Boden des Jahres: Grundlage für artenreiche Lebensräume
Rendzinen sind oft flachgründige, humusarme Böden über Kalkgestein. Häufig besteht das Ausgangsgestein aus Millionen Jahren alter Ablagerungen von Korallen, Muscheln und Schnecken und stellt somit eine Bibliothek der Naturgeschichte dar.
Durch Verwitterung des Kalkgesteins entstehen oft nur dünne basische Böden, die meist nur wenige Nährstoffe enthalten. Für den Ackerbau sind solche Böden heute nur bedingt nutzbar. In der Vergangenheit beschränkte sich landwirtschaftliche Nutzung weitgehend auf die Beweidung von Grünland oder spezielle Ackerkulturen.
Das Zusammenspiel aus flachgründigen, nährstoffarmen und basischen Böden, verbunden mit extensiver Nutzung durch Beweidung, schuf einen einzigartigen Lebensraum. Kalkmagerrasen zählen heute zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Hier leben insbesondere spezialisierte Arten und Artengemeinschaften, die Wärme und Trockenheit lieben und häufig von konkurrenzstarken Arten unterdrückt werden.
Es gedeihen zahlreiche, teils gefährdete Pflanzen wie Thymian, Kreuzblümchen, Habichtskräuter, Skabiosen und Zittergras. Auf wenigen Quadratmetern lassen sich mehr als 50 Pflanzenarten finden, die wiederum vielen Insekten wie der Knautien-Sandbiene, dem Kreuzenzian-Ameisenbläuling, der Thymian-Zirpe und dem Heidegrashüpfer als Nahrung und Lebensstätte dienen. Auch Reptilien wie die Zauneidechse oder die Schlingnatter wissen das vielfältige Nahrungsangebot zu schätzen.
Doch die Vielfalt ist bedroht. Kalkmagerrasen sind Elemente der historischen Kulturlandschaft – geschaffen durch die Beweidung mit Rindern, Schafen oder Ziegen. In den letzten Jahrzehnten fielen allerdings viele Flächen brach, da die Bewirtschaftung nicht mehr rentabel war. Sträucher machten sich breit und verdrängten nach und nach die typischen Arten der Kalkmagerrasen.
Das BfN fördert daher mit Mitteln des BMUV Projekte, die sich um die Wiederherstellung und nachhaltige Nutzung von Kalkmagerrasen kümmern. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist das Projekt „Nachhaltige Renaturierung von Kalkmagerrasen in Zeiten des globalen Wandels“ in dem gut 55 Hektar im Diemel- und Warmetal in Hessen und Nordrhein-Westfalen wiederhergestellt werden konnten.