BfN-Schriften 614 - Konkretisierung von Ansatzpunkten einer naturverträglichen Ausgestaltung der Energiewende, mit Blick auf strategische Stellschrauben. "Naturverträgliche Ausgestaltung der Energiewende" (EE100-konkret)
Beschreibung
Der Forschungsbericht zum Verbundvorhaben „EE100-konkret“ arbeitet besonders relevante, strategische Stellschrauben für eine naturverträgliche Energiewende heraus. Er baut auf einem ersten Szenario-Set (vgl. BfN-Skripten 501) auf, ergänzt und verfeinert die damaligen Ergebnisse. Aufgezeigt werden räumliche Leitplanken zur Bereitstellung erneuerbarer Energien, Abgleiche der Stromerzeugungspotenziale mit projizierten Energiebedarfen und Konsequenzen für Netze, Speicher, Kosten und Transformationspfade sowie die Spielräume für die Technologieentwicklung und Energieeinsparungen. Schließlich werden Handlungsempfehlungen abgeleitet.
Die Ergebnisse zeigen, dass mit den getroffenen Annahmen für Potenzialflächen und Technologien der gesamte Strombedarf von 1.500 Terrawattstunden (TWh) im Jahr 2050 auf Bundesebene naturverträglich gedeckt werden könnte, obwohl Flächen nur begrenzt verfügbar sind. Dafür müssten allerdings sehr leistungsstarke Windenergieanlagen auf den besten Standorten und Photovoltaikmodule auf allen nutzbaren Dachflächen installiert werden.
Um den hier skizzierten Weg einzuschlagen und damit den Ausbauzielen für erneuerbare Energien auf Bundesebene näherzukommen, wären zudem zahlreiche, gänzlich neu ausgerichtete Rahmenbedingungen und Maßnahmenbündel erforderlich. Die Vorgabe naturverträglicher, regionaler Mindestziele für den Ausbau erneuerbarer Energien ist hierfür ein wichtiger Zwischenschritt. Darüber hinaus ist nicht nur eine signifikant höhere Besteuerung von Treibhausgasen nötig, es müssen auch Anreize geschaffen werden für die notwendige Elektrifizierung, die Sektorkopplung und den Speicherausbau sowie die Ausnutzung von Flexibilitäten der Stromübertragung. Sollte allerdings die bis zum Jahr 2050 angenommene Reduktion des Energiebedarfes nicht erreicht werden, würde dies den Flächenbedarf für den Ausbau der erneuerbaren Energien deutlich erhöhen – mit der Konsequenz, dass weder die Ziele der Energiewende noch der Erhalt oder die Verbesserung der biologischen Vielfalt erreicht werden können. Um hier gezielt die Bundesziele zu unterstützen, wären wirksame Maßnahmen notwendig, beispielsweise Bedingungen für energie- und ressourcenschonende Lebens- und Wirtschaftsweisen zur Energiebedarfsreduzierung zu schaffen.
Adressiert werden damit auch Themen, die über originäre Naturschutzanliegen hinausgehen. Denn eine Auseinandersetzung mit Naturschutzanforderungen sollte bereits bei der Ausgestaltung der Rahmenbedingungen erfolgen, nicht erst bei einem konkreten Projekt vor Ort. Das Vorhaben stellt in diesem Zusammenhang Grundlagen für die Diskussion sowohl auf Bundes-ebene als auch mit Akteuren vor Ort bereit, um den nachhaltigen Ausbau der erneuerbaren Energien weiter zu dynamisieren und dabei vor allem die Naturverträglichkeit als wesentliches Element der Energiewende frühzeitig in den Blick zu nehmen.