22. Vilmer Sommerakademie - Gefährdete (Tier-)Arten schützen: Grundlagen, Herausforderungen und Grenzen
Der Artenschutz bildet – zusammen mit Naturdenkmal- und Landschaftsschutz – die historische Wurzel des Naturschutzes. Im öffentlichen Bewusstsein wird Naturschutz oft immer noch auf Artenschutz reduziert, etwa den Schutz spektakulärer charismatischer Arten oder umstrittene Artenerhaltungsmaßnahmen. In diesem mehrfachen Sinne steht Artenschutz immer wieder im Fokus. Doch was macht eigentlich erfolgreichen Artenschutz aus? Wo und warum stößt er an Grenzen? In welchem Verhältnis steht Artenschutz zu anderen Schutzzielen des Naturschutzes wie Lebensraum-, Ökosystem-, Landschafts- oder Prozessschutz?
Die Vilmer Sommerakademie bietet die Zeit und den Ort, um einmal jährlich ein Grundsatzthema des Naturschutzes mit ausgewählten Expert*innen und Praktiker*innen umfassend zu diskutieren. Sie gründet in der Einsicht, dass Naturschutz sich nicht – quasi automatisch – aus der „Anwendung“ wissenschaftlicher Kenntnisse ergibt, sondern stets eine gesellschaftliche, kulturelle und politische Aufgabe darstellt. Auch wenn die Notwendigkeit des Schutzes der Natur als Lebensgrundlage zwingend erscheint, müssen der Naturschutz und seine Vertreter*innen diese Notwendigkeit und ihre konkreten Umsetzungen überzeugend darlegen und begründen können.
Inhalt der Tagung
Die Vilmer Sommerakademie 2023 beschäftigt sich aus ökologischer, moralphilosophischer und naturschutzpolitischer Perspektive mit erfolgreichem Artenschutz, praktischen Hürden und konzeptionellen Grenzen – insbesondere im zoologischen Artenschutz. Fragen nach konzeptionellen Grenzen umfassen etwa, ob bestimmte Maßnahmen (wie etwa bei Assisted Migration oder im Management von Beutegreifern) und Techniken (wie etwa neue Gentechniken) überhaupt als sinnvolle Beiträge zu erfolgreichem Artenschutz gelten können. Wir wollen im Rahmen der Tagung also auch fragen, wo warum Grenzen des Artenschutzes liegen können bzw. sollten.
Aufbau der Tagung
Die oben genannten Fragen werden sowohl aus konzeptioneller Perspektive als auch am Beispiel konkreter zoologischer Artenschutzprojekte vorgestellt und diskutiert. Arbeitsfragen sind:
- Was macht erfolgreichen Artenschutz aus – und warum?
- Wo stößt Artenschutz warum an Hürden und/oder Grenzen?
- Wodurch gelingt ein Artenschutz-Projekt (nicht) und wie ist dies zu bewerten?
- Nach welchen Kriterien sollten Artenschutzprojekte und deren Methoden bei begrenzten Ressourcen ausgewählt werden?
Ziele
Ziel der Tagung ist es, Begründungen, Erfolgsfaktoren, praktische Hürden und Grenzen von Tier-Artenschutz auszuloten und zur Diskussion über diese anzuregen. Ein Schwerpunkt wird sein, zu prüfen, wo und wie die diskutierten Fragestellungen relevant für die Praxis sind und so Hinweise und Vorschläge zu formulieren, die dann auch mittels eines Tagungsbandes (BfN-Schrift) sowie im Rahmen der Vilmer Thesen in die Naturschutz-Diskussion eingespeist werden.