Neue Kartenanwendung zeigt, wie es um Deutschlands Flussauen steht

Für 79 Flüsse wird in der Anwendung dargestellt, welche Auen bei Hochwasser überflutet werden können, welche Bereiche vom Überflutungsregime abgeschnitten sind (Altauen) und ob die Gebiete als Grünland oder Wald genutzt werden oder bebaut sind. Über ein Auswahlmenü lassen sich außerdem Verlust von Überschwemmungsflächen und der Zustand der rezenten Auen einblenden – alles frei skalierbar und auch für einzelne Flüsse oder Auenabschnitte verfügbar.

Die Basis für diese Anwendung bildet der Auenzustandsbericht 2021, für den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Auftrag des BfN eine Vielzahl an Daten zusammengetragen und ausgewertet haben. Dabei kam heraus: Mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland sind stark bis sehr stark verändert – und zwei Drittel stehen bei Hochwasser nicht mehr als natürliche Überschwemmungsflächen zur Verfügung. Diese Informationen lassen sich nicht nur über die Kartenanwendung, sondern auch über standardisierte Darstellungs- und Downloaddienste abrufen. Wer sich über Auenrenaturierungsprojekte an Flüssen informieren möchte, wird ebenfalls in der Kartenanwendung fündig. Dort sind Informationen zu rund 200 Rena-turierungen und Deichrückverlegungen abrufbar. Über einen Link geht es direkt zu den jeweiligen Projektwebsites. Grundlage ist eine aktuelle BfN-Datenbank mit Auenrenaturierungsprojekten.
Mit der Kartenanwendung wird die Dimension des Auenverlustes deutlich, aber auch wo noch Potenzial zur naturnahen Auenentwicklung besteht.
Denn obwohl mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland unter Naturschutz oder als Natura-2000-Gebiete ausgewiesen sind, stehen die verbliebenen Flussauen weiterhin durch Bebauung, intensive Land- und Forstwirtschaft, den Ausbau von Wasserstraßen, Wasserkraftanlagen und Staustufen im Fokus widerstreitender Interessen. Es besteht also weiterhin großer Handlungsbedarf, denn Auen zu schützen, heißt nicht nur, die Natur zu bewahren – es bedeutet auch, Hochwasserschutz zu stärken und sich besser an den Klimawandel anzupassen.