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Bundesamt für Naturschutz

21. Vilmer Sommerakademie: Wälder im Stress

Internationale Naturschutzakademie
Land- und Forstwirtschaft
Klimawandel
21.06.2022
Putbus/Insel Vilm
Der Frage, wie Wald-Naturschutz unter sich radikal ändernden Bedingungen gestaltet werden kann, widmeten sich vom 30. Mai bis 3. Juni 2022 die rund 70 Teilnehmenden der 21. Vilmer Sommerakademie der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm.
Tote Bäume im Wald
Insgesamt nehmen „Stressoren“ auf Waldökosysteme zu.

Insgesamt nehmen „Stressoren“ (auch) auf Waldökosysteme zu: Veränderungen des Wasserhaushalts, Hitze- und Trockenperioden, Verschwinden und biogeografische Verschiebungen von Arten und Lebensräumen. Die Folgen des Klimawandels sind bereits jetzt zu erkennen. Zugleich sollen Wälder im Rahmen von Klimaschutzmaßnahmen als CO2-Senke dienen. Holz unterliegt extremen Preisschwankungen. Und die Bevölkerung nutzt den Wald wieder häufiger für verschiedene Freizeitaktivitäten.

Wie soll das Verhältnis von Naturschutz und Nutzung aussehen? Welche Nutzungsformen sind mit Naturschutzzielen im Wald kompatibel? Und wie lassen sich bei ökologischen Waldzykluszeiten von Jahrhunderten sinnvolle Planungen anstellen? Vertreter*innen von Behörden und Verbänden, Umwelt- und Kommunalpolitiker*innen sowie Naturschützer*innen und Natur-, Sozial und Geisteswissenschaftler*innen waren eingeladen, diese Fragen zu diskutieren und Ansätze für den Umgang mit diesen Herausforderungen (weiter) zu entwickeln.

Drei Referent*innen der diesjährigen Sommerakademie beleuchteten den Wald zunächst aus sozialwissenschaftlicher, philosophischer und ökologischer Perspektive. Außerdem stand das Thema Klimaschutz und Naturschutz im Wald auf der Agenda, hier wurden auch das Thema Windkraft im Wald und das Konzept der Nature Based Solutions kritisch diskutiert. Die Vortragenden beleuchteten die Herausforderungen für das Schutzgebietsmanagement sowie die Rolle unterschiedlicher Akteure für die Waldbewirtschaftung.

Während viele Ziele, wie etwa die notwendige drastische CO2-Emissionsreduktion sowie die Anpassung von Wäldern an den Klimawandel unstrittig waren, wurden Fragen, wie diese Ziele genau verwirklicht werden können bzw. sollten, durchaus kontrovers diskutiert, so etwa ob und wie aktiv eine Veränderung der Baumartenzusammensetzung im Zuge der Anpassung an den Klimawandel gestaltet werden müsse.

Deutlich wurde, dass unter Bedingungen des rasanten Wandels langfristige Planung noch schwieriger wird. Im Sinne eines Konzeptes der multifunktionalen Landschaft, wie sie zum Beispiel der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) vorschlägt, sollten für die jeweiligen Wälder angepasste Nutzungs- (oder Nichtnutzungs-)Strategien entwickelt werden, um auf den zur Verfügung stehenden Flächen möglichst viele Ziele umzusetzen. Es sei jedoch zu berücksichtigen, dass klare Schwerpunktsetzungen nötig sind, da nicht alle Ziele gleichzeitig auf allen Flächen realisiert werden können. Der öffentlichen Hand komme aufgrund der Flächengröße, die in ihrem Besitz steht, eine besondere Verantwortung und Vorreiterrolle zu, doch zugleich sind die privaten Waldbesitzenden in all ihrer Unterschiedlichkeit mit einzubeziehen, damit Naturschutz im Wald auch unter Klimastress erfolgreich praktiziert werden kann.

Gruppenfoto der 21. Sommerakademie
Teilnehmende der 21. Sommerakademie.

Die Sommerakademie wird jährlich von der internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm (INA) des Bundesamtes für Naturschutz (BfN), der Universität Tübingen und der Universität Kiel organisiert. Sie bietet Interessierten die Möglichkeit, grundsätzliche Fragen des Naturschutzes interdisziplinär aus natur-, sozial-, geistes- und kulturwissenschaftlicher Perspektive zu erörtern und mit Expert*innen aus Politik, Praxis und Wissenschaft in den Austausch zu kommen. Als Ergebnis entstehen im Nachgang jeder Tagung die "Vilmer Thesen", die jeweils in der Zeitschrift Natur und Landschaft erscheinen.

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