Wiederherstellung von Lebensräumen auf Hochmoorgrünland – eine Chance für Klima und Natur
Hintergrund
Lebende Moore gibt es kaum noch in Deutschland - 90 % der Moorböden werden landwirtschaftlich genutzt, vor allem als Grünland. In Nordwestdeutschland gab es bis ins 18te Jahrhundert noch ausgedehnte intakte Hochmoor-Ökosysteme. Durch menschliche Nutzung und Entwässerung sind sie extrem selten geworden – es ist nur noch etwa 1% der Ursprungsfläche übrig. Dementsprechend sind die typischen Hochmoorlebensräume und -arten heute hochgradig gefährdet.
Zudem werden aus landwirtschaftlich genutzten, entwässerten Moorböden enorme Mengen an Treibhausgas-Emissionen freigesetzt. Sie erreichen eine Größenordnung von über 4 % der Gesamtemissionen Deutschlands. Es besteht daher dringender Handlungsbedarf die Moorstandorte großflächig wiederzuvernässen und, wo dies möglich ist, auch die gefährdeten Moorlebensräume wiederherzustellen. Der Feldversuch „OptiMoor“ zeigt das letzteres auch in einer intensiv genutzten Agrarlandschaft möglich ist.
Das Projekt
In dem Vorhaben „OptiMoor“ wird die Sanierung von bisher landwirtschaftlich genutztem entwässertem Hochmoorgrünland erprobt. Bisherige Hochmoorsanierungen beschränkten sich vor allem auf ehemalige Torfabbauflächen sowie nur leicht geschädigte noch naturnahe Hochmoorrestflächen. Die Sanierung genutzter Moore ist auf Grund der Bedeutung dieser Standorte hinsichtlich der Emission von Treibhausgasen sowie der nur noch sehr geringen Restbestände von naturnahen Hochmoor-Ökosystemen dagegen erst in den letzten Jahren in Erwägung gezogen worden. Praktische Erfahrungen und wissenschaftliche Erkenntnisse dazu fehlen noch.
Auf der Modellfläche wurden in 6 Versuchsfeldern und einer Referenzfläche unterschiedliche Ausgangsbedingungen geschaffen und die Auswirkungen auf die Pflanzen und Tiere sowie die Kohlenstoff-speicherung untersucht. Besonders für die an nährstoffarme Bedingungen angepassten Arten der Hochmoore, stellen die nährstoffreichen Verhältnisse der Hochmoorgrünländer ein Problem dar.
Ein Ansatz im Projekt „OptiMoor“ ist es daher, durch den Abtrag des mit Nährstoffen und Samen von Grünlandarten angereicherten Oberbodens bis in verschiedene Tiefen, wieder die natürlicherweise nährstoffarmen Bedingungen für spezialisierte und konkurrenzschwache Moorarten zu schaffen. Eine weitere Maßnahme, die getestet wird, ist die Ausbringung von moortypischer Vegetation (Torfmoose), von der man sich eine schnellere Etablierung der Moorarten verspricht. Auf einer Variante ohne Oberbodenabtrag wird untersucht, wie sich das Intensivgrünland verändert, wenn man nur hohe Wasserstände für die Hochmoorentwicklung einstellt und die Nährstoffe sehr langsam durch jährliche Mahd der Wiese entfernt.
Für eine Wiedervernässung bieten die Hochmoorgrünländer prinzipiell besonders gute Ausgangsbedingungen. Die wasserdurchlässigen Weißtorfe die im Untergrund vorhanden sind, leiten das Wasser schnell in die ganze Fläche. Hochmoore werden natürlicherweise von Regenwasser gespeist; im Projekt wird dieser Mechanismus mithilfe eines Wasserreservoirs nachempfunden, von dem das Wasser anschließend in die Versuchsflächen geleitet wird. Wenn die Torfmoosdecke mächtig genug gewachsen ist, wird das Hochmoor im besten Fall wieder in der Lage sein, genügend Regenwasser zu speichern, um Dürrezeiten zu überstehen. Torfmoose wirken wie ein Schwamm, der zwar oberflächlich austrocknet, das Wasser in den tiefergelegenen kleinen Poren aber festhält.
Bis 2020 werden im Rahmen des wissenschaftlichen Begleitvorhabens Treibhausgasemissionen, Nährstoffentwicklung, Veränderungen im Relief sowie die Entwicklung der Vegetation und Tiere auf den Flächen ermittelt.
Ausblick
Erste Ergebnisse zeigen, dass sich bereits nach zwei Jahren ein wachsender Torfmoosrasen entwickelt hat, der zudem eine Kohlenstoffsenke darstellt! Hierfür musste allerdings die durch die Nutzung beeinträchtige obere Moorbodenschicht abgetragen werden.
Aus den im Projekt gewonnenen Erkenntnissen wird ein Leitfaden entwickelt, der die Umsetzung der Wiederherstellung von naturnahen Mooren auf Hochmoorgrünland erleichtert und beschleunigt. Für die Zukunft ist außerdem geplant, die erfolgreich getesteten Maßnahmen auch auf größeren Flächen umzusetzen.
Weiterführende Links
Laufzeit
16.09.2016 – 15.09.2019 (Hauptvorhaben)
16.09.2016 – 30.06.2021 (wissenschaftliches Begleitvorhaben)
Förderprogramm
Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben
Projektträger
Europäisches Fachzentrum für Moor und Klima GmbH & Universität Rostock
Beteiligte Partner
Fachbetreuung im BfN
Dr. Karin Ullrich und Stefanie Heinze, FG II 2.1