs- und Umweltbildungsorten: Das innovative Umweltbildungs- und Naturschutzprojekt der Botanischen Gärten in Potsdam, Berlin und Marburg sowie des Umweltzentrums Dresden beteiligt Bürgerinnen und Bürger aktiv am Schutz und Erhalt gefährdeter heimischer Wildpflanzen und deren genetischer Vielfalt.
Bürger*innen vermehren seltene Wildpflanzen
An vier Standorten in Deutschland werden Privatpersonen angeleitet und betreut, seltene regionale Wildpflanzenarten in ihren Gärten weiter zu vermehren, um diese anschließend auf einer öffentlichen „Arche“-Fläche in ihrer Kommune auszupflanzen und im Rahmen einer Patenschaft weiterzupflegen. An jedem Projektstandort werden unterschiedliche Arten kultiviert, gezogen aus regionalem Wildsaatgut. In Absprache mit den Fachbehörden werden die vermehrten Pflanzen an Wildstandorten in der Region oder auf anderen geeigneten Flächen angesiedelt. Mit dem Projekt können die Wildpopulationen von rund 80 verschiedenen Wildpflanzenarten gestützt werden.
Arche-Flächen sind Treffpunkt und Orte der Umweltbildung
Die innerstädtischen „Arche“-Flächen dienen als Spenderflächen für die künftige Wiederausbringung und als Orte der Naturerfahrung und Umweltbildung. Hier finden regelmäßige Treffen der Projektteilnehmenden statt, von hier aus werden auch Exkursionen zu Wildstandorten angeboten und Biotop-Pflegeaktionen organisiert. In Berlin wird die zukünftige „Arche“-Fläche Teil des Ausstellungsgeländes der Internationalen Gartenausstellung Berlin 2017 sein. Professionelle Kommunikationsmaßnahmen wie ein Web-Portal, Projektflyer, Artensteckbriefe, Projektfilme, Schulungen und eine Medienkampagne tragen das Projekt in die Öffentlichkeit und sprechen neue Zielgruppen an. Ein Leitfaden schließlich fasst die Erfahrungen aus dem Projekt zu einer Anleitung für andere Initiativen zusammen.
Das Projekt wird von den Botanischen Vereinen und Naturschutzbehörden vor Ort fachlich mitbetreut. Die naturschutzfachliche Qualität wird durch ein kontinuierliches Monitoring sichergestellt. Dazu gehört auch die Evaluation genetischer Stichproben der verwendeten Pflanzen.
Bürgerschaftliches Engagement verändert Wahrnehmung
Das Projekt erhält durch die verschiedenen Standorte und die breite Kooperation von wissenschaftlichen Institutionen, Praxispartnern vor Ort und Bürgerschaft eine bundesweite Strahlkraft und Beispielhaftigkeit. Es ermöglicht Bürgerinnen und Bürgern auch ohne Fachwissen einen niedrigschwelligen Einstieg. Diese leisten nicht nur einen praktischen Beitrag zum Erhalt regionaler Artenvielfalt. Über ihr aktives Handeln wird auch Wissen zu den Themen „Biodiversität“, „Biotop- und Artenschutz“, „Transformation von Lebensräumen“ und „regional bedrohte Wildpflanzenarten“ in der Gesellschaft verankert. Das bürgerschaftliche Engagement und die eigenen positiven Erfahrungen verändern zudem die Wahrnehmung der heimischen Natur und ihres Erhaltungszustands von einer „defizitorientierten“ zu einer „stärkenorientierten“ Betrachtungsweise.