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Bundesamt für Naturschutz

Großwale in der deutschen Nordsee gesichtet

Presse
Meere
06.06.2024
Vilm
Die Verbreitung von Walen in der Nordsee steht im Mittelpunkt eines Forschungsprojektes des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Aktuelle Erfassungen im Naturschutzgebiet Doggerbank haben jetzt alle Erwartungen der Wissenschaftler*innen übertroffen.
Buckelwalflosse erhebt sich aus dem Wasser
Buckelwal

Die Ergebnisse eines achttägigen sogenannten Erfassungsserveys mit einem Forschungsschiff sind bemerkenswert: Mehr als 30 Sichtungen von Minkwalen, mehr als 30 Sichtungen von Weißschnauzendelfinen und mehr als 80 Sichtungen von Schweinswalen und die Sichtung eines Buckelwals. Darüber hinaus wurden entlang der vorab festgelegten Transekte auch mehrere Seehunde und Kegelrobben gesichtet. Aufgabe eines Forschungsprojektes des BfN ist nun, anhand der Zahlen und Aufnahmen von Unterwasser-Rekordern, Rückschlüsse auf das räumliche und zeitliche Vorkommen der Arten im Gebiet zu ziehen.

Die Unterwasser-Rekorder in der Doggerbank hatten Wissenschaftler*innen des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, wie bereits im vergangenen Jahr, im Frühjahr installiert. Sie sollen über mehrere Wochen Aufnahmen der Lautäußerungen von Zwergwalen liefern. Ergänzt werden die Daten durch parallele, mehrtägige Ausfahrten, zuletzt im Mai dieses Jahres mit dem Forschungsschiff „Arctic Hunter“. Die Ausfahrt begleiteten erstmalig Ornithologen des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA), um die Verteilung und Bestände von Seevögeln zu erfassen.

Weil viele Arten durch menschliche Aktivitäten zunehmend unter Druck stehen, ist neben der Erfassung von Walen, die Erfassung von Seevögeln für den Naturschutz von besonderer Bedeutung. Im Mittelpunkt stehen dabei in der Nordsee Basstölpel, Eissturmvogel, Seetaucher und Alkenvögel. Auffällig waren große Gruppen von oft einjährigen Individuen von Trottellummen, Tordalken und auch Papageientauchern, die in diesem Jahr zwar nicht brüten, die Doggerbank aber als Nahrungshabitat nutzen und somit den Wert des Gebietes auch für Seevögel unterstreichen.

Die Untersuchungen wurden in Zusammenarbeit der Forschungsprojekte „Habitatwahl und Populationsdynamik von Schweinswalen im Ökosystem der deutschen Nord- und Ostsee (HabitatWAL)“ und „Erfassung und Bewertung von Seevögeln in der deutschen Nord- und Ostsee und Erarbeitung von Trends und Indikatoren (MarBird)“ durchgeführt. Gefördert werden die Vorhaben durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums.

Hintergrund

Schutzgebiet Doggerbank

Das Naturschutzgebiet Doggerbank befindet sich im äußersten Nordwesten etwa 250 Kilometer vor Helgoland in der zentralen Nordsee. Die gesamte Doggerbank erstreckt sich in der zentralen Nordsee von den Gewässern Dänemarks, Deutschlands und der Niederlande bis nach Großbritannien und wurde bereits 2023 von der Marine Mammal Protected Area Task Force der IUCN unter Mitarbeit der an einem Forschungsprojekt des BfN beteiligten Wissenschaftler*innen als Important Marine Mammal Habitat (IMMA) ausgewiesen, um ihre Bedeutung als Habitat für Zwergwale‚ Schweinswale und Kegelrobben herauszustellen. Das Gebiet wurde in Deutschland bereits 2004 der EU als Natura 2000 Gebiet gemeldet und im Jahr 2017 als nationales Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Wale

Alle Wale sind nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) geschützt, somit nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Arten und darüber hinaus im Anhang II und IV der FFH-Richtlinie gelistet. Minkwale (Balaenoptera acutorostrata) - im Deutschen trotz einer Länge von sieben bis zehn Metern auch Zwergwale genannt -, sind die kleinsten Vertreter der Bartenwale und schnelle Schwimmer, die leicht bis zu 40 Stundenkilometer erreichen. Buckelwale werden bis 15 Meter groß und können auf ihren Wanderungen tausende Kilometer zurücklegen. Sie sind eher selten in der Nordsee anzutreffen. 

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