Wildkatzenwälder von morgen
Wildkatzenwälder von morgen
Hintergrund
Einst fast ausgerottet, konnte die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) in den letzten Jahrzehnten viele angestammte Lebensräume wiederbesiedeln. Sie gilt in Deutschland laut Roter Liste jedoch noch immer als „gefährdet“, ihr Erhaltungszustand laut FFH-Richtlinie wird mit „unzureichend-ungenügend“ bewertet. In weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands fehlt sie flächendeckend, in vielen anderen Regionen Deutschlands kommt sie noch immer nur lückenhaft vor.
Projekt
Im Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ soll die Wiederausbreitung der Wildkatze gefördert werden, gemeinsam mit Partner*innen und Freiwilligen vor Ort. In großen struktur- und totholzreichen Laub- und Mischwaldgebieten mit angrenzenden Offenlandbereichen, finden die Tiere sowohl geeignete Verstecke für die Jungenaufzucht als auch gute Jagdbedingungen. Vielerorts sind solche Wälder jedoch noch selten. In zehn Bundesländern sollen daher Kooperationen mit Waldnutzenden und –besitzenden entstehen und u. a. Waldränder, Wälder und waldnahe Offenlandbereiche aufgewertet werden. Gefährdungsursachen für Wildkatzen im Wirtschaftswald (z.B. Knotengitterzäune) will der BUND ins Bewusstsein rücken und reduzieren. Neben der Wildkatze werden andere Arten wie beispielsweise Haselmaus, Eschen-Scheckenfalter, Laubfrosch, Bechsteinfeldermaus, Mittelspecht und xylobionte Käfer Profiteure der Maßnahmen im und am Wald sein. Das Projekt soll zudem zur Förderung der Klimastabilität des Waldes beitragen. Gezielte und umfassende Kommunikationsarbeit mit relevanten Zielgruppen wird zum Erfolg des Projektes beitragen. Die strukturreichen, laubholzgeprägten Wildkatzenwälder von morgen sind gleichzeitig auch artenreiche und klimarobustere Wälder.
Übergeordnetes Ziel ist die Förderung der Wiederausbreitung der Verantwortungsart Wildkatze. Ökologische Ziele sind dabei die Verbesserung der Nahrungsverfügbarkeit, die Optimierung der Fortpflanzungsbedingungen sowie die Verminderung menschenverursachter Sterblichkeit. Die sozio-ökonomischen Projektziele stellen die Menschen in den Projektregionen und überregional in den Vordergrund: Ziele sind dabei die Informationsvermittlung zu Wildkatze und Wald und deren Schutzbedürftigkeit, die Schaffung von Bewusstsein für den Wert naturnaher, klimarobuster Wälder sowie die Aktivierung von Menschen, für den Schutz der Biodiversität einzutreten. Dabei stehen die Wildkatze als Leitart und der Lebensraum Wald und Waldrand im Fokus. Die Maßnahmen sollen die Biodiversität im und am Wald erhöhen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel erhöhen.
Maßnahmen
Das Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ steht unter dem Leitmotiv „Verbündete gewinnen – Lebensräume schaffen“. Dementsprechend ist die Einbindung und Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgerinnen aus den Bereichen Forst, Landwirtschaft, Jagd, Grundbesitz, Verwaltung, Kommunen und Kirche ein zentrales Element des Projektes. Die innerhalb des Projektes geförderten Maßnahmen gehen in Umfang und Tiefe deutlich über die naturschutzfachlichen Pflichtaufgaben im Forstbereich hinaus. Kooperationsvereinbarungen, Verträge mit Landnutzenden und Grundbesitzenden und Flächensicherungen mit Maßnahmenumsetzungen in Eigenregie sind zentrale Umsetzungswerkzeuge. Die inhaltlichen Schwerpunkte der Maßnahmen sind nachfolgend dargestellt. In jedem beteiligten Bundesland werden die Maßnahmen ja nach konkreter Situation vor Ort ausgewählt.
- Waldränder sind Orte großer Artenvielfalt und für die Wildkatze als Jagdhabitat und Tagesversteck von wichtiger Bedeutung. In den Projektgebieten sollen Waldränder aufgewertet und langfristig erhalten werden.
- Wildkatzen nutzen als Jagdhabitat bevorzugt deckungsreiche Offenbereiche im und am Wald wie an den Wald angrenzende Grünlandflächen sowie im Wald gelegene Lichtungen, Waldwiesen, Bachtäler und Windwurfflächen. Diese Bereiche sollen wildkatzengerecht entwickelt werden.
- Wildkatzen brauchen ein gutes und mehrfaches Angebot an sicheren und wettergeschützten Verstecken für die Jungenaufzucht. In Wirtschaftswäldern sind solche Verstecke oft rar. Im Projekt soll die Strukturvielfalt im Waldinneren beispielweise durch die Erhöhung des Totholzanteils, das Aufschichten von Kronenwällen und das Belassen dauerhafter Holzpolter und umgekippter Wurzelteller verbessert werden.
- Durch bestimmte forstliche Praktiken können junge und auch erwachsene Wildkatzen in Wirtschaftswäldern unbeabsichtigt umkommen. Im Projekt werden gemeinsam mit Forstämtern, Privatwaldbesitzenden und holzabnehmenden Betrieben Lösungsmöglichkeiten zur Vermeidung solcher Unfälle erarbeitet und gemeinsam umsetzt.
- Durch ein Genmonitoring der Wildkatzenbestände mittels Lockstöcken in den Randgebieten des Verbreitungsgebietes soll die Wiederausbreitung der Wildkatze weiter untersucht und dokumentiert werden. Durch die Einbindung von Freiwilligen werden Menschen für den Wildkatzen- und Biodiversitätsschutz begeistert.