Seit Ende der 1980er-Jahre werden vermehrt die Lebensgemeinschaften mitteleuropäischer Wälder erforscht, allerdings meist mit einem Schwerpunkt auf der Flora. Bei der deutlich seltener untersuchten Fauna wurden meist auf einzelnen Flächen Vögel oder Totholzkäfer untersucht (z. B. Arbeitsgruppe "Naturwaldforschung" 2013, Köhler 2014, Luxemburg: Meyer & Carrières 2007, Murat 2014). Nur in Hessen werden seit 1990 umfangreiche zoo-logische Untersuchungen zu sieben Tiergruppen in Totalreservaten und Vergleichsflächen im Wirtschaftswald durchgeführt (siehe Blick et al. 2014). Da es in Mitteleuropa mit Ausnahme des östlichen Randes (Polen, Slowakei) keine Urwälder mehr gibt, ist es von besonderer Bedeutung, die auf naturnahe Wälder spezialisierten Artengemeinschaften kennenzulernen und intensive Anstrengungen zu unternehmen, diese zu schützen und zu fördern.
Insbesondere in der Naturwaldforschung bestand der Bedarf, Pflanzen und Tiere bezüglich ihrer Bindung an den Lebensraum Wald einzustufen, um Biozönosen bewerten zu können. Schmidt et al. (2011) stellten erstmalig eine komplette Waldartenliste der Farn- und Blüten-pflanzen, Moose und Flechten Deutschlands zusammen und stuften diese Arten entsprechend ihrer Waldbindung ein. In der vorliegenden Arbeit werden nun alle deutschen Arten aus neun Tiergruppen (Lumbricidae – Regenwürmer, Araneae – Spinnen, Opiliones – Weberknechte, Pseudoscorpiones – Pseudoskorpione, Heteroptera – Wanzen, Coleoptera – Käfer, Aculeata – Stechimmen, Macrolepidoptera – Großschmetterlinge, Aves – Vögel), die in mitteleuropäischen Wäldern arten- und individuenreich vorkommen, in vergleichbarer Weise gemäß ihrer Waldbindung eingestuft. Insgesamt wurden 11.900 Arten klassifiziert, was rund 25 % der Tierarten Deutschlands abdeckt.