Wisente im Rothaargebirge
Beschreibung
Hauptziel des E+E-Vorhabens war die Etablierung einer halbwild lebenden Wisentgruppe auf einer ca. 4.300 ha großen Fläche im Rothaargebirge (Landkreis Siegen-Wittgenstein, NRW). Die Zielgröße der Wisentgruppe wurde dabei vor dem Hintergrund der Tragfähigkeit des Gebietes auf 20-25 Tiere geschätzt.
Mit dem Projekt soll ein aktiver Beitrag zur Erhaltung des europäischen Flachlandwisents geleistet werden, der über die Zuchtbemühungen in zoologischen Einrichtungen deutlich hinausgeht. Durch den Wisent soll zudem das Artenspektrum an einheimischen Großherbivoren weiter vervollständigt werden und die ökologische Nische des Gras- und Raufutterfressers, die derzeit unbesetzt ist, wieder belegt werden. Im Rahmen der Wissenschaftlichen Begleitung wurden projektbegleitende Untersuchungen zum Verhalten, zur Habitatnutzung und zur Ökologie des Wisents sowie zu den Auswirkungen des Wisents auf die Waldentwicklung – auch unter forstökonomischen Gesichtspunkten – durchgeführt.
Da etwa die Hälfte der Projektfläche auf das Natura 2000-Gebiet „Schanze“ entfällt, galt es zudem, die Bedeutung des Wisents für die Erhaltung bzw. Entwicklungsrichtung dieses Gebietes zu klären.
Im Rahmen der Akzeptanzbildung in der Region sollte weiterhin demonstriert werden, dass selbst im dicht besiedelten Deutschland für ehemals heimische Großsäugetiere bei geeignetem Management eine Lebensgrundlage geschaffen werden kann und dass sich menschliche Nutzungsinteressen mit den Lebensansprüchen der Tiere vereinen lassen. Darüber hinaus sollte die „Ökonomie“ des Projektes auch unter dem Aspekt einer touristischen Vermarktung für die Region analysiert werden. Entsprechende Untersuchungen zur den sozioökonomischen Auswirkungen eines solchen Projektes waren daher ebenfalls Bestandteil der Wissenschaftlichen Begleitung.
Durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit sollten die Besucher des Rothaargebirges über die Biologie und Geschichte des Wisents, die Projektziele sowie die Rolle des Wisents im Ökosystem und die damit verbundenen natürlichen Prozesse informiert werden. Darüber hinaus dient ein Schaugehege (welches nicht Bestandteil des E+E-Vorhabens ist) und ein Informationsstand der Besucherlenkung und der Werbung für das Projekt.
Die wichtigsten Ergebnisse des E+E-Vorhaben wurden als Band 133 der BfN-Schriftenreihe Naturschutz und Biologische Vielfalt und als BfN-Skript 441 publiziert.